Als Guido I. (Bettenhausen) setzt der designierte Prinz von Aachen auf Online-Karneval und freut sich auf das 111-jährige Bestehen „seiner“ Prinzengarde

Es ist eine ganz besondere Situation, in welcher der Aachener Karnevalsverein (AKV) jetzt Guido Bettenhausen als designierten Prinzen Guido I. an den Start schickt. „Die Bedingungen sind schwierig. Aber wir sind uns einig, es wird Karneval geben und es wird einen Prinzen mit Hofstaat geben, wenn auch anders als sonst“, betont AKV-Präsident Dr. Werner Pfeil.

Zum 111-jährigen närrischen Jubiläum der Prinzengarde der Stadt Aachen fiel die Wahl auf einen langjährigen, im Öcher Fastelovvend wohlbekannten Gardisten. Seit 17 Jahren ist der 55-jährige Bettenhausen im Vorstand der Prinzengarde aktiv, hat in diesen Jahren seine Vorgänger im närrischen Amt begleitet. Im Hofstaat von Marcus Quadflieg war der zweifache Familienvater 2003 als Hofkutscher dabei. Beruflich ist Bettenhausen seit 32 Jahren selbstständig in der Automobilbranche tätig.
Prinzengardist mit Herz und Seele.

Guido Bettenhausen und sein Hofstaat

Sein Motto lautet „Mär zesame sönd vür Öcher Fastelovvend!“. „Ich bin Prinzengardist – seit vielen Jahren und mit Herz und Seele“, sagt die designierte Tollität. „Da erlebt man die Momente, die ein Prinz Karneval unserer Stadt hat, hautnah mit. Die emotionalen Höhepunkte, das Glücksgefühl mit den Menschen im Saal zu teilen und ein kleines, neues Kapitel für die Geschichte unserer Stadt mitzuschreiben – irgendwann war klar: Diese Emotionen wollte ich auch einmal spüren.“

Nun weiß Guido Bettenhausen auch, dass die Vorstellung, mit den Narren in den Sälen und Festzelten auf Tuchfühlung zu gehen, sich so möglicherweise nicht erfüllen wird. Und doch nimmt er die Herausforderung an: „Der Prinz hat als Identifikationsfigur eine Vorbildfunktion für alle Jecken unserer Kaiserstadt. Ein wenig Freude, Lachen und Leichtigkeit – das brauchen wir alle vielleicht gerade jetzt“, sagt der leidenschaftliche Karnevalist, der sich auf die Unterstützung seines Hofstaats, seiner Garde und des AKV verlassen kann. „Wir haben unzählige Gespräche geführt. Und irgendwann stand dann felsenfest: Wir machen das für die Öcher Jecken und werden Wege finden, mit den dann geltenden Corona-Bedingungen umzugehen. Denn entweder hat man den Karneval im Herzen oder nicht.“

Pfeil freut sich sehr über das klare Statement.
Wenn der Saalkarneval und Auftritte in Kneipen und damit der traditionelle Karneval nicht möglich sind, weil bis dahin weder ein Impfstoff noch Therapien verfügbar sind, setzt der AKV auf Plan B.

„Seit 162 Jahren stellt der AKV den Prinzen in der Stadt Aachen und auch die Corona Krise wird daran nichts ändern. Wie unsere ganze Gesellschaft, so stehen auch der AKV und der gesamte Karneval vor großen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie“, sagt der AKV-Präsident. „Die Gesundheit der Bevölkerung und aller Karnevalisten steht an erster Stelle. Alle Entscheidungen über die Ausgestaltung der kommenden Session müssten sich diesem obersten Ziel und natürlich der dann geltenden Gesetzeslage unterordnen“, so Pfeil unmissverständlich. Aber es sei schließlich die traditionelle Stärke des Karnevals, gerade in Krisenzeiten Frohsinn zu stiften. „Um allen Karnevalistinnen und Karnevalisten in der fünften Jahreszeit Freude machen zu können, haben wir in den letzten Wochen ein neues Konzept entwickelt, um Fastelovvend auch auf neuen Wegen zu den Jecken zu bringen und gleichzeitig die bundes- und landesgesetzlichen Bestimmungen zu achten.“

Kommandant Dirk Trampen, Tollität Guido Bettenhausen, AKV-Präsident Werner Pfeil

Der AKV plant parallel mit zwei Alternativen. „Sollte ein Impfstoff oder Medikament rechtzeitig vorhanden sein, kann Karneval möglicherweise – wie immer – gefeiert werden. Darauf müssen wir zumindest vorbereitet sein. Wenn dies nicht der Fall ist und Groß-veranstaltungen weiterhin verboten sind, greift unser ‚Plan B‘. Das beginnt dann schon mit der Prinzenproklamation, die als Aufzeichnung ohne Saalpublikum, aber mit karnevalistischem Programm und Prinzenspiel als Online-Karneval in die Wohnzimmer gebracht werden kann“, sagt Pfeil. Hierfür arbeiten AKV und Prinzengarde bereits an der gemeinsamen Umsetzung. Die Prinzenproklamation des AKV und die eigentlich für einen Tag später geplante Gardesitzung wird dann zusammengelegt.

Ist kein Saalkarneval möglich, so wird es viele Angebote für die Jecken im Netz geben. Live-Besuche im offenen Regenbogen-Bus vor den Türen von Schulen, Altenheimen und Wohnquartieren sowie schnell auf die jeweilige Corona-Lage angepasste Konzepte sind in Planung. Es wird außerdem ein Online-Tagebuch des Prinzen nebst Hofstaat geben.

„Wir freuen uns, dass wir angesichts der Umstände in unserer 111-jährigen Jubiläumssession überhaupt Karneval feiern können, mit Guido Bettenhausen eine designierte Tollität haben, die diese Herausforderung annimmt“, betont Prinzengarde-Kommandant Dirk Trampen. Acht Hofstaatler begleiten den designierten Prinzen, darunter Prinzengardisten und bekannte Namen im Aachener Karneval wie etwa aus dem Brander und Richtericher Stadtteilkarneval.

Als Maskottchen bringen die Männer einen Eisbär mit, der sich für einen guten Zweck in Plüschtiervariante verkauft wird. Ebenso wie die Orden, die durch das Abstandsgebot nicht verliehen werden können. Eine besondere Rolle spielt der Regenbogen: Als Zeichen für die bunte Vielfalt des Karnevals, aber auch als von vielen Kinderhänden gemaltes Symbol der Hoffnung in der Corona-Pandemie.

Fotos © TOP AACHEN