Wenn in Aachen der Internationale Karlspreis verliehen wird, wehen wieder die bunten Fahnen. Mehr als 50 Jahre hat das Ehepaar Wolfram dazu beigetragen, dass sich die Stadt mit festlichem Fahnenschmuck in Schale schmeißt. Dieses Jahr feiern Hannelore (84) und Hermann (85) Wolfram nun ihre Diamanthochzeit – für Oberbürgermeister Marcel Philipp Anlass, das Ehepaar im Rathaus zu empfangen und mit ihnen zu plaudern. „Vier Oberbürgermeister haben wir in 50 Fahnenjahren erlebt, zuerst Hermann Heusch, dann Kurt Malangré, dem Jürgen Linden folgte, und dann schließlich Marcel Philipp. Die kennen und kannten uns alle“, erzählt Hannelore Wolfram.

Viele Glückwünsche aus Nah und Fern erreichten die Wolframs zu ihrem Ehrentag. Bis heute sind sie bekanntermaßen engagiert, unternehmungslustig und gerne auf kleineren Reisen unterwegs. Die beiden Aachener, die mehr als 50 Jahre beim Karlspreis und beim Reitturnier für die Beflaggung auf dem Markt sorgten, sind immer interessiert, wenn in der Stadt etwas los ist und stets für einen Plausch zu haben.
Für ihr jahrzehntelanges Ehrenamt und ihren Einsatz für die Stadt bedankte sich Oberbürgermeister Marcel Philipp jetzt noch einmal bei dem regen Rentnerpaar. Nie hing eine Flagge falsch am Mast. Bei Bedarf wurden die Stoffe repariert oder ausgetauscht, damit alles picobello aussieht, wenn die Fahnen im Wind wehen.

„Denn eine Karlspreisverleihung ohne Beflaggung wäre so etwas wie das „i“ ohne Tüpfelchen. Damals, in unserem ersten Jahr, wurde der luxemburgische Parlamentspräsident und ehemalige Außenminister Joseph Bech geehrt. Unter unseren Fahnen waren 40 Jahre alte Stücke aus Baumwolle und neue aus Synthetik, die vor allem bei Regen leichter zu hissen sind“, erzählt Hannelore Wolfram. Durch ihren Vater kamen sie und ihr Mann dazu, den Kern der Stadt an Christi Himmelfahrt, aber auch die Krefelder Straße während des CHIO mit Flaggen zu bestücken. Franz Mertens, war Brennstoffhändler und Transportunternehmer und hatte somit auch die Kapazität zum Transport der Fahnen – deshalb fragte die Stadt in den aufstrebenden 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts an.
Zuletzt zog das Ehepaar jeweils um 6 Uhr morgens 38 Fahnen auf dem Markt und dem Katschhof an die Masten hoch. „Das war mehr Arbeit, als man denkt, vor allem wenn die Fahnen noch feucht vom Vortag waren“, betont Hannelore Wolfram, die sich als echtes Öcher Mäddche bezeichnet. „Da komme ich nicht mit, ich bin zwar in Aachen geboren, aber mein Vater stammt aus Thüringen, meine Mutter aus Westfalen“, gibt ihr Ehemann bescheiden zu. Und abends mussten die Flaggen natürlich wieder eingezogen werden – damit sie keiner klaut, denn das sei alles schon passiert. „Die Stadt wollte sich mal die Kosten fürs Auf- und Abhängen zwischendurch sparen. Das Ergebnis: 14 Fahnen waren verschwunden“, erzählt Hannelore Wolfram. Die Fahnentuche, die sie über die Nacht in einer Garage eingelagert hatten, mussten wieder an den vom Protokoll der Stadt vorgesehenen Mast, und zwar in der richtigen Reihenfolge. Die Flagge des Landes, aus dem der Karlspreisträger kommt, muss auf jeden Fall in die erste Reihe.

Die Wolframs sind sich einig: „Wir denken gerne an die schönen Zeiten zurück. Um die Fahnen können wir uns aus Altersgründen seit einigen Jahren nicht mehr kümmern. Aber wir freuen uns, wenn wir nach der Corona-Zeit wieder die eine oder andere Veranstaltung besuchen können und an Christi Himmelfahrt wieder die bunten Fahnen wehen“.