Unmittelbar vor der Verleihung des Internationalen Karlspreises zu Aachen wird seit 2008 der Europäische Jugendkarlspreis vergeben.
Hierzu schreiben das Europäische Parlament und die Stiftung Internationaler Karlspreis zu Aachen einen Wettbewerb aus, der Jugendliche in der gesamten Europäischen Union zur aktiven Mitgestaltung Europas anregen soll. Der Wettbewerb richtet sich an junge Menschen im Alter zwischen 16 und 30 Jahren in allen Mitgliedstaaten der EU, die aufgerufen werden, als Einzelpersonen oder vorzugsweise als Personengruppen Projekte vorzustellen, die

• zur Verständigung in Europa und in der Welt beitragen,
• die Entwicklung eines gemeinsamen Bewusstseins für die europäische Identität und Integration fördern,
• den jungen Menschen in Europa als Vorbild dienen und ihnen praktische Beispiele für das Zusammenleben der Europäer als Gemeinschaft aufzeigen.

Der 2018 bereits zum elften Mal verliehene Jugendkarlspreis geht auf eine gemeinsame Initiative des früheren Präsidenten des Europäischen Parlaments, Prof. Dr. Hans- Gert Pöttering, und des 2015 verstorbenen Ehrenvorsitzenden der Karlspreisstiftung, Dr. André Leysen, zurück. In den zurückliegenden Jahren wurden über 3.000 Wettbewerbsbeiträge, an denen mehr als 40.000 Jugendliche aus allen Mitgliedstaaten der EU beteiligt waren, für die Auszeichnung eingereicht. Im laufenden Jahr 2018 geht der Jugendkarlspreis für das Projekt „Worcation“ bereits zum dritten Mal nach Polen, das sich vor dem Beitrag aus Italien und dem Drittplatzierten aus Malta durchsetzen konnte.

1.Platz: (Worcation)
Der Verein Meetingpoint Music Messiaen e.V. befasst sich mit der Aufarbeitung der Geschichte des Stalag VIII A diesund jenseits der Neiße. Worcation – zusammengesetzt aus den Wörtern „Work“ (Arbeit) und „Vacation“ (Ferien) – ist eines der Projekte von Meetingpoint. Letztes Jahr fand Worcation zum zehnten Mal statt. Junge Menschen aus Italien, Deutschland, Polen, Rumänien und der Ukraine nahmen daran teil und machten sich daran, mit Stereotypen und Vorurteilen aufzuräumen. Es gab zwei Gruppen, die nicht nach Nationalitäten aufgeteilt waren – in
der einen betätigten sich die Teilnehmenden als Archäologen im Stalag in Zgorzelec (polnischer Teil von Görlitz) unter der Leitung von Paweł Zawadzki, und in der anderen wurden Abbilder von Gefangenen im „Kühlhaus“ Görlitz (deutscher Teil von Zgorzelec) unter der Leitung von Matthias Beier geschaffen.

Die Teilnehmenden lernten zu schweißen und zu graben, sie lernten viel über die Musik Messiaens und führten Gespräche mit Familienangehörigen von Häftlingen, um mehr über deren Schicksal zu erfahren. Beide Gruppen erhielten professionelle Arbeitsanleitungen und lernten viel über die Geschichte der Kriegsgefangenenlager. Die jungen Menschen schweißten und gruben zehn Tage lang (montags bis freitags) und hatten dabei auch Zeit, miteinander Ausflüge zu machen und sich über ihre Sitten und Gebräuche zu unterhalten. Alle Mahlzeiten waren unterschiedlich.
Die Teilnehmenden fuhren Fahrrad (auch zu ihrer Arbeit im Kühlhaus), feierten zusammen Geburtstag, kochten und besichtigten die Gegend.

Wochentags hatten sie die Nachmittage zur freien Verfügung; sie taten sich in internationalen Gruppen zusammen und sahen sich Görlitz und Zgorzelec am anderen Ufer der Neiße an. Außer Görlitz besichtigten sie viele interessante Orte. Der letzte Tag mit der Abschlussveranstaltung war der wichtigste Tag unseres Projekts. Wir hatten Gelegenheit, unsere Arbeitsergebnisse vorzustellen und Blumen zum Gedenken an die Opfer niederzulegen. Außerdem präsentierten wir uns der deutschen und der polnischen Stadtverwaltung, Zeitungen und unseren Worcation-Betreuern in den drei Sprachen Deutsch, Polnisch und Englisch. Die Veranstaltung fand in dem neuen Europäischen Zentrum Erinnerung, Bildung, Kultur auf dem Gelände des Stalag VIII A bei Zgorzelec statt.