Immer am Ball für Kinder, Jugendliche und Integration in allen Lebenslagen

Durch ihr großes und breit aufgestelltes ehrenamtliches Engagement ist Uschi Brammertz überall in Aachen bekannt. Es gibt drei Bereiche, in denen sie aktiv ist, die alle miteinander verbunden sind. Brammertz bedient damit nämlich ein gemeinsames großes Netzwerk, das sie intensiv pflegt – und weshalb sie immer „alle drei Hüte auf hat“. Als Arbeitsvermittlerin für das Jobcenter ist sie momentan im Bereich „Teilhabechancengesetz“ tätig. Inwiefern sie in der Sozial- und Sportpolitik eingebunden ist, entscheidet die CDU-Fraktion in nächster Zeit. Momentan ist Brammertz für die CDU aber noch im Frauennetzwerk der Städteregion, im Fachausschuss Zwangsprostitution und Menschenhandel aktiv, im Arbeitskreis Integration durch Sport, im Integrationsnetzwerk der Städteregion und als stellvertretende Vorsitzende der Frauen Union Aachen-Stadt.

Besonders am Herzen liegen Brammertz ihre Ämter im Bereich der Sport- und Fördervereine. Sie ist Geschäftsführerin des Aachener Fördervereins Integration durch Sport, ebenfalls des Vereins zur Förderung von Integrativen Jugendcamps und Vorsitzende des Vereins zur Förderung der Kinder und Jugendlichen in Aachen-Ost.

Frau Brammertz, was treibt Sie an in Ihrer Arbeit für Kinder und Jugendliche und für den Sport?

Brammertz: „Ich komme ja selber aus dem Sport und habe in sehr jungen Jahren als Kunstradfahrerin für die Schwalbe 08 Eilendorf an Meisterschaften teilgenommen. Mit Beginn des BWL-Studiums an der RWTH Aachen fehlte mir dann aber die Zeit um vier bis fünf Mal pro Woche zu trainieren. Dann habe ich den aktiven Sport aufgegeben, war aber als Ehrenamtlerin immer noch für den Verein aktiv. Und wenn es nur um das Bedienen der Stoppuhr beim Kampfgericht während der Meisterschaft ging. Aber einmal Ehrenamtler ist immer Ehrenamtler. Also habe ich mich nach einer Zeit der Familienphase ehrenamtlich beim TSV Herta Walheim engagiert, war dort Sozialwartin, habe dort meine ersten Projekte wie beispielsweise „Schwer mobil“ gemacht. In meiner Funktion als Leiterin der Sportjugend im Stadtsportbund Aachen kam ich dann irgendwann nach Rothe Erde, habe die Perspektivlosigkeit und die Armut gesehen, wollte etwas ändern, so wurde ich die Vorsitzende des Vereins zur Förderung der Kinder und Jugendlichen in Aachen-Ost. So nahmen die Projekte ihren Lauf. Dann kam temporär ein stellvertretender Vorsitz bei Rhenania Rothe Erde hinzu, dessen Mitglieder aber nicht immer mit meiner Vorstellung von Integration und Inklusion einhergingen. Gleichzeitig habe ich den Verein zur Förderung von Integrativen Jugendcamps gegründet, der aber ohne die Anbindung an einen Sportverein nicht an die Mittel aus dem organisierten Sport herankam, so dass sich dann irgendwann anbot, den Aachener Förderverein Integration durch Sport aus dem Arbeitskreis Integration durch Sport auszugründen, um alle Projekte unter ein Dach zu bekommen.“

In den vergangenen Jahren gab es einige besondere Erfolgserlebnisse. An was erinnern Sie sich besonders gerne?

Brammertz: „Das kann ich alles gar nicht mehr aufzählen, wir haben mit all unseren Projekten bereits viele Preise geholt, ob nun den Integrationspreis der Stadt Aachen oder die Sterne des Sports. Die für mich wichtigsten Preise waren sicherlich der Deutsche Präventionspreis als Ulla Schmidt noch Gesundheitsministerin war, der Ehrenamtspreis von Bayer 04 Leverkusen und ganz besonders der DFB- Integrationspreis verliehen in Berlin, als ich den Preis aus den Händen von Bundeskanzlerin Angela Merkel entgegen nehmen durfte. Das war einfach emotional ganz großes Kino.“

Worauf kommt es jetzt in der Corona-Zeit besonders an?

Brammertz: „Es war richtig und wichtig, die Camps im Sommer durchzuführen. Dafür wurden wir als Verein von der Staatskanzlei und vom MAGS geehrt, weil wir uns getraut hatten ein so großartiges Hygienekonzept zu schreiben und auch anzuwenden, was vielen Kindern und Jugendlichen zu Gute kam, insbesondere denen, die nicht in Urlaub fahren konnten, nicht wegen Corona sondern wegen ihrer sozialen und finanziellen Beeinträchtigung. Das muss uns wieder genau so in 2021 gelingen. Die an den Projekten beteiligten Sozialarbeiter und Übungsleiter halten den Kontakt zu den Teilnehmern über soziale Medien. Dafür bin ich sehr dankbar.“

Was ist wichtig bei der Unterstützung der Menschen in Rothe Erde?

Brammertz: „Das ist mir ganz wichtig, ansonsten wäre ich nicht die Vorsitzende des Vereins. Heute Nachmittag sitze ich bei Regen in meinem heimischen Büro und schreibe diese Zeilen und denke gerade darüber nach, wie gut es war, den Kindern und Jugendlichen den Unterstand in Rothe Erde bauen zu lassen, für Fördergelder viele Förderer angesprochen zu haben, damit das Wunsch-Projekt der Besucher des Kinder- und Jugendhauses in Erfüllung gehen konnte, das natürlich heute am Sonntag geschlossen hat.
Das Kochtütenprojekt wird jeden Freitag immer noch sehr gut angenommen. Der Bedarf ist also trotz Wieder-Inbetriebnahme von Schulmensen und Kita-Versorgung vorhanden und wir hatten schon lange nicht mehr einen solchen Zulauf zu unserem Projekt „Rundum fit“, bei dem die Kinder gemeinsam mit der Hauswirtschafterin unter gesunden Aspekten kochen dürfen.
Leider wurden Förderanträge, die wir an die Stadt Aachen über den Integrationsrat gestellt hatten abgelehnt. Umso glücklicher bin ich und sind wir, dass wir das Hilfswerk des Zeitungsverlags „Menschen helfen Menschen“ bei Projekten in diesem Viertel oft an unserer Seite wissen, denn es darf nicht sein, dass in einer Stadt wie Aachen der Hunger und die soziale Schieflage in Rothe Erde so groß sind.“

Die Corona-Pandemie erfordert auch eine Alternative zum klassischen Neujahrsempfang. Was ist hier geplant?

Brammertz: „Es war gut, dass wir als Aachener Förderverein Integration durch Sport mit einem Neujahrsempfang nach Rothe Erde gegangen sind. Nun fragen wir uns, was wir in Corona-Zeiten tun sollen? Sicherlich sind die Räumlichkeiten im Kinder- und Jugendhaus zu eng, um nur annähernd die Anzahl der Gäste aus diesem Jahr unterzubringen. Aber gegenüber der Offenen Tür gibt es eine Grundschule mit einer sehr geräumigen Aula. Vielleicht könnte man dort den Neujahrsempfang durchführen. Für die Menschen im Viertel, die immer an dieser offenen, für alle zugänglichen Veranstaltung gerne teilgenommen haben, wäre es ein gutes Zeichen des Nicht-Vergessen-Werdens in dieser Stadt.
Gerne wäre ich bereit wie im Sommer für die Camps ein Hygieneschutzkonzept zu schreiben, das diese Veranstaltung möglich machen könnte. Es wäre ganz eindeutig einen Versuch für die Menschen im Viertel Rothe Erde wert.“

Welche Ziele haben Sie für 2021?

Brammertz: „Ich möchte auf der sport- und sozialpolitischen Schiene neue Projekte anstoßen und gut laufende Projekte endlich aus der „Projektschiene“ heraus in eine sichere Finanzierung über die Stadt Aachen bringen. Dazu gehören Projekte wie „Mädchen mittendrin“, die „Integrativen Jugendcamps“ oder auch das neue Projekt „Open Sunday“.“

Es gibt ein neues, drittes Integratives Jugendcamp im Zirkus. Worum geht es dabei?

Brammertz: „Beim Camp in Baesweiler sollen die Jugendlichen, die an den Segelflug- und Segel-Jugend-Camps teilgenommen haben, gemeinsam mit professionellen Artisten und in einem richtigen Zirkuszelt ihre Talente weiter ausbauen und in einer Show öffentlich zeigen dürfen. Aber das ist durch Corona noch Zukunftsmusik. Wir hoffen, dass es vielleicht in den Osterferien gelingen kann.
Es gibt solche Zirkus-Camps schon länger in Kooperation mit den Grundschulen im Tages-Format. Aber das gibt es noch nicht für Jugendliche und schon gar nicht im inklusiven Kontext und schon gar nicht als Übernachtungs-Camps.“

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