Zwei wichtige Feiertage der katholischen Kirche markieren den Start in den Monat November: An Allerheiligen erinnern wir uns an die von der Kirche Heiliggesprochenen, aber auch an andere verstorbene Menschen, aus deren Leben wir schließen können, dass sie jetzt in Gemeinschaft mit Gott leben und deren Leben für uns ein Vorbild ist. An Allerseelen denken wir an alle Verstorbenen.

Mit dem Ehrenfriedhof der Stadt Aachen und dem Bismarckturm ist der Waldfriedhof ein Ort des Gedenkens und Ausflugsziel zugleich. Das 85.000 Quadratmeter große Friedhofsgelände für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft grenzt unmittelbar an den Waldfriedhof. Der älteste Teil wurde 1914 für die gefallenen Kriegstoten des I. Weltkrieges angelegt. 1941 wurde er für die militärischen und zivilen Opfer des II. Weltkrieges erweitert. Auf dem Gelände steht ebenfalls der 1907 errichtete Bismarckturm, eine beliebte Sehenswürdigkeit bei Jung und Alt.
Am Eingang zum Ehrenfriedhof gibt eine Schautafel Informationen zur Geschichte und einen Lageplan. Links erblickt man das „Cholerakreuz“. Es erinnert an die Epidemie in Aachen, bei der alleine 1831/32 mehr als 200 Menschen starben. Sie mussten möglichst isoliert bestattet werden. Neben dem Ostfriedhof wurden die Seuchenopfer ab 1832 auf dem Cholerafriedhof in der Burtscheider Heide beerdigt. Ihnen zum Gedenken wurde das „Cholerakreuz“ aufgestellt. Es ist ein kunstgeschichtliches Puzzle, denn Korpus, Titulus, Kreuz und Bedachung stammen aus drei Epochen. 1988 wurde das kulturgeschichtliche Zeugnis restauriert und ein Abguss gefertigt. Auf dem Friedhof steht seitdem diese Kopie. Das Original des barocken Corpus mit Titulus ist heute wettergeschützt im Suermondt Ludwig Museum.

Kopie vom Cholerakreuz auf dem Friedhof

Es ist die Vielzahl der rund 5.000 Gräber, die die Besucher eines Ehrenfriedhofs besonders berührt. Nicht der einzelne Soldat, nicht das einzelne Bomben- oder Gewaltopfer, sondern die Vernichtung menschlichen Lebens in einem solch unfassbaren Ausmaß bestürzen zutiefst. Unzählige Grabreihen sind eingebettet in moosigen Waldboden und beschattet von hohen Bäumen und erinnern an den Massentod im Ersten und Zweiten Weltkrieg. In jedem Grab liegt ein Mensch mit einer besonderen Lebensgeschichte. Der 1883 geborene Johann Pelzer starb als Soldat des Ersten Weltkriegs 1921 an den Folgen seiner Verletzungen. Beerdigt wurde er im Flur 27 mit der Grabnummer 931. Neben seinem Namen stehen auch die von drei weiblichen Familienmitgliedern. Seine Ehegattin, seine Schwiegertochter und seine Enkelin starben im Zweiten Weltkrieg in der schlimmsten Aachener Bombennacht am 11. April 1944. Ein Freund sorgte wohl für die Zusammenführung der Familie an dieser stillen Stelle. Es ist ein Grab, das Geschichte besonders vergegenwärtigt und mahnt Krieg als Mittel der politischen Auseinandersetzung dauerhaft zu ächten. Der zentrale Platz für Trauerfeierlichkeiten und Gedenkveranstaltungen ist der Ehrenhof. Seine strenge Symmetrie hebt ihn von allen anderen Bereichen des Ehrenfriedhofs ab. Den zentralen Punkt bildet ein erhabenes Hochkreuz.

Blick vom Bismarckturm

Der Aachener Bismarckturm ist einer von weltweit 173 noch vorhandenen der ehemals 240 Bismarcktürm und -säulen zum Andenken an den Gründer des Deutschen Reiches, Otto von Bismarck (1815–1898). So wie die meisten Bismarcktürme und -säulen, die zwischen 1869 und 1934 errichtet worden sind, ist auch der Aachener Bismarckturm Anfang des 20. Jahrhunderts in Auftrag gegeben und 1907 durch den damaligen Bürgermeister Philipp Veltman eingeweiht worden.

Er erinnert auch daran, dass Otto von Bismarck als Regierungsreferendar in Aachen tätig war, bevor er in die Politik ging. Der Turm hat die Form eines stilisierten Bs und und oben eine Aussichtsplattform, die über zwei Wendeltreppen erreichbar ist. Das oberste Segment dieses Denkmals bildet eine Herzogskrone mit Bismarckwappen statt der sonst üblichen Feuerschale. Über dem Hauptportal befindet sich eine Büste von Bismarck, über den Rundbögen der ehemaligen Seitenportale die Büsten von Helmuth Graf von Moltke und Albrecht von Roon. Der Aussichtsturm ist nach Sanierungsarbeiten heute kostenfrei zugängig. Montags bis freitags kann man sich den Schlüssel beim Friedhofspersonal ausleihen. Von der Turmkrone hat man einen tollen Ausblick auf die Stadt Aachen. Innen kann man noch lesen, dass Erwachsene früher 10 Pfennig und Kinder 5 Pfennig dafür zu entrichten hatten.

Fotos © TOP AACHEN