- Ab dem 1. Juni und bis zum 1. September steht das ehemalige Kaufhaus als konsumfreier Raum für Familien offen.
- Die Stadt finanziert das Projekt mit 36.000 Euro.
- Das Studierendenwerk hat die Trägerschaft und Betreuung übernommen.
Die Buntstifte sind gespitzt, die großen Farbflaschen aufgereiht, das Frühstücksei aus der mit Pfannen, Töpfen und Besteck bestens ausgestatteten Puppenküche ist gekocht, der Tisch gedeckt. Die Stühle sind ein bisschen klein, aber für so ein Projekt wie an der Komphausbadstraße in Aachen setzen sich Heinrich Brötz, Beigeordneter der Stadt für Bildung, Jugend und Kultur, Georg Helmich, als Initiator im Einsatz für eine Nutzung des einstigen Horten-Kaufhauses/Lust for Life, sowie Jennifer Striegel, Fachberaterin für Kindertageseinrichtungen des Studierendenwerkes Aachen, sogar auf winzige Stühlchen.
In großer Sitzungsrunde und durch intensiven persönlichen Austausch ist die Planung und Gestaltung des „Familienspielraum LustAufLife“ geschafft. Alle sind glücklich und zufrieden. Ab Samstag, 1. Juni, 11 Uhr, dürfen bis zum September 2024 Kinder in Begleitung von Mutter, Vater oder anderen Betreuungspersonen hier hinter großen Fenstern und gut geschützt vor Regen und Wind fantasievoll malen, mit den Bobby-Cars die Slalom-Strecke ausprobieren, Bauklötze auspacken und stapeln, an den Tischen die kindgerechten Gesellschaftsspiele ausprobieren oder in einer gemütlichen Ecke mit plüschigen Kissen kuscheln, die als Kartoffeln, Zwiebeln oder Broccolis besonders witzig sind.
Sieben Tage geöffnet – freier Eintritt
Zunächst bis zum 1. September dürfen alle bei freiem Eintritt montags bis freitags von 14 bis 18.30 Uhr und sogar samstags und sonntags von 11 bis 18.30 Uhr auf die große Türklingel drücken und den Raum nach Lust und Laune nutzen. Dort gibt es stets jemanden, den man ansprechen kann, der (oder die) danach schaut, dass es allen gutgeht. „Vielleicht sucht ja sogar jemand Bastelvorschläge“, meint Jennifer Striegel. Scheren, Papier und Kleber liegen bereit.
Die Notwendigkeit, mehr Raum für Kinder und deren Familien in der Innenstadt zu schaffen, hat das Dezernat für Bildung, Jugend und Kultur längst erkannt. Nun kommt das Bestreben von Georg Helmich hinzu, ein riesiges Gebäude wie das einstige Kaufhaus bis zur endgültig neuen Nutzung „am Leben“ zu erhalten – was bereits durch Angebote wie Ausstellungen, Theater- und Zirkus-Gruppen gelingt. 91 Veranstaltungen konnten in letzter Zeit stattfinden. Mit den Jüngsten sind gleichfalls deren Familien an der Reihe. „Wichtig ist ein konsumfreies Areal zum Spielen, verbunden mit Kontaktmöglichkeiten für Erwachsene, die in der Sorge um ihre Kinder oft eher isoliert bleiben“, sagt Brötz. „Wer den Raum nutzt, ist zudem versichert.“
In einem nächsten Schritt will man Flächen für Tanz und zum Skaten bieten. Die Kinder dürfen jetzt schon toben. Ein bestehendes Filmangebot wird demnächst noch um ein kleines Kinder-Kino am Nachmittag erweitert. Die Stadt hat mit 36.000 Euro für eine bunte, vielschichte Ausstattung auf rund 200 Quadratmetern gesorgt und das Studierendenwerk die Trägerschaft und Betreuung übernommen. „Eine neue Nutzung der Immobilie wird es voraussichtlich nicht vor dem Juli 2025 geben“, weiß Helmich, der Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft zum Planungsausschuss der Stadt ist. Gute Kontakte zum Investor „Stadtmarken“ machen das Ganze unkompliziert. Bäumchen und durch bunte Papierbänder verwandelte Abtrennungszäune sorgen dafür, dass die Fläche zum Raum wird. Mit den Familien-Expertinnen des Studierendenwerks sind jene im Boot, die sich richtig gut auskennen. „Wir haben ja fünf Kindertagesstätten, in denen Kinder Studierender betreut werden, eine davon in Jülich“, erzählt Jennifer Striegel. Ausgestattet ist der Familienspielraum mit hellem neuem Inventar, aber auch mit ein paar Dingen, die man in den Kitas erübrigen kann, doppelt hat. So sind die bunten Bobby-Cars – natürlich vorwiegend Ferrari-Rot – in einer langen Reihe geparkt, gibt es eine mit orangefarbenen Hütchen professionell markierte Teststrecke, wie bei den Großen.
Ältere Kinder und Erwachsene finden Spaß beim Tischtennis oder am Fußballkicker. Wichtig ist allen das Netzwerk, die unkomplizierte Möglichkeit, in Kontakt zu kommen und vielleicht zu bleiben – einfach beim Spielen. Dabei ist es nicht möglich, Kinder im Familienspielraum „abzugeben“. Diese Aufsicht könne und wolle man nicht leisten, betont Brötz.
Alles erlaubt, was zu einer schönen Spielzeit gehört
Andererseits bietet der „Familienspielraum“ selbst im Regen viel Freiheit. Jacken und Füße bleiben trocken, rundum kann man das Gebäude mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen und zwei Toilettenhäuschen sowie eine Möglichkeit zum Wickeln sind drinnen vor Ort. Erlaubt ist in Rucksäcken und Kinderwagen alles, was zu einer schönen Spielzeit gehört – Kekse, Fläschchen, Gemüse- und Obstschnitzen, Wasser, Kakao und mehr. „Wir setzen darauf, dass jeder ein bisschen Mitverantwortung trägt“, betont Brötz. Vor dem Eröffnungstag wird man in der Stadt Flyer verteilen und Plakate aufhängen. Das Motiv – eine bunte Kinderhand – regt sofort zum Matschen mit Farben aus den großen Flaschen an. „Wir haben ja eine Wandfläche reserviert, auf der Kinder ihre Werke aufhängen oder für andere Gestaltung sorgen können“, erzählt Helmich und freut sich auf eine bald sehr bunte „Tapete“. Und für ein „Tässchen Kaffee“ aus der Puppenküche sollte immer mal wieder Zeit sein. „Ein Mosaikstein im Gesamtangebot der Stadt, zu dem unter anderem 27 Einrichtungen der Offene Türen und umfangreiche Ferienspiele gehören“, freut sich nicht nur der Dezernent.
Foto © Stadt Aachen/Heike Lachmann: Fühlen sich in der bunten Puppenküche sichtlich wohl: Jennifer Striegel, Studierendenwerk, Matthias Sperling, Fachbereich Kinder, Jugend und Schule der Stadt Aachen, Georg Helmich, engagierter Bürger und Heinrich Brötz, Beigeordneter der Stadt Aachen (v.l.).