Ausstellung zum Umbruch Ost in der Aachener Citykirche St. Nikolaus

Zum 30-jährigen Jubiläum der Wiedervereinigung Deutschlands präsentiert das Partnerschaftskomitee Aachen-Naumburg noch bis Freitag, 9. Oktober, in der Aachener Citykirche St. Nikolaus an der Großkölnstraße die Ausstellung „Umbruch Ost – Lebenswelten im Wandel“. Die Ausstellung, die aus vielen Schautafeln besteht, wurde von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und dem Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Bundesländer herausgegeben und vom Ehepaar Brigitte und Rolf Igel vom Bürgerkomitee der Städtepartnerschaft Aachen-Naumburg nach Aachen geholt.

Auf den Schautafeln und im begleitenden Onlineangebot und Schulmaterial werden Themen wie „Der letzte Tag“, „Gemeinsamkeit“ und „Aufarbeitung“, aber auch „Treuhand“, Rechtsradikalismus“ und „Jugendkulturen“ mit Fotos und erläuternden Texten aufgearbeitet. Zur Ausstellungseröffnung sprach Bürgermeisterin Hilde Scheidt ein Grußwort und ermunterte zum Austausch auf Abstand. Coronabedingt mussten die Organisatoren einige Abstands- und Hygieneregeln beachten. Das Interesse der Bürger war groß, so dass die Stuhlreihen schnell besetzt waren.

Die Vorsitzende des Partnerschaftskomitees, Stefanie Luczak, begrüßte die Gäste und erzählte von ihrem persönlichen Lebensweg, der die gebürtige Leipzigerin nach Aachen führte. Luczak betonte, wie wichtig das Zusammenwachsen zwischen Ost und West auch heute noch ist. Nicht zuletzt sei die Aufarbeitung und Erinnerung dieses Wandels der Lebenswelten für junge Menschen wichtig. Brigitte Igel vom Bürgerkomitee gab eine kurze Einführung. Sie und ihr Ehemann Rolf prägten über Jahrzehnte das Gesicht der deutsch-deutschen Städtepartnerschaft zwischen den beiden Domstädten Aachen und Naumburg.

Mehr als acht Stunden Fahrt braucht es von Aachen bis in die ostdeutsche Partnerstadt an der Saale. Die Stadt ist landschaftlich reizvoll gelegen im Süden von Sachsen-Anhalt. Naumburg ist Verwaltungssitz des Burgenlandkreises und Mittelpunkt des nördlichsten deutschen Weinanbaugebietes Saale-Unstrut. Seit 1988 verbindet beide Städte eine innige, von herzlichen persönlichen Kontakten und Freundschaften geprägte Partnerschaft.

Die Ausstellung „Umbruch Ost. Lebenswelten im Wandel“ wird bis Herbst 2021 bundesweit in mehr als 1.000 Städten und Gemeinden zum Dialog über die Geschichte der deutschen Einheit seit 1990 einladen. Die Schau präsentiert zeitgenössische Bilder namhafter Fotografen wie Daniel Biskup, Paul Glaser, Harald Hauswald und Ann-Christine Jansson. Die Ausstellungskonzeption sowie -texte stammen vom Historiker und Publizisten Stefan Wolle. Zeitzeugeninterviews des Norddeutschen Rundfunks, die über QR-Codes abgerufen werden können, sowie Infografiken zur deutschen Einheit vom Hamburger Unternehmen Statista ergänzen die Schau.

Die Ausstellung wirft Schlaglichter auf 30 Jahre deutsche Einheit. Im Zentrum stehen dabei die Umbruchserfahrungen der Ostdeutschen. Die Schau thematisiert auf 23 Tafeln mit Bildern und Texten die Erwartungen und das Vertrauen, das die Ostdeutschen mit der Wiedervereinigung verbunden hatten. Sie ruft die innerdeutsche Solidarität und Hilfsbereitschaft in Erinnerung. Die Schau erzählt von den Neuanfängen und Aufbrüchen, wie auch vom Willen, die SED-Diktatur aufzuarbeiten. Sie dokumentiert die Verzweiflung, die mit dem wirtschaftlichen Zusammenbruch und dem Anstieg der Arbeitslosigkeit einherging und die Verlusterfahrungen und Ängste, die die 1990er Jahre in Ostdeutschland prägten. Themen sind die Gleichzeitigkeit von Sanierung und Rückbau der ostdeutschen Städte, die Situation der Frauen und Familien, eine Jugendkultur zwischen Techno, Punk und Rechtsradikalismus.

Herausgeber von „Umbruch Ost“ sind die Bundesstiftung Aufarbeitung und der Ostbeauftragte der Bundesregierung.

„Umbruch Ost – Lebenswelten im Wandel“ ist bis Freitag, 9. Oktober, jeweils zu den Öffnungszeiten der Citykirche von 9 bis 19 Uhr zu sehen. Stundenweise wird an jedem Tag ein Mitglied des Vorstands anwesend sein, um mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen. Im Juni 2021 hofft das Partnerschaftskomitee Aachen-Naumburg wieder wie gewohnt zum Hussiten-Kirschfest, dem größten Volksfest der Region Sachsen-Anhalt, reisen zu können.

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