Normalerweise findet man Tanja Grandits nicht im Stall, sondern in ihrem Restaurant „Stucki“ in Basel. Einen Bezug zu Pferden hat die Sterneköchin aus der Schweiz dennoch – dank ihrer Tochter Emma. Als ambitionierte Dressurreiterin nimmt die 18-Jährige am Exzellenz-Programm des CHIO Aachen CAMPUS teil, um mithilfe von Head Coach Isabell Werth den Weg in den Spitzensport zu gehen.

Immer dabei: Mutter Tanja, die mit dem Reiten in ihrem Leben so viel zu tun hatte wie ein Pinguin mit dem Fliegen. „Ich habe als Jugendliche mal auf dem Pferd gesessen, aber nach ein paar Reitstunden bin ich runtergefallen und habe es seitdem nie wieder probiert.“ Daran änderte zunächst auch nicht, dass Pferde für Emma und damit die ganze Familie schon früh eine große Rolle gespielt haben.

Mit sechs Jahren war sie das erste Mal in einer Reitschule, schnell ging sie mehrere Male pro Woche zum Unterricht. Mit 14 Jahren folgte dann ihr erstes eigenes Pony, ein Jahr später ihr erstes Dressurpferd Merlin. „Unser Leben ist schon lange aufs Reiten ausgerichtet. Auch für unsere Reisen haben wir immer Ziele ausgewählt, an denen es Pferde gab“, erzählt Tanja Grandits unter anderem von Urlauben in Andalusien. Emma verbrachte dann so viel Zeit wie möglich im Sattel, Tanja hingegen entspannte beim Spazieren, Wandern und Fotografieren.

Doch je erfolgreicher die Tochter wurde, desto mehr wuchs der Wunsch der Mutter, sich selbst mit der Materie auseinanderzusetzen. „Ich begleite sie immer, fahre Transporter und putze Stiefel, aber bei allem anderen kann ich nicht richtig helfen.“ Das unterscheidet Tanja Grandits von vielen der anderen Mütter, die häufig selbst erfolgreiche Reiterinnen waren oder in Pferdesportbetrieben zu Hause sind. „Ich mache Sachen aber nicht gerne, wenn ich gar keine Ahnung habe“, stellt die 53-Jährige fest – und fasste den Entschluss, dem Reiten doch nochmal eine Chance zu geben.
Seit Beginn des Jahres nimmt sie deshalb regelmäßig Unterricht und lässt sich außerdem von Emma die theoretischen Grundlagen erklären. „Das Pferd, das ich reiten darf, ist sehr gemütlich unterwegs und macht keinen falschen Tritt. Das ist für mich sehr gut, um Sicherheit zu kriegen. Es macht mir wirklich Spaß“, lautet das Fazit nach den ersten Monaten. Und noch eine Erkenntnis hat Tanja Grandits gemacht: „Jetzt, wo ich selbst auf dem Pferd sitze, merke ich noch viel mehr, was Emma leistet.“

Wer die beiden in den Stallungen auf dem CHIO Aachen Turniergelände beobachtet, erkennt Hochachtung und vor allem Stolz bei Tanja Grandits, die sich mit Erfolgen auf anderer Bühne durchaus auskennt: Ihr Restaurant wird seit Jahren mit zwei Michelin Sternen ausgezeichnet, sie selbst wurde schon mehrfach zum Schweizer „Koch des Jahres“ ernannt.

Das Futter für Emmas Stute Quibelle, das sie anmischt, sieht zwar etwas weniger extravagant aus als die Menüs für ihre Restaurantgäste, hat aber immerhin etwas mit der eigentlichen Profession der Starköchin zu tun. Quibelle freut sich nach dem Training so oder so darüber – und dürfte sich nebenbei in der Soers besonders wohl fühlen. Bevor sie vor zwei Jahren zu Emma in die Schweiz gezogen ist, stand sie in unmittelbarer Nähe in Aachen. „Bei uns beiden war es definitiv Liebe auf den ersten Blick“, schwärmt die 18-Jährige von ihrer Sportpartnerin.

Die drei Damen Emma, Tanja und Quibelle reisen aktuell monatlich von Basel nach Aachen, um dort beim CHIO Aachen CAMPUS Emmas Karriere im Dressursattel voranzubringen. „Im Gegensatz zu vielen anderen Mädels muss ich alle Handgriffe selbst erledigen. Das braucht mehr Zeit, aber ich mache es auch gerne und finde es sehr schön, Mama immer dabei zu haben“, sagt die Nachwuchsreiterin voller Vorfreude auf die nächsten Trainingseinheit.

Foto © CHIO Aachen CAMPUS/Jasmin Metzner: Emma Grandits auf ihrem Pferd Quibelle und ihre Mutter Tanja.