AKV Sitzung „Wider den tierischen Ernst 2017“

Alle Jahre wieder wartet der Aachener Karnevalsverein 1859 e.V. mit seiner Verleihung des bundesweit bekannten Ordens „Wider den tierischen Ernst“ auf. Auch diesmal hatte man sich mit Gregor Gysi, dem wohl bekanntesten deutschen „Linken“ und früheren Fraktionsvorsitzenden seiner Partei, einen sehr prominenten und sicher auch verdienten Preisträger auserkoren. Und so waren die Vorzeichen für einen gelungenen Abend auch ausgesprochen gut. Schade, dass durch die am Sonntag durchgeführte Wahl des Bundespräsidenten einige Prominente unabkömmlich waren  –  dies sollte aber die wie immer mit viel Engagement vonseiten des AKV durchgeführte Sitzung nicht trüben.

Nachdem als Opener zunächst Wencke Myhre wenige Tage vor ihrem 70. Geburtstag ihren Hit „Er hat ein knallrotes Gummiboot“ mit farblich passendem Bezug zum roten Ritter geschmettert hatte und nicht ohne Zugabe von der Bühne gelassen wurde, durfte Comedian Ingo Appelt den „politischen Teil“ des Abends eröffnen. Wie auch die anderen Redner seiner Zunft an diesem Abend setzte er sich  mit bekannt spitzer Zunge diesmal mit dem gerade stattfindenden „Hype“ um den früheren Würselener Bürgermeister und jetzigen SPD-Kanzlerkandidaten, Martin Schulz auseinander. Aber auch die FDP, die AfD sowie Vegetarier und Donald Trump bekamen von den verschiedenen Comedians ihr Fett weg.

Auch der EU-Parlamentsabgeordnete Elmar Brock (CDU) versuchte sich im Anschluss mit politischen Gags, leider ist er aber wohl nicht der geborene Bühnenmensch – zumindest nicht auf karnevalistischem Parkett. Seine Spitzen gegen Dschungelcamp, Linke, Rechtspopulisten und auch die belgische Atomenergie  wollten nicht so recht zünden, zum Teil auch deshalb, weil er insgesamt nur schwer zu verstehen war und der Lärmpegel im Saal teilweise lauter war als seine Rede. Diese technische Unzulänglichkeit zog sich leider den ganzen Abend hin, Wort und Musikbeiträge waren teilweise zu leise und gingen öfters im Lärm des Saales unter. Dies lag an technischen Problemen, wie der WDR in einer Pressemitteilung offen zugab.

„Tagesschau“-Moderator Jens Riewa und zum ersten Mal auch Elferrat David Lulley führten den Abend entspannt und locker durchs Programm, dass dann mit „Hastenrath’s Willi“ den ersten Programmpunkt mit regionalem Bezug bekam. „Uns Willi“ befasste  sich eingehend mit der Pille danach und der CDU-Treue im Aachener Umland, wo man von Gregor Gysis Partei, der Linken wohl noch nie etwas mitbekommen habe.

Im Anschluss stellte EU-Parlamentarierin und frühere Aachener Bürgermeisterin Sabine Verheyen (CDU)  ihr gesangliches Talent unter Beweis und trug den Trude-Herr-Klassiker „Ich will keine Schokolade“ vor. Kurt Christ trat mit seinem Lied:“Hey, wir feiern Öcher Karneval“ auf, das er für die Festsitzung mit einem neuen, auf Jaques Königstein, den Ordensgründer, zugeschnittenen Text versehen hatte. Gemeinsam trugen beide als drittes Stück das Lied vom „Lennet Kann“, für den erkrankten Dirk von Pezold, vor.

Nach der Verleihung des Zentis-Kinderpreises an „Made To Move“, der Tanzgruppe Dash e.V. aus Monschau-Imgenbroich, und dem inzwischen obligatorischen Auftritt von Markus Maria Profitlich als „Karl der Große“, nahm dann zum ersten Mal Prinz Thomas III. (Jäschke) zusammen mit dem Märchenprinzen Luc I. (Piwko) mitsamt Hofstaat und Prinzengarde(n) die Bühne in Beschlag und der Saal kochte.

Musikalisch ging es weiter mit einem ungewohnten aber sehr gefeierten Gesangs-Auftritt des FDP Vorsitzenden Christian Lindner (AKV-Ritter des Jahres 2014), der selbstironisch für sich und seine Partei eine Interpretation des Milva-Klassikers „Hurra wir Leben noch“ zum Besten gab.

Nicht ganz so gefeiert wurde WDR-Moderatorin Bettina Böttinger. Etwas farblos war ihr Auftritt als Queen Elizabeth, mit nicht ganz so zündenden Witzen über Gregor Gysis Größe und den Namen der Stadt Würselen.

Auch der bekannte Comedian Abdel Karim wollte zunächst nicht so richtig beim Publikum ankommen, im Laufe seines Vortrages gab es aber dann doch noch ein paar amüsante Highlights.

Mit der Verleihung des Lambertz Ehrenpreises an das Tanzmariechen Julia Plötz von der KG Eulenspiegel und einem gewohnt professionell witzigem Vortrag von Bernd Stelter („alle Rechtspopulisten wie Boris Johnson und Trump haben hässliche Frisuren“) ging es heiter und bunt weiter.

Musikalisch für Auflockerung sorgte das Duo “Et Zweijestirn, das Kanzlerin Angela Merkel als „Bitch“ und CSU-Chef Horst Seehofer als Machowitzfigur besang. Definitiv das bis dato „stimmungsmäßige“ Highlight des Abends war aber der starke Auftritt der 4 Amigos, die es zum ersten Mal schafften, dass sich der Saal fast geschlossen auf die Stühle stellte.

Nachdem so der Saal richtig auf Temperatur gebracht worden war, schlug dann die große Stunde der Ordensverleihung. Diesmal sogar eingeleitet durch 2 Laudatoren (Vorjahresritter Markus Söder (CSU) leider unabkömmlich per knackiger Videobotschaft und Gertrud Höhler, Publizistin, Politikberaterin und selbst Ordensritterin aus dem Jahr 1988, die leider mit der anfangs erwähnten Tonproblematik zu kämpfen hatte was sehr schade war, da ihre Laudatio besonnen und spitzfindig war).

Dann kam für den (körperlich) eher kleinen Gregor Gysi der große Augenblick. Er wurde durch AKV-Präsident Werner Pfeil zum 68. Ritter des Ordens „Wider den tierischen Ernst“ gekürt und durfte in den Narrenkäfig.

Mit seiner fast aus dem Stegreif vorgetragenen Ritterrede eroberte er das Aachener-Publikum im Sturm und bedankte sich für die Verleihung des in seinen Augen wohl „wichtigsten Orden der Bundesrepublik Deutschland“. Damit begeisterte der selbst ernannte „Facharbeiter für Rinderzucht“ selbst das sonst eher konservative Aachener Publikum und zog es in seinen Bann. Neben allerlei Spitzen nach allen Seiten „Ich weiß, wie man mit Hornochsen umgeht“ entpuppte er sich auch als glühender Verfechter des europäischen Gedankens, für den er leidenschaftlich in Europas heimlicher Hauptstadt Werbung machte.

Nach dieser fulminanten Ritterrede fand dann die Preisverleihung mit dem stimmungsvollen Auftritt von Prinz Thomas III. und Jupp Ebert ein würdiges Finale und so blieb alles in allem ein schöner Eindruck eines tollen Abends zurück. Selbstredend ging es danach auch auf der After-Show-Party im Foyer des Eurogress mit den Wheels, den 4 Amigos und DJ stimmungsvoll weiter und es wurde bis in die frühen Morgenstunden ausgelassen getanzt und gefeiert.

Die Festsitzung haben wir in sechs Galerien festgehalten:
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