Das Archivale des Monats April 2022 zeigt das Gebäude des Aachener Regierungsbezirks auf einer Aufnahme der Stadtbildstelle – vermutlich aus dem Jahr 1960. Am oberen Bildrand sind noch die Leitungen der Straßenbahn zu erkennen. Der letzte Regierungspräsident für den Regierungsbezirk Aachen, Josef Effertz, wurde vor 50 Jahren, am 12. April 1972, in den Ruhestand verabschiedet. Seine Geschäfte übernahm der Kölner Regierungspräsident Günter Heidecke. Formal hörte der Regierungsbezirk Aachen zum 1. August 1972 auf zu bestehen. Im Stadtbild hat sich die Regierung Aachen vor allem durch ihr Gebäude am Theaterplatz 14 symbolhaft verankert. Die preußische Aufsichts- und Verwaltungsbehörde bezog 1831 das von dem Architekten Johann Peter Cremer entworfene Haus, das eine wechselvolle Geschichte erlebte.
Das Aachener Stadtarchiv zeigt aus seinen Magazinen regelmäßig interessante Stücke als Archivale des Monats. Das Stück mit einem kurzen Begleittext wird in einem Schaukasten im Foyer des Stadtarchivs am Reichsweg sowie digital auf der Homepage des Archivs präsentiert. Das Archivale des Monats April 2022 zeigt das Gebäude des Aachener Regierungsbezirks auf einer Aufnahme der Stadtbildstelle – vermutlich aus dem Jahr 1960. Am oberen Bildrand sind noch die Leitungen der Straßenbahn zu erkennen.

Der Regierungsbezirk Aachen hört auf zu Bestehen

Der letzte Regierungspräsident für den Regierungsbezirk Aachen, Josef Effertz, wurde vor 50 Jahren, am 12. April 1972, vom damaligen nordrhein-westfälischen Minister des Innern, Willi Weyer, in den Ruhestand verabschiedet. Effertz (1907-1984) hatte seine Tätigkeit als Aachener Regierungspräsident im November 1967 aufgenommen. Seine Geschäfte übernahm nach Effertz‘ Verabschiedung der Kölner Regierungspräsident Günter Heidecke. Formal war die Auflösung des Aachener Regierungsbezirks von der Landesregierung zwar noch nicht beschlossen worden, weil die sozialen Fragen rund um die Aachener Regierungsbeschäftigten noch nicht geklärt waren; dies wurde aber nur als eine Frage der Zeit angesehen. Formal hörte der Regierungsbezirk Aachen zum 1. August 1972 auf zu bestehen.

Ende einer 156-jährigen Geschichte

Der Regierungsbezirk mit der Stadt Aachen gehört seitdem – bis auf einen kleinen Teil des Kreises Heinsberg, der zum Regierungsbezirk Düsseldorf überging – zum Regierungsbezirk Köln. Damit endete die 156-jährige Geschichte der Regierung Aachen, die am 22. April 1816 unter Regierungspräsident August von Reimann ihren Anfang genommen hatte. Zum Dienstbereich gehörten bei der Gründung der Stadtkreis Aachen sowie die Landkreise Aachen, Geilenkirchen, Heinsberg, Erkelenz, Jülich, Düren, Eupen, Monschau, Gemünd, Blankenheim, Malmedy und St. Vith.
Gebäude am Theaterplatz 14Im Stadtbild hat sich die Regierung Aachen vor allem durch ihr Gebäude am Theaterplatz 14 symbolhaft verankert. Die preußische Aufsichts- und Verwaltungsbehörde bezog 1831 das von dem Architekten Johann Peter Cremer entworfene Haus, das eine wechselvolle Geschichte erlebte.
Separatistenaufstand

Beim so genannten Separatistenaufstand am 21. Oktober 1923 zum Beispiel putschte eine Gruppe Aufständischer um ihren Anführer Leo Deckers in Aachen, besetzte verschiedene Verwaltungsgebäude, unter anderem auch das Rathaus, hisste auf dem Regierungsgebäude die grün-weiß-rote Flagge der Rheinischen Republik, die sich vom Deutschen Reich loslösen wollte, und verbarrikadierte sich dann in dem Gebäude am Theaterplatz. Bei einem Angriff der Polizei auf das Gebäude am 25. Oktober starben vier Polizeibeamte, 16 wurden verletzt. Nach 12 Tagen und dem Eingreifen der belgischen Besatzungsbehörden war der Aufstand schließlich am Ende.
Tafel der Wege gegen das VergessenZehn Jahre später, nach dem Regierungsantritt der NSDAP, zog die Geheime Staatspolizei in das Regierungsgebäude; sie betrieb dort Büros, aber auch ihre Verhör- und Folterräume. Eine Tafel der Wege gegen das Vergessen erinnert heute daran. Nach Auflösung des Regierungsbezirks Aachen fand das Gebäude verschiedene Verwendungen, heute dient es zum Teil als Sitz des Historischen Instituts der RWTH Aachen.
Sonderausstellung

Der kommunalen Neugliederung im Jahr 1972 widmet sich die neue Sonderausstellung des Centre Charlemagne unter dem Titel: „Alle für eine? – 50 Jahre kommunale Neuordnung in Aachen“. Die Ausstellung eröffnet am 30. April 2022.

Quelle: Stadtarchiv Aachen, STAACFotos8_XIII_4_1_Regierungsgebäude_ca1960