Alemannia Aachen im Dritten Reich

Die spannende und interessante Lesung des Buches „Und Salomon spielt längst nicht mehr“ am 01.März 2018 im Internationalen Zeitungsmuseum legte den Grundstein für die Aufarbeitung der Geschehnisse der Alemannia im Dritten Reich.

Auch für Alemannia Aachen liegt nun, wie bereits für viele andere Vereine, eine Aufarbeitung der Geschichte des Vereins im Dritten Reich vor. Mit René Rohrkamp und Ingo Deloie haben sich zwei Vereinsmitglieder und Geschichtswissenschaftler um diese Aufgabe gekümmert. Die Studie beginnt im Gründungsjahr des FC Alemannia 1900 und beschreibt zunächst den Weg der bürgerlich geprägten Schwarz-Gelben in die nationalsozialistische Gesellschaft.

Biografien, die zu Karrieren in Naziregime führen, werden dabei ebenso frühzeitig erkennbar wie der Umgang mit den jüdischen Mitgliedern. Im Mittelpunkt stehen immer wieder zwei legendäre Akteure der Alemannia -Geschichte: der jüdische Spieler Max Salomon. der Anfang April 1933 aus der Ligamannschaft ausscheiden musste, sowie Reinhold Münzenberg, damals Nationalspieler und 1934 WM-Dritter. Ihre Lebenswege stehen exemplarisch für die praktischen Auswirkungen der nationalsozialistischen Politik. Während Salomons Spur sich 1942 bei einem Arbeitseinsatz auf dem Weg ins KZ Auschwitz verliert, arrangierte sich Münzenberg und trat aus opportunistischen Gründen der SA und der NSDAP bei.

Die Autoren belegen, dass es auch in Aachen bereits im März/April 1933 zu einem abrupten und radikalen Bruch mit den jüdischen Mitgliedern kam. Hitlers Machtergreifung wurde als Aufbruch und nationale Erweckung interpretiert, Bedenkenträger gerieten ins Abseits. Widerspruchslos passte sich die Alemannia dem Gleichschaltungsprozess an und übergab 1933 im Jahresverlauf einem alten Mitglied der NSDAP die Vereinsführung. 

Dr. René Rohrkamp ist Geschichtswissenschaftler und seit 2014 Leiter des Stadtarchivs Aachen. Ingo Deloie arbeitet als Historiker an der RWTH Aachen und war viele Jahre Mitherausgeber des Alemannia-Fanizine „In der Pratsch“. Das Buch ist zu einem Preis von € 24,90 (ISBN 978-3-7307-0391-5) zu kaufen und ist im Verlag „Die Werkstatt“ erschienen.