Das Kulturhaus Barockfabrik ist ein Haus der kulturellen Vielfalt, Kooperation und Bildung und bietet verschiedenen Mietern eine Heimat. Unter dem Dach des Kulturhauses Barockfabrik befinden sich neben der Stadtpuppenbühne Öcher Schängche e.V. folgende weitere Vereine: ARTbewegt e.V., EuregioKultur e.V., Theaterschule Aachen e.V., Literaturbüro in der Euregio Maas-Rhein e.V. und das Archiv vom FestAusschuss Aachener Karneval e.V. sowie die Volkshochschule Aachen. Das Kulturhaus Barockfabrik versteht sich als Ort, an dem neben den Programmen der einzelnen Mieter gemeinsame Projekte für unterschiedlichste Zielgruppen entwickelt werden – ganz im Sinne einer Ideenschmiede.

Historie und Gegenwart

Als Geburtsstätte Walter Hasenclevers, Tuchfabrik und Kulturhaus hat das Gebäude eine reiche Geschichte, die der Aachener Historiker Dr. Holger A. Dux aufgearbeitet hat. Das Gebäude einer um 1800 erbauten Tuchfabrik am Löhergraben 22 ist seit 1975 in städtischem Besitz. Ende 1977 gründete sich die Initiative „Barockfabrik“ – ein Zusammenschluss aus acht Künstlergruppen, die sich die Barockfabrik als Künstler- und Bürgerhaus wünschten. Die Gründergruppen waren die Interessengemeinschaft Bildender Künstler), die Kinderbühne Aachen, Lina (Literaturinitiative Aachen), die 1. Aachener Musikkooperative, Blaustich (die Aachener Film- und Happeninggruppe), die Videowerkstatt Aachen, die Aachener Tanzwerkstatt und die Gruppe Sozialpädagogen. Anfang 1978 schlossen sich noch die Gruppen „Film der Jugend Aachen“ und das Pantomimentheater Cobold & Co. an. Das Haus wurde der Initiative Barockfabrik zugesprochen. Das Erdgeschoss beherbergte unter anderem einen Veranstaltungsraum mit Foyer und Bühne für die Stadtpuppenbühne Öcher Schängche e.V. und eine Gaststätte. Die obersten zwei Etagen wurden dem Stadtarchiv Aachen zur Verfügung gestellt.

Künstler- und Bürgerhaus Barockfabrik

Nach Umbaumaßnahmen fand die offizielle Eröffnung des Künstler- und Bürgerhauses Barockfabrik 1982 mit einem Fest statt. Das Konzept beinhaltete wechselnde Ausstellungen und interdisziplinäre Projekte, die in den mietfreien Räumlichkeiten stattfanden. Bei der Umsetzung waren das AVANTI Kinder- und Jugendtheater, Film der Jugend, die Stadtpuppenbühne Öcher Schängche e.V., Tanzwerkstatt, Videowerkstatt, 1. Aachener Musikkooperation sowie die Film- und Aktionsgruppe Blaustich vertreten.1993 beschloss der Kulturausschuss der Stadt Aachen ein neues Nutzungskonzept für die Barockfabrik mit dem Schwerpunkt Kinder- und Jugendkultur.

Daraus entstand im Jahr 2007 das „Zentrum für Kinder- und Jugendkultur“ in städtischer Trägerschaft, das bis 2017 bestand. Nach Beschluss des Betriebsausschusses Kultur vom November 2017 sind seit Beginn des Jahres 2018 nun neben der Stadtpuppenbühne Öcher Schängche die Vereine Theaterschule Aachen, das Literaturbüro in der Euregio Maas-Rhein, EuregioKultur, ARTbewegt, FestAusschuss Aachener Karneval sowie die Volkshochschule Aachen im Hause ansässig. Gemeinsames Ziel ist, in der Innenstadt ein Haus der kulturellen Vielfalt, Kooperation und Bildung zu bieten. Ein Höhepunkt im nächsten Jahr 2021 ist das 100-jährige Jubiläum der Stadtpuppenbühne Öcher Schängche.Bekannt ist die Adresse der Barockfabrik zudem als die Geburtsstätte von Walter Hasenclever. Der jüdische Schriftsteller wurde 1890 als Sohn des Mediziners Carl Georg Hasenclever und dessen Frau Mathilde Anna, einer Tochter der Tuchfabrikantenfamilie Reiss, geboren. Ihm zu Ehren wurde in Aachen 1996 die Walter-Hasenclever-Gesellschaft gegründet, die alle zwei Jahre den Walter-Hasenclever-Literaturpreis verleiht.

Seit der Gründung eines Kulturforums in den späten 1970er Jahren kennen die meisten Aachener die „Barockfabrik“ Der Name wird von den typischen Fensterformen der Zeit des Baumeisters Johann Joseph Couven abgeleitet. Denn das Bauwerk wurde nach 1820 für den Unternehmer Gotthard Startz gebaut. Danach wechselten die Unternehmen. Man kann die Tuchfabriken von J.A. Bischoff, Carl Waldthausen, Scheins& Reiß Nachf., Goblet & Korreng sowie Stehr & Co. nachweisen. Durchaus üblich war es, dass ein Unternehmen nur wenige Räume oder Etagen den Gebäudes genutzt hat. In unmittelbarer Nachbarschaft lagen weitere Fabriken. Der Platz war so gering, dass man statt der großen Hallen mehrgeschossige Gebäude errichten musste. Dafür nahm man in Kauf, dass der Weg für die Rohprodukte, die halbfertigen Erzeugnisse sowie der Maschinen mühsam über Treppenhäuser geschah. Neben dem Bauwerk stehen noch die Reste eines Kamins – ein Hinweise darauf, dass schon der erste Besitzer eine Dampfmaschine für den Antrieb der Maschinen aufstellen ließ.

Im Jahr 2021 ist das 100-jährige Bestehen der Stadtpuppenbühne Öcher Schängche ein besonderes Ereignis, das im Rahmen der Möglichkeiten während der Corona-Pandemie gebührend gefeiert wird.

Infos unter www.barockfabrik-aachen.de.

BU: Historiker Dr. Holger A. Dux mit dem Öcher Schängche / Foto © TOP AACHEN