Kornelimünster ist ein geschichtsträchtiger Ort mit einer langen Tradition als Pilgerort. Die Reliquien des Hl. Kornelius und des Hl. Cyprian werden während der jährlichen Kornelioktav verehrt. Alle sieben Jahre findet die Heiligtumsfahrt zu den drei hier aufbewahrten Heiligtümern statt.
Nach der Hochwasserkatastrophe vom 14.07.2021 und den schweren Beschädigungen konnte die Propsteikirche St. Kornelius mit der Eröffnung der Heiligtumsfahrt wiedereröffnet werden. Das große Engagement und die finanzielle Unterstützung des Landes NRW und des Bistums Aachen ermöglichten die Sanierung der Propsteikirche.

Südlich der Aachener Innenstadt in Kornelimünster werden die Tücher verehrt, die als Schürztuch vom letzten Abendmahl, als Grabtuch und als Schweißtuch Jesu bezeichnet werden. Die mit diesen biblischen Heiligtümern verbundene Wallfahrt besteht aus zwei Teilen: Der erste Teil findet parallel zur Heiligtumsfahrt Aachen statt, der zweite in Verbindung mit der Zeigung der Kornelius-Reliquien zur Korneli-Oktav im September. Die Heiligtümer wurden, da sie in enger Beziehung zu den vier Heiligtümern des Aachener Domes standen, ebenfalls zuerst jährlich gezeigt. Nach 1359 ging man auf den noch heute üblichen siebenjährigen Rhythmus über.

Gründung und Geschichte Kornelimünsters gehen zurück auf den Sohn Karls des Großen, Ludwig den Frommen. Unter dem Namen INDA erlangte der Ort große Bedeutung. Kaiser Ludwig der Fromme errichtete hier seinem Berater, dem Hl. Benedikt von Aniane, ab 814 ein Kloster. Ca. 880 setzte die Verehrung des Hl. Kornelius ein, da die Kopf- und Armreliquie des Papstes und Märtyrers (+254 in Rom) durch einen Reliquientausch nach Kornelimünster kamen. Der Ortsname Inda änderte sich in Kornelimünster. Viele Menschen, vor allem Kranke, pilgerten nun nicht nur zu den Heiligtümern, sondern kamen auch zur Verehrung des Hl. Kornelius, dessen Festtag der 16. September ist.

1794 mussten die Heiligtümer vor den Truppen Napoleons in Sicherheit gebracht werden. Im 19. Jahrhundert kam es zögerlich zu einem Neuanfang der Heiligtumsfahrten, 1916 fiel sie wegen des Ersten Weltkriegs aus. Bevor die Wirren des Zweiten Weltkrieges wieder für eine Unterbrechung sorgten, wurden die Heiligtümer von Kornelimünster 1937 von den Galerien der St. Kornelius-Kirche gezeigt. Nach dem Krieg wurde die Tradition der Heiligtumsfahrt wieder aufgegriffen und bis heute im siebenjährigen Rhythmus fortgeführt. Dieser Tradition wollen wir auch in Zeiten der Corona-Pandemie folgen, unter anderen Bedingungen, aber als Entdeckungsreise zum biblischen Leitwort: „Für wen haltet ihr mich?“ (Mt 16,15).

Die Reliquien
Benedikt von Aniane (750–821) gründete um 814 das Benediktinerkloster im heutigen Kornelimünster. Als Berater Kaiser Ludwigs des Frommen setzte er die Ordensregel seines Namensvorgängers Benedikt von Nursia(480–547) als maßgebende Regel für das Mönchsleben durch.

Das Kloster war zunächst als „Erlöserkloster an der Inde“ bekannt, da ihm Ludwig die drei biblischen bzw. „salvatorischen“ Heiligtümer Schürztuch, Grabtuch und Schweißtuch aus dem Aachener Reliquienschatz geschenkt hatte.

Um 875 kam es zu einem Tausch: Karl der Kahle erhielt für seine Klostergründung in Compiegne/Fr. die Hälfte des Grabtuches, während im Gegenzug die Mönche in Inda die Schädeldecke und das Armreliquiar des hl. Kornelius (+253) bekamen. Mit der wachsenden Verehrung des Heiligen veränderte sich auch im 11. Jhd. der Name in Kornelimünster. Fortan gab es zwei Glanzlichter im Leben der Abtei: die jährlich wiederkehrenden Oktavtage um den 16. September (dem Namensfest des hl. Kornelius) und die alle sieben Jahre wiederkehrende Heiligtumsfahrt.

Auch nach der Aufhebung der Reichsabtei 1802 wurde die Tradition der Oktav fortgeführt. Es waren die Bürger der Pfarrgemeinde von Kornelimünster, die sie am Leben erhielten.

Die letzte Heiligtumsfahrt, bei der die Reliquien im Besitz der Benediktinerabtei waren, fand 1790 statt. Vier Jahre später mussten sie vor den Truppen in Sicherheit gebracht werden. Kornelimünster verdankt dem Bischof des ersten Aachener Bistums, dass die Heiligtümer der neuen Pfarrei St. Kornelius übergeben wurde. Die Pfarrei wurde damit anstatt des Klosters zum Träger der Heiligtumsfahrt.

Im 19. Jahrhundert kam es zögerlich zu einem Neuanfang der Heiligtumsfahrten. 1916 fiel die Heiligtumsfahrt wegen des Ersten Weltkriegs aus. 1937 zeigte man die Heiligtümer von Kornelimünster von den Galerien der St. Kornelius-Kirche, bevor die Wirren des Zweiten Weltkrieges für eine Unterbrechung sorgten. Nach dem Krieg wurde die Tradition der Heiligtumsfahrt wieder aufgegriffen und bis heute im gleichen siebenjährigen Rhythmus wie die Aachener Heiligtumsfahrt fortgeführt.

Das Schürztuch Jesu

Der Überlieferung nach ist das in Kornelimünster beheimatete Tuch die Schürze, die sich Jesus umband, als er den Jüngern beim letzten Abendmahl die Füße wusch. Wie die weiteren beiden Reliquien in Kornelimünster stammt auch das Schürztuch ursprünglich aus dem Reliquienschatz, den Karl seiner Pfalzkapelle in Aachen geschenkt hatte. Sein Sohn, Ludwig, schenkte sie Kornelimünster. Während die Heiligtümer in Aachen allerdings in einem kostbaren Schrein aufbewahrt werden, befinden sich die Reliquien in Kornelimünster in einem einfachen Holzschrein in der Heiligtumsfahrtkapelle.

Wissenschaftliche Untersuchungen dieser Textilien bescheinigen eine Herkunft aus dem Raum des Vorderen Orients und antiker Zeit. Es ist etwa 2,30 Meter lang, die Breite an den beiden Enden beträgt 1,28 Meter bzw. 0,95 Meter. Die Länge und Form des Tuches lassen darauf schließen, dass es zur Umgürtung gedacht war. Es besteht aus einem einfachen Kreuzgewebe von starken Leinenfäden.

Das Grabtuch Jesu

Das Tuch wurde der Überlieferung nach bei der Grablegung Christi benutzt. Es ist ein kunstvoll gewebtes Leinentuch, das man mit einer Zierdecke vergleichen kann. Es ist ca. 1,80 Meter breit und 1,05 Meter lang.
Ursprünglich war es doppelt so groß. Die fehlende Hälfte ging um 875 an Karl den Kahlen für seine Klostergründung in Compiègne. Dafür erhielt die Abtei die Reliquien des hl. Kornelius und des hl. Cyprianus.

Das Schweißtuch Jesu

Hierbei soll es sich um das Tuch handeln, welches den Kopf des Leichnames Jesu im Grab bedeckte. Es ist ein sogenanntes Byssusgewebe, das aus sehr feinen Seidenfäden besteht. Byssusgewebe zählten in der Antike zu den kostbarsten Stoffen. Es ist 4 x 6 Meter lang und wird, 16 mal gefaltet, auf einer roten Seidenunterlage aufbewahrt. Darüber ist zum Schutz ein Gazestoff gespannt. Es war in der jüdischen Tradition üblich, den Kopf eines Toten mit diesem wertvollen Tuch zu bedecken. Da es so fein ist, konnte man die Gesichtszüge auch durch das Tuch noch erkennen.

Informationen unter www.heiligtumsfahrt-kornelimuenster.de.

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