Bezirksbürgermeisterin Marianne Conradt verabschiedet sich

„Die Nähe zum Bürger ist mein Lieblingsprojekt“, betont Marianne Conradt bei ihrer letzten Bürgersprechstunde als Bezirksbürgermeisterin für den Stadtbezirk Aachen-Mitte in der laufenden Ratsperiode 2014 bis 2020. Fragt man sie nach den größten Erfolgen ihrer sechseinhalbjährigen Amtszeit, so ist es tatsächlich die gewonnene Bürgernähe, die sie sofort hervorhebt. Und das ist es auch, was die engagierte Politikerin auszeichnet, wenn man sie bei ihren Aufgaben erlebt. Von der Goldenen Hochzeit bis zum großen Firmenjubiläum hat sie mehr als 300 große Termine in Vertretung des Oberbürgermeisters Marcel Philipp und der Bürgermeister wahrgenommen.

„Dabei geht es nicht darum, die „Gruß-Tante“ zu sein. Ich habe mich in jedes Thema inhaltlich eingearbeitet, vom Kleingärtnerverein bis zur Luft- und Raumfahrttechnik. Und die Anlässe bieten ja jedes Mal Gelegenheit zum Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern“, erklärt Conradt.
Ein eigenes Büro im Verwaltungsgebäude Katschhof als feste Adresse und Treffpunkt für die Bezirksvertretung sowie eine regelmäßige Bürgersprechstunde für Aachen-Mitte hat es vor ihrer Amtszeit nicht gegeben. „Und ich hoffe, dass es diese Angebote und Räumlichkeiten auch zukünftig geben wird“, erklärt Conradt. Wie und wo, das entscheidet die neue Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen und die größte Fraktion im Rat, die Grünen.

In ihrer Tätigkeit als Chefin der „B0“, wie die Bezirksvertretung Mitte im Amtskürzel heißt, war Marianne Conradt ein Gesicht für den Bezirk Aachen-Mitte. Die Pädagogin legte Wert auf ein kollegiales Miteinander in der Bezirksvertretung, über Parteigrenzen hinweg.

In ihrer regelmäßigen Sprechstunde im größten Aachener Stadtbezirk hatte Conradt einen regen Zulauf, war eine feste Anlaufstelle. „Für Berufstätige habe ich immer flexible Termine in der Mittagspause oder nach Feierabend gefunden. Und es gibt ja auch Telefon und E-Mail. Die Anliegen reichten von der Grünschnitt-Sammlung bis hin zu größeren Entscheidungen“, schildert Conradt.

Ein großer Wunsch ihrerseits war und ist es auch, gerade jüngeren Menschen zu erklären, was eigentlich die Arbeit der Bezirksvertretung ist.
„Das Spektrum reicht von Sportplätzen und Turnhallen bis zu den Straßennamen. Auch die Einführung der Mundart-Version der Straßennamen auf Öcher-Platt mit entsprechenden schwarz-gelben-Schildern gehört dazu und die Überlegungen über die Errichtung und den Standort des Denkmals zum 100-jährigen Bestehen der Stadtpuppenbühne Öcher Schängche“, erzählt Conradt. Ihre Verbundenheit zu den Öcher Bräuchen und zur heimatlichen Kultur wird immer wieder deutlich, wenn sie über die vergangenen Jahre erzählt. Und auch deshalb hängt im Büro eine Plakette vom Öcher Schängche.

Wahlheimat Aachen ins Herz geschlossen
Marianne Conradt, Jahrgang 1951, ist gebürtige Berlinerin – und hat die Stadt Aachen als Wahlheimat ins Herz geschlossen. 1973 kam sie in die Kaiserstadt wo ihr Ehemann Reinhard an der RWTH Physik studierte. Als gelernte Gymnastiklehrerin arbeitete sie an der Blindenschule in Düren. 1980 zog es ihren Mann beruflich nach Würzburg. Dann folgten zehn Jahre Auslandsaufenthalt in Thailand. 1997 kehrte Familie Conradt zurück in den Westzipfel nach Aachen, als Reinhard Conradt als Professor am Institut für Gesteinshüttenkunde an die RWTH berufen wurde. An der Nizzaallee wohnt Conradt nah am städtischen Geschehen.

„Zur Kommunalpolitik fand ich über schulische Angelegenheiten, denn ich engagierte mich nach der Rückkehr nach Aachen in der Stadtschulpflegschaft. Als fünffache Mutter hatte ich vom Kindergarten über die Grundschule bis zum Gymnasium und Gesamtschule besten Einblick in die schulischen Belange. Als Elternvertreterin nahm ich an den Sitzungen des Schulausschusses teil“, erklärt Marianne Conradt. 2000 trat sie in die CDU ein, die ihren Wertevorstellungen entsprach.

In der Bezirksvertretung Mitte arbeitet sie seit Oktober 2004, war zwischenzeitlich zur Sprecherin der CDU-Fraktion aufgerückt. Ein breites Parteienbündnis wählte sie zur Nachfolgerin von Achim Ferrari (Grüne) zur Bezirksbürgermeisterin. Im Mobilitätsausschuss des Rats war sie sachkundige Bürgerin für die CDU.

„Und auch zukünftig bin ich Teil der Bezirksvertretung Mitte, möchte mich zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger engagieren“, betont Conradt. Sie freut sich sehr über die große Wertschätzung, die sie aus dem Kreis ihrer Partei und den Bürgerinnen und Bürgern derzeit für ihre Arbeit erfährt. „Trotzdem und auch deshalb fällt der Abschied heute in der letzten Bürgersprechstunde nicht leicht“, betont Conradt. Bis zuletzt ermöglichte sie auch in Corona-Zeiten noch eine persönliche Atmosphäre, kam mit den Besuchern bei einer Tasse Kaffee und vor allem genügend Zeit ins Gespräch und war offen für Lob oder Tadel. Die aktuellen Probleme und Sorgen der Bürger, die Innenstadtentwicklung, Fragen rund um den Einzelhandel und die Mobilität, beschäftigen Marianne Conradt auch weiterhin. Denn die Nähe zum Bürger und zur Stadt hört mit dem Amt der Bezirksbürgermeisterin nicht auf.

Foto © TOP AACHEN