„Woyzeck“ – das ist ein Drama, oder besser gesagt ein Dramenfragment, was vielleicht vielen noch aus Schulzeiten bekannt vorkommt. Das allseits beliebte Drama in Schulen, wurde 1836 von Georg Büchner geschrieben, konnte allerdings durch seinen frühen Tod, nur ein Jahr später, nie fertiggestellt werden. Schullektüren sind am Anfang nie leicht zu verstehen und auch bei Woyzeck kann man nicht einfach nur lesen. Das Stück, was von Liebe, Obsessionen, Wahnvorstellungen und Existenzkrisen handelt, muss man zwischen den Zeilen lesen, um auch alles verstehen zu können. Die Theaterschule Aachen feiert die Premiere des Woyzeck, mit einer Inszenierung von Ingeborg Meyer am Freitag, 30. September, um 19 Uhr in der Aachener Klangbrücke. 

Die Hauptrolle des Dramas ist Franz Woyzeck, ein Soldat, der sich um seine Geliebte Marie und den gemeinsamen unehelichen Sohn, Christian, kümmern muss. Um Marie ein besseres Leben zu ermöglichen, arbeitet Woyzeck als Diener für den Hauptmann. Ein weiteres Einkommen verschafft er sich durch die Arbeit mit dem Doktor, der Experimente mit ihm durchführt, unter anderem eine Erbsendiät. Schon von Anfang an bemerkt man, dass Woyzeck ausgenutzt wird. Seine Situation ist prekär, mit einem unehelichen Kind und einer untreuen Frau an seiner Seite. Der Doktor nutzt seine Not aus, um ihn für seine eigenen Zwecke zu missbrauchen. Während Woyzeck eigentlich versucht es allen recht zu machen, interessieren sich die anderen kein bisschen für sein Wohlbefinden. Marie beginnt eine Affäre mit dem Tambourmajor, obwohl sie sich zunächst nicht sicher ist, ob sie wirklich eine „Beziehung“ mit dem Tambourmajor eingehen soll. Der Tambourmajor spiegelt das wider, was Marie für ihre Zukunft wünscht, und zwar Ansehen und Geld. Man kann sagen, dass der Major das komplette Gegenteil von dem Woyzeck ist, den man im Stück kennenlernt. 

Woyzeck wird immer wieder gedemütigt, sei es durch das Verhalten von Marie oder das herablassende Benehmen des Doktors gegenüber Woyzeck. Denn während Woyzeck für den Hauptmann arbeitet und Marie dabei erwischt ihn zu betrügen, macht er weiterhin die Erbsendiät, die der Doktor als Experiment an ihm vorsieht. Der arme Franz Woyzeck tut alles für die Liebe, aber bekommt keine Anerkennung dafür. Keiner nimmt ihn mit seinen Sorgen wahr. Denn nicht nur machen ihm die Gegebenheiten psychisch zu schaffen, auch physisch verändert er sich durch das Experiment. Er beginnt Stimmen zu hören, die ihm befehlen Marie zu töten für ihre begangenen Sünden. Woyzecks Verhalten scheint einem zuerst als skurril und vielleicht sogar als übertrieben. Aber denkt man genau über das nach, was ihm widerfahren ist und dass er komplett isoliert von allen anderen ist, kann man nachvollziehen, dass man irgendwann die Kontrolle verliert. Das Drama verkörpert den Verlust von wichtiger Werten, wie Treue und Respekt, spiegelt aber auch soziale Verhaltensweisen wider, die niemandem unbekannt sind. Nachdem Woyzeck schon dem Wahn verfallen war, beginnt Marie zu begreifen, welches Ausmaß ihre Untreue eigentlich für sie bedeutet. Allerdings kann diese Erkenntnis Woyzeck in seinem Plan Marie umzubringen auch nicht mehr aufhalten. Woyzeck lässt sich von seinen Wahnvorstellungen leiten und bringt Marie schließlich mit einem Messer um. Als wäre das nicht genug, wendet sich zum Schluss auch noch Woyzecks Sohn von ihm ab und wird von ihm weggebracht. 

Auch wenn das Dramenfragment aus dem 19. Jahrhundert stammt, erkennt man dennoch die sozialen und gesellschaftlichen Probleme, die wir heute noch haben. Finanzielle Schwierigkeit, Demütigungen, Unverständnis und Untreue in einer Beziehung sind alles Dinge, mit der die Gesellschaft heute noch zu kämpfen hat und lernen muss mit umzugehen. In vieler Hinsicht kann man sich in Woyzecks Leben hineinversetzen und dabei seine eigenen Handlungen reflektieren. Umso spannender ist es deshalb, sich das Geschehen live und in Farbe anzuschauen und mit den Figuren mitzufiebern.

Premiere
30.09.2022 um 19 Uhr

Weitere Aufführungen:
20.10.2022 um 18 Uhr
08.11.2022 um 11 Uhr
22.11.2022 um 11 Uhr
22.11.2022 um 18 Uhr
29.11.2022 um 11 Uhr
29.11.2022 um 18 Uhr
02.12.2022 um 14 Uhr (bereits ausverkauft)
02.12.2022 um 19 Uhr

Spielort:
Klangbrücke im Alten Kurhaus,
Kurhausstraße 2, 52062 Aachen

Einlass:
jeweils 30 Minuten vor Beginn

Dauer:
2 Stunden (15 min. Pause)



Eintrittspreise
Tickets: 15 EUR / Ermäßigt*: 10 EUR

Reservierungen
unter post@theaterschule-aachen.de
oder telefonisch unter 0241-4450645




** Schüler*innen, Studierende und Auszubildende bis 29 Jahre, Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger*innen (Aachen-Pass), Menschen mit einem Grad der Behinderung (GdB) von mindestens 50. Ermäßigungsnachweise müssen beim Einlass vorgezeigt werden.

Informationen unter www.theaterschule-aachen.de.

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