Mit António Guterres erhielt ein überzeugter Europäer und Weltbürger den Karlspreis 2019 in Aachen. „Dies ist ein Preis mit besonderer Bedeutung für mich, der an einem Scheideweg der Geschichte verliehen wird“, sagte Guterres. Er ist ein Politiker von Weltrang, der dem Karlspreis in diesem Jahr zu einer hohen Flughöhe verhalf, wie Aachens Oberbürgermeister Marcel Philipp betonte.

„Die Wissenschaft hat eienen hohen Stellenwert“, betonte Guterres, der zehn Jahre hoher Flüchtlingskomissar war und sich sehr für die internationale Zusammenarbeit einsetzt. Der Klimawandel, die Migration, die Demografie und das digitale Zeitalter sind weitere Themen die ihn beschäftigen. „Wir haben die Notwendigkeit eines starken und gemeinten Europas nie so deutlich gespürt wie heute. Wir befinden uns am Übergang zu einer neuen Weltordnung mit noch ungewissem Ausgang, deshalb ist es aktuell manchmal chaotisch. Die Vereinten Nationen brauchen Europa, eine Kommunikation und gegenseitiges Vertrauen.

Und es ist wichtig die jungen Menschen zu begeistern“, betonte Guterres, der sich stark macht fü eine multilaterale Agenda. Die angestrebte Klimaneutralität bis 2050 sei möglich, aber die Politik müsse sich entsprechend ändern, eine ökologische Steuer statt einer Mehrwertsteuer einführen. Das Karlspreisdirektorium ehrte den Generalsekretär der Vereinten Nationen für seinen Einsatz für eine Neubelebung und Festigung der multilateralen Zusammenarbeit auf der Grundlage der Werte und Ziele der Europäischen Union und der Vereinten Nationen. Die estreden standen ganz im Zeichen der großen globalen Herausforderungen. Spaniens König Felipe VI. Betonte, dass Guterres den Blick vor allem auf die Notlage von Migranten, Vertriebenen und Flüchtlingen sowie auf die dramatischen Folgen des Klimawandels für die Menschheit lenke. 850 Gäste wohnten der Zeremonie im Krönungssaal des Aachener Rathauses bei.
Guterres war gemeinsam mit seiner Ehefrau Catarina Vaz Pinto nach Aachen gekommen.

Im Krönungssaal betonte er vor hochrangigen Politikern, Ministerpräsidenten sowie drei ehemaligen Karlspreisträgern – wie wichtig es sei, auf internationale Zusammenarbeit statt auf Isolierung und Protektionismus zu setzen. „Als Generalsekretär der Vereinten Nationen habe ich die Notwendigkeit eines starken und geeinten Europas nie so klar und deutlich gespürt wie jetzt“, sagte Guterres unter Applaus. In seiner schonungslos offenen Rede gewährte der Preisträger nicht nur persönliche Einblicke in sein Leben, wie er einst als junger Mann in Lissabon zunächst zum Ingenieur ausgebildet wurde, wie er den Wert der Wissenschaft und der Freiheit schätzen lernte, und wie er dann als Politiker und später als Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen die Wunden von Vertreibung und Entwurzelung weltweit kennenlernte. „Die Geschichte hat meine tiefe Überzeugung verfestigt, dass derartige Tragödien nur durch Konfliktprävention und Entwicklung im Wege internationaler Zusammenarbeit vermieden werden können“, unterstrich Guterres die Wichtigkeit des Multilateralismus.

Als UN-Generalsekretär ist er seit Januar 2017 im Amt. In seiner Aachener Rede lenkte er den Fokus auf die großen globalen Herausforderungen: Klimawandel, Demografie und Migration und das digitale Zeitalter. Bei diesen zentralen Aufgaben des 21. Jahrhunderts, so Guterres, nehme Europa eine entscheidende Vorreiterrolle ein. Europa sei zu bedeutend, um zu scheitern, sagte er. „Die Europäische Union muss den Weg weisen.“ Mehr noch: Europa müsse bei den drängenden Themen das Tempo bestimmen, ist Guterres überzeugt und erhielt für seine Botschaft viel Zuspruch und Applaus im Krönungssaal. „Die Seele von Guterres ist außergewöhnlich“, stellte Spaniens König Felipe VI. in seiner Lausdaio fest. Er würdigte in seiner Festrede die Verdienste Guterres: „Vor mehr als zwölfhundert Jahren begann hier in Aachen der europäische Traum.

Dank der Vision und Entschlossenheit außergewöhnlicher Persönlichkeiten vom Range eines António Guterres bleibt dieser Traum bis heute sehr lebendig. Ein Mann, der die europäische Perspektive und die internationale Berufung seines Heimatlandes Portugal vereint, dem wir auch heute noch Tribut zollen.“ Guterres sei ein Mensch des „weiten Horizonts“ – ganz in der Tradition der großen Entdecker der iberischen Halbinsel. Der spanische König wies aber auch auf die große Zerrissenheit hin, die derzeit europäische (und nicht nur diese) Gesellschaften kennzeichne. Viele Menschen seien verunsichert. Das belegen auch die aktuellen Ergebnisse der Europawahl. Auf den ersten Blick einfache Lösungen, der Rückzug ins Nationale, der Wunsch nach einer vertrauten Welt von damals bestimme vielerorts den Diskurs mit.

„Wir dürfen diejenigen, die so fühlen, nicht ignorieren. Wir dürfen auch nicht glauben, dass wir sie nicht für die europäische Sache zurückgewinnen können. Im Gegenteil, die europäischen Institutionen, von denen diese Menschen sich derzeit ausgeschlossen fühlen, müssen auf ihre Bedenken eingehen und dazu beitragen, ihre Bestrebungen zu befriedigen. Deshalb müssen wir die EU-Institutionen reformieren, um sie effektiver zu machen und die Lehren aus der jüngsten Krise zu ziehen“, forderte Felipe. Bei dieser und den vielen anderen weltweiten Herausforderungen brauche es Menschen wie António Guterres. „Seine Seele ist riesig, ebenso wie die Weisheit, die er besitzt, und die Erfahrung und Leidenschaft, mit der er seine Ideale verteidigt“ würdigte der König von Spanien den Karlspreisträger 2019.

Anschließend wurde António Guterres der Internationale Karlspreis zu Aachen durch Dr. Jürgen Linden, Vorsitzender des Karlspreisdirektoriums, und Aachens Oberbürgermeister Marcel Philipp überreicht. Auf dem Katschhof ebenso wie auf dem Marktplatz vor dem Aachener Rathaus erlebten im Anschluss an die Preisverleihung zahlreiche Besucherinnen und Besucher den Karlspreisträger 2019 hautnah. Die Besucher applaudierten dem neuen Karlspreisträger nach der feierlichen Zeremonie zu. Hier geht es zu den Fotos.