Besondere Führung durch eine besondere Ausstellung. Cordula Lebeck zeigt Städteregionsrat Dr. Tim Grüttemeier die Fotoausstellung ihres Mannes im KUK Monschau.
StädteRegion Aachen. „Das Foto der Wäscherinnen aus dem spanischen Cullera ist mein Lieblingsbild. Mein Mann Robert hatte an dem Tag, wie eigentlich immer, zuerst das Gespräch gesucht. Dabei hat er den Wäscherinnen erzählt, dass er Geburtstag hat. Daraufhin sangen und tanzten sie für ihn.“ Was seine Witwe, Cordula Lebeck, bei der Führung im Kunst- und Kulturzentrum der StädteRegion Aachen in Monschau erzählt, ist nur eine kleine Episode, die aber viel über Robert Lebeck aussagt. Der Moment des Tanzes der Wäscherinnen, den er 1964 mit seinem Foto für die Ewigkeit festhielt, kann fast exemplarisch für viele seiner Bilder stehen. Dem allen Menschen zugewandten und charismatischen Fotografen fiel es leicht, mit jedem in Kontakt zu kommen, egal an welchem Ort der Welt.
Und so kann man bei den rund 130 Arbeiten des weltberühmten Fotografen neben der Wäscherin aus Spanien, dem Käsehändler aus Tiflis oder der Arbeiterin im norditalienischen Reisfeld auch viele Fotos berühmter Persönlichkeiten sehen. Er fotografierte er unter anderem Winston Churchill, Elvis Presley, Josef Beuys, Herbert von Karajan oder den damaligen Bundeskanzler Willi Brandt, den er auch im privaten Urlaub begleitete. Cordula Lebeck verwaltet den umfangreichen fotografischen Nachlass ihres Mannes. Auf die Frage, wie viele Einzelbilder dieser beinhaltet, kann sie keine genaue Auskunft geben: „Wir haben eine komplette Wand, die mit Ordnern vollsteht, in denen sich die Kontaktabzüge und Negative seiner Bilder befinden. Ich habe noch lange nicht alles sichten können.“ Immer wieder gibt es deshalb auch Neuentdeckungen von Lebeck-Fotos, die bislang unveröffentlicht waren. Ein Beispiel ist das Bild von Paul Newman, das den berühmten Schauspieler und privaten Hobby-Rennfahrer in Hollywood 1968 lässig an einen Käfer Cabrio gelehnt zeigt. „Dieses Bild ist eines derjenigen, die erstmals im KuK Monschau im Rahmen einer Ausstellung gezeigt werden“, freut sich Dr. Nina Mika-Helfmeier, die Leiterin des KuK. „Die gelungene Ausstellung ist in erster Linie der wertvollen Unterstützung von Cordula Lebeck zu verdanken. Sie war eben auch die engste Mitarbeiterin des Fotografen. Nur so können wir diese breit gefächerte Auswahl aus zum Teil unveröffentlichtem Material in der StädteRegion Aachen zeigen“, betont Mika-Helfmeier.
Auch Fotos, wie das aus dem Jahr 1960, das Robert Lebeck quasi über Nacht weltberühmt machte, sind in Monschau im einem Gesamtkontext zu erleben. Es zeigt, wie ein junger Kongolese in Léopoldville bei der Parade zur Unabhängigkeit des jungen afrikanischen Staates den Prachtdegen des belgischen Königs Baudouin aus dem offenen Auto entwendet. „Im KuK kann man die ganze Serie sehen, die mit der Festnahme des jungen Mannes endet“, sagt Mika-Helfmeier. „Robert hat sich danach oft erkundigt, was aus dem Mann geworden ist, leider ohne Ergebnis“, weiß Cordula Lebeck.
Dass in seinen Fotos oft Freude und Leid nah beieinander liegen, kann man sehr gut bei Lebecks Fotoserie mit Romy Schneider sehen, die 1981 in Frankreich entstand. Der Film „3 Tage in Quiberon“ aus dem Jahr 2018 zeichnet diese Fotoserie nach. Lebeck: „Dabei habe ich der Regisseurin im Vorfeld sämtliche gut 500 Abzüge zur Verfügung gestellt. In äußerster Akribie ist für den Film auf dieser Basis alles genau nachgebaut worden bis hin zum Interieur der Zimmer.“ Einige besonders beeindruckende Fotos der bekannten Serie sind im KuK jetzt in einem einzelnen Raum zu finden. Dabei kann man die extremen Gefühlsschwankungen von Romy Schneider – von zu Tode betrübt bis himmelhoch jauchzend – mitfühlen.
Cordula Lebeck sieht das auch als Besonderheit des KuK Monschau: „Die meisten Museen, in denen wir ausstellen, haben sehr große Räume, die man dann auch mit Fotos aus verschiedenen Themenfeldern oder Ländern bespielen muss. Es ist schon sehr interessant, dass hier im KuK durch die verschiedenen kleineren Räume Themenfelder auch räumlich in einen abgeschlossenen Kontext gesetzt werden können.“
Auch Städteregionsrat Dr. Tim Grüttemeier zeigte sich bei der Führung durch die Ausstellung beeindruckt: „Es sind wirklich herausragende Fotos eines herausragenden Fotografen. Man ist bei seinen Bildern nicht reiner Betrachter, sondern erlebt, ja fühlt immer die Situation mit. Sie sind in ganz besonderer Art und Weise authentisch und nie gestellt.“
Besonders freut Grüttemeier auch, dass die Ausstellung auch in Corona-Zeiten eine so hohe Resonanz erfährt: „Wenn pro Woche mehr als 500 Menschen sich die Ausstellung trotz der notwendigen Schutzvorkehrungen anschauen, spricht das für sich. Das Niveau der KuK – das wir ja gerade zum Fotografie-Forum weiterentwickeln – ist herausragend und kommt offensichtlich bei den Menschen an.“
Robert Lebeck
Robert Lebeck, 1929 in Berlin geboren, war einer der bedeutenden deutschen Fotojournalisten der Nachkriegszeit. Zunächst arbeitete er als Fotoreporter für Heidelberger Zeitungen. 1955 wurde er Leiter des Redaktionsbüros der „Revue“ in Frankfurt, 1962 wurde das Hamburger Magazin „Stern“ auf ihn aufmerksam, das ihn für sein festes Reporterteam engagierte. In dieser Funktion reiste er rund um den Globus. „Allein elf Mal war Robert in der ehemaligen Sowjetunion. Wir haben sechs Jahre lang in Südfrankreich gelebt. Es war damals eigentlich kein Unterschied, ob er aus Hamburg oder Bordeaux zu seinen Fotoreportagen losflog“, beschreibt Cordula Lebeck. Später siedelte die Familie, zu der auch die beiden Kinder Oscar und Linda gehören, nach Berlin um. Beide Kinder von Lebeck sind ihrerseits ebenfalls schon anerkannte Künstler, deren Arbeiten auch im Bereich der Fotografie anzusiedeln sind.
Portraits von Menschen und Ländern
Die Ausstellung „Portraits von Menschen und Ländern“ ist in Monschau noch bis zum 13. September zu sehen. Sie umfasst ca. 130 Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Robert Lebeck, die zwischen den späteren 1950er und den 90er Jahren entstanden sind. Neben Porträts sind auch Reisereportagen, zum Beispiel aus dem „verborgenen Land“ Russland sowie aus Spanien, Italien und Japan zu sehen.
Das KuK (Austraße 19, 52156 Monschau) ist dienstags bis freitags von 14:00 bis 17:00 Uhr sowie samstags und sonntags von 11:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei!
Corona-Schutzmaßnahmen
Natürlich werden die notwendigen Corona-Schutzmaßnahmen umgesetzt. So ist insgesamt maximal 32 Personen der gleichzeitige Zutritt erlaubt. Vor Ort ist zudem detailliert geregelt, in welchem Ausstellungsraum sich wie viele Menschen gleichzeitig aufhalten dürfen. Der Zugang ist wie in allen Museen derzeit nur mit Mund-Nase-Schutz und unter Einhaltung der allgemein gültigen Hygiene- und Abstandsregeln möglich. Es werden, um die Nachverfolgbarkeit zu gewährleisten, die Kontaktdaten der Besucherinnen und Besucher aufgenommen.
Foto © Holger Benend/StädteRegion Aachen
Die Leiterin des KuK Monschau, Dr. Nina Mina-Helfmeier (l.) hat jetzt gemeinsam mit der Witwe des Künstlers, Cordula Lebeck, Städteregionsrat Dr. Tim Grüttemeier durch die Ausstellung „Portraits von Ländern und Menschen“ mit 130 Werken des Fotografen Robert Lebeck geführt.