„Covid-19 ist eine tödliche Krankheit“, rief Prof. Dr. Thomas H. Ittel, Vorstandsvorsitzender des Uniklinikums Aachen, bei einer Pressekonferenz im Krisenstab von Stadt und Städteregion am Mittwoch, 29. April, zur Vorsicht auf und unterstrich die Schwere der Krankheit.
Es gebe in der Corona-Krise aktuell zwar Positives zu berichten – das könne sich aber leicht auch wieder drehen.
„Wir müssen im Blick auf den Betrieb der Krankenhäuser nach wie vor behutsam und in einer disziplinierten Schrittfolge vorgehen, wenn wir die Infektionsrate weiterhin beherrschbar und die Gesundheitsversorgung entsprechend leistungsfähig halten wollen. Eine schnelle Rückkehr in die altbekannte Normalität wird es trotz der moderaten Entspannung also schwerlich geben können“, betonte Ittel.
Die gemeinsam tagenden Krisenstäbe der Stadt Aachen und der StädteRegion Aachen haben sich am Mittwochmorgen erneut getroffen, um die aktuelle Lage in Sachen Corona-Virus zu besprechen. Dabei wurde festgehalten, dass es insgesamt in der StädteRegion nunmehr 1853 positive Fälle gibt, davon 922 in der Stadt Aachen. 1490 ehemals positiv auf das Corona-Virus getestete Personen sind inzwischen wieder gesund.
Die Zahl der gemeldeten Todesfälle liegt aktuell bei 79. Hinzugekommen ist ein 80-jähriger Mann. Damit sind aktuell 285 Menschen in der StädteRegion Aachen infiziert.
Oberbürgermeister Marcel Philipp bedankte sich für die Einsicht der Bürger, die zur Eindämmung des Virus beiträgt. Auch die seit Montag geltende Maskenpflicht werde akzeptiert.
„Die aktuellen Corona-Zahlen als Hinweis darauf, dass die in unserer Region schon sehr früh und sehr konsequent umgesetzten Maßnahmen gegriffen haben. Der Weg ist nach wie vor richtig und es gibt keine Alternative“, betonte der Oberbürgermeister.
Er und der Städteregionsrat forderten die Bürgerinnen und Bürger auf, den ruhigen und nachvollziehbaren Weg, der bislang beschritten wurde, mit den nach wie vor geltenden Regeln geduldig fortzusetzen.
Langsame Lockerungen „Die Zahlen des heutigen Tages ergeben sich aus unseren Maßnahmen, die wir vor dem 20. April, also vor den ersten markanten Lockerungen, ergriffen haben. Wir begrüßen die Lockerungen der aktuell geltenden Regeln. Aber wir plädieren sehr klar dafür, den ruhigen und nachvollziehbaren Weg, den wir bislang beschritten haben, fortzusetzen“, betonte Grüttemeier. Es gelte nun, die Auswirkungen der erfolgten Lockerungen in Zahlen abzuwarten, bevor nächste Schritte gegangen würden. Der Städteregionsrat bemühte ein Bild aus der Welt des Fußballs: „Wenn du endlich mit viel Anstrengung gegen einen harten Gegner 1:0 führst, kommst du nicht auf die Idee, übermütig den Torwart vom Feld zu holen.“
Laut Grüttemeier gibt es in der kommenden Woche einen für ganz NRW geltenden Beschluss zur zahlenmäßige Definition von Großveranstaltungen, die bis 31. August nicht erlaubt sind.
Deutliche Warnung aus dem Klinikum
Prof. Dr. Thomas H. Ittel, Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Aachen (UKA) warnte vor zu schnellen Schritten in eine neue Normalität: „Die schlimmsten Szenarien sind bislang nicht eingetreten, das sollte uns aber keinen Grund zur vorschnellen Entwarnung geben, denn es ist auch Ergebnis unserer präventiven Bemühungen.“ Das epidemische Geschehen sei nach wie vor in vollem Gange, wie die Reproduktionszahl des Virus zeige.
Abstrichzentrum in Eschweiler arbeitet jetzt mobil
Grüttemeier stellte es als eine gute Entscheidung der Krisenstäbe heraus, schon frühzeitig ein eigenes kommunales Abstrichzentrum in Eschweiler gegründet zu haben. In der Zwischenzeit ist ein weiteres Zentrum am Aachener Tivoli dazugekommen. Rund 18.000 Abstriche wurden seitdem in den Zentren genommen. Stark wachsend mit 8835 Abstrichen im April ist der gut erreichbare Standort Tivoli. „Wir haben das Zentrum Eschweiler sukzessive in mobile Teams umgewandelt“, sagte Grüttemeier, wies aber darauf hin, dass Eschweiler schnell wieder reaktiviert werden könne.
Fünf mobile Teams mit jeweils bis zu sechs Personen sowie drei Hygieneberatungsteams machen sind nun gezielt auf unterwegs, um weitere Infektionen zu verhindern und Infektionsketten zu unterbrechen. „Die ersten Teams haben wir schon Anfang April initial gestartet“, so der Städteregionsrat. „Inzwischen haben wir mit den mobilen Abstrichteams vor allem die stationären Pflegeeinrichtungen in der Städteregion besucht, kommende Woche werden wir alle Einrichtungen erreicht haben.“ 5100 Abstriche wurden genommen, 144 Bewohnerinnen und Bewohner sowie 99 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden positiv getestet. Zwischenfazit von Grüttemeier: „Es gibt in den stationären Pflegeeinrichtungen keine massenhafte Ausbreitung, keine Dunkelziffer, wir haben aber einzelne Hotspots identifiziert – wegen der guten Präventionsarbeit unserer Teams ist die Lage sehr gut im Griff.“
Mehr indikationslose Abstriche nötig
Um Infektionsketten zu durchbrechen sind mehr Tests nötig. „Es könnte noch mehr getestet werden, wenn es eine Regelung für die Kostenübernahme geben würde. Die so genannten indikationslosen Abstriche will keiner bezahlen. Wir sind deshalb sehr gespannt, was in der überfälligen neuen Aufnahmeverordnung stehen wird zum Thema Reihentestungen“, erklärte Grüttemeier.