In diesen Tagen würde – normalerweise – die Annakirmes nach Düren locken. Doch die Corona-Pandemie macht dem beliebten Volksfest zum zweiten Mal einen Strich durch die Rechnung. Während sich die Kirmesfans auf den nächsten Sommer freuen, findet die Oktav im Zeitraum vom 31. Juli bis zum 8. August unter dem Thema „Da wohnt ein Sehnen tief in uns.“ statt. In der Dürener Annakirche gibt es bis nächste Woche Sonntag viele Andachten und Veranstaltungen. Bei der jährlichen Annaoktav wird die Kirche zum Wallfahrtsort für zahlreiche Pilger. Im Winter findet hier regelmäßig das Annafest statt. Bei der Oktav werden auch Spendengelder gesammelt. Die Kollekte geht an ein Kinderheim in Bolivien, das Dürener Arbeitslosenzentrum und zur Hälfte an die Hochwasser-Opfer bei uns in der Region, wie Pfarrer Hans-Otto von Danwitz erklärte.

„Die Corona-Pandemie hat uns zurück geworfen auf uns selbst. Der Lockdown hat uns bewusst gemacht, was wirklich wichtig ist, was tatsächlich wertvoll ist in unserem Leben. Manches ist uns bewusst geworden, weil es uns fehlte, weil wir es nicht haben und erleben konnten. „Da wohnt ein Sehnen tief in uns …“ So heißt der Beginn eines Liedes in unserem Gotteslob (Nr. 799). Im Lockdown, im Alleinsein, im Vermissen vieler Dinge wird uns bewusst, wonach wir uns zutiefst sehnen. Dem wollen wir in der Anna-Oktav nachspüren mit Worten aus diesem Lied, die wir an jedem Tag tiefer bedenken“, betont Pfarrer Hans-Otto von Danwitz.
Die heilige Mutter Anna sei uns dabei ein gutes Vorbild: In ihrer tiefen Sehnsucht nach einem Kind habe sie ihr Vertrauen auf Gott nicht aufgegeben bis ihr Sehnen erfüllt wurde in der Geburt ihrer Tochter Maria, die später zur Mutter Jesu wurde. „Möge die diesjährige Anna-Oktav uns helfen, dem tiefen Sehnen in uns auf die Spur zu kommen. Möge sie uns stärken in der Hoffnung, dass die Verheißungen Gottes in Erfüllung gehen“, betont Danwitz im Leitwort zur Oktav, die am kommenden Sonntag, 8. August, mit der feierlichen Schlussandacht und Schließung des Annaschreins um 18 Uhr endet.

Zwischen Heiligenverehrung und Hightech

Die mit der Annaoktav verbundene Annakirmes in Düren findet seit 1638 statt. Immer Anfang Augst haben Besucher die Gelegenheit, das Volksfest an der Aachener Straße zu erleben und das Haupt der Heiligen Anna in der Kirche St. Lukas in der Dürener Innenstadt zu verehren. Mit den traditionellen drei Böllerschüssen und dem Fassanstich wird die Kirmes offiziell eröffnet. Dann drehen sich Karussells, fahren Achterbahnen in rauschender Geschwindigkeit, rotiert das Riesenrad hoch über Düren. Die Annakirmes ist mit insgesamt über 150 Geschäften entlang der Budenfront von etwa 2,5 Kilometer auf einer Fläche von über 50.000 Quadratmetern eines der größten Volksfeste nicht nur in der Region. Rund eine Million Besucher genießen das Kirmestreiben im Sommer, freuen sich über rasante Fahrgeschäfte, aber auch über nostalgische Buden beim größten Volksfest an der Rur. Der Ursprung des Rummels liegt in der Verehrung der heiligen Mutter Anna im Mittelalter. Im Jahre 1501 hatte der Steinmetz Leonhard aus Kornelimünster das Annahaupt in Düren den dortigen Franziskaner-Mönchen überlassen. Seitdem wird die Annareliquie in Form einer Büste den Gläubigen gezeigt. Die Kirmes beginnt traditionell an dem Samstag, der dem Tag der heiligen Mutter Anna, dem 26. Juli, folgt. Die religiöse Woche steht immer unter einem besonderen Thema und jeden Tag wird in der Kirche die Messe gefeiert. Mit einem Gottesdienst, besonders für die Schausteller, beginnt die Oktav. Mit dem Hochamt und der Erhebung des Annahauptes sowie einer anschließenden Prozession wird sie offiziell eröffnet. Ob Feuerwerk, Schlagerkonzert, Mundartabend, Boxmatinée, Oldie-Nacht, Kirschkernweitspuck-Weltmeisterschaft oder Misswahl – Das Rahmenprogramm  des neuntägigen Volksfestes sieht viele Veranstaltungen vor, bevor am letzten Kirmestag die Schließung des Annaschreins stattfindet. Kirchenchor und Pfarrorchester gestalten die Andacht. 2013 jährte sich das Datum der ersten urkundlichen Erwähnung der Annaoktav zum 375. Mal. Eine Ausstellung von Fotos und Exponaten zum Thema Annakirmes, ein Orgelwochenende mit originalen Kirmesorgeln, sowie eine historische Kirmes und ein Festumzug erinnerten an die wechselhafte Geschichte des Volksfestes. Von seinen Anfängen als Markt, über seine Weiterentwicklung als Kirmes gegen Ende des 19. Jahrhunderts bis hin zum modernen Rummel heute mit seinen High-Tech-Fahrgeschäften hat sich viel getan.  In der Anna-Oktav kommen immer wieder Spenden und Kollekten zusammen. Aufgrund der aktuellen Notlage vieler Menschen nach der Hochwasserkatastrophe geht nur eine Hälfte an die ursprünglich genannten Projekte, das Kinderheim Poconas in Bolivien und das Arbeitslosenzentrum Düren, die andere Hälfte soll der Hilfe der vom Hochwasser betroffenen Menschen zugute kommen. Auch in den anderen Kirchen der Pfarre St. Lukas wird am kommenden Sonntag für die Flutopfer gesammelt. Es ist erfreulich, wie groß die Hilfsbereitschaft ist. Eine Gruppe der mobilen Jugendarbeit der Pfarre St. Lukas hat in der vergangenen Woche in Stolberg bei Aufräumarbeiten mitgeholfen; Gemeindereferentin Antje Stevkov ist angefragt in der Seelsorge mit Bewohner/innen von Altenheimen, die evakuiert werden mussten und in Dürener Einrichtungen untergebracht sind; die Notfallseelsorge des Kreises Düren ist in den Bereitschaftsdienst der seelsorglichen Betreuung von Flutopfern eingebunden; die Pfarre hat ihre Pfarrheime und ein Selbstverpflegehaus als Herberge angeboten für Menschen, die obdachlos sind; und es gibt viele Spenden, die das große Engagement des Bistums und des diözesanen Caritasverbandes ergänzen als konkrete Hilfe für die Menschen, die in Not geraten sind. Mit der Zweckangabe „Flutopfer“ können Spenden auf das Konto der Pfarre St. Lukas, IBAN DE20 3955 0110 0000 6133 72 überwiesen werden. Eine Spendenquittung wird dann zugesandt. Informationen zur Annaoktav gibt es unter www.annaoktav.de und www.st-lukas.org.

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