Wie kann es gelingen, ein Telefonat so natürlich wie ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht klingen zu lassen? Unter anderem diese Frage wird die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der RWTH Aachen University im neuen Gebäude Cube 3 beschäftigen, dessen Grundstein jetzt feierlich gelegt wurde. Weitere künftige Forschungsziele in dem besonderen Neubau sind etwa, das Leben von hörgeschädigten Personen oder Assistenzsysteme in Autos zu verbessern. Der Bauund Liegenschaftsbetrieb des Landes Nordrhein-Westfalen (BLB NRW) setzt das innovative Bauvorhaben um.
Das neue Gebäude umfasst eine Nutzfläche von etwa 3.000 Quadratmetern und wird neben Büros und Seminarräumen auch spezielle Labore mit hohen technischen Anforderungen beherbergen. Drei Institute aus der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik der RWTH, das Institut für Hörtechnik und Akustik (IHTA), das Institut für Kommunikationssysteme (IKS) und das Institut für Theoretische Elektrotechnik (ITHE) werden in den Cube 3 einziehen. Die Arbeit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kann in dem Neubau zukünftig dabei helfen, besser miteinander zu kommunizieren und sich sicherer fortzubewegen.
Spezielle Labore für Spitzenforschung
Die Forscherinnen und Forscher im IHTA möchten besser verstehen, wie unterschiedliche Menschen, von Kindern bis zu Älteren, mit und ohne Hörprobleme, Geräusche wahrnehmen und verarbeiten. Die Forschungseinrichtungen, die der BLB NRW baut, umfassen spezialisierte Messräume wie einen reflexionsarmen Voll- und Halbraum, einen Hallraum, Hörkabinen sowie Labore für akustische virtuelle Realität, ergänzt durch technische Werkstätten. Reflexionsarme Räume absorbieren möglichst viel Schall, ein Hallraum hingegen weist möglichst reflektierende Wände auf.
Dort werden unterschiedlichste akustische Messungen vorgenommen. Die Forschungsergebnisse können dabei helfen, die Unterschiede im Hören gezielt zu erforschen, um zum Beispiel das Leben von Menschen mit Hörproblemen an lauten Orten wie Schulen oder Restaurants zu verbessern.
Im Zentrum der Forschung am IKS steht die Sprach- und Audiokommunikation als das wohl wichtigste und natürlichste Bindeglied zwischen Menschen. Hier wird nicht nur an Hörgeräten oder smarten Kopfhörern geforscht, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten auch daran, digitale Kommunikation wie ein Telefonat so natürlich wie ein persönliches Gespräch klingen zu lassen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am ITHE konzentrieren sich insbesondere auf die numerische Simulation von Hochfrequenzbauelementen für Anwendungen wie Abstandsradare und Hochgeschwindigkeitsdatenübertragungen. Diese sind essenziell für Technologien wie 5G oder gar zukünftiges 6G, und haben praktische Auswirkungen auf Fahrassistenzsysteme und mobile Kommunikationsnetzwerke.
Feierliche Grundsteinlegung
Der Neubau von Cube 3 wird das bestehende Ensemble der bisher zwei ICT-Cubes für den Profilbereich Informations- und Kommunikationstechnologie an der RWTH ergänzen. An der feierlichen Zeremonie der Grundsteinlegung nahmen Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, Dr. Dirk Günnewig, Staatssekretär im Ministerium der Finanzen des Landes Nordrhein-Westfalen, Univ.-Prof. Ulrich Rüdiger, Rektor der RWTH Aachen University, Manfred Nettekoven, Kanzler der RWTH Aachen University, und Ute Willems, Niederlassungsleiterin des BLB NRW in Aachen, teil. Gemeinsam legten sie den Grundstein und befüllten in diesem Zuge eine Zeitkapsel, um die Bedeutung des Projekts für die Zukunft der Hochschule und der Forschung vor Ort zu unterstreichen. Die Zeitkapsel enthält verschiedene Gegenstände, darunter eine Urkunde zur Grundsteinlegung, eine aktuelle Zeitung, einen schwarzen Spielwürfel und Münzen als Glücksbringer, Miniaturversionen eines Messmikrofons und eines Messlautsprechers sowie einen roten Tintenroller, mit dem Ministerinnen und Minister des Landes Nordrhein-Westfalen Akten zeichnen.
Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, würdigte den Einsatz aller Beteiligten: „Spitzenforschung ‚made in NRW‘ braucht eine exzellente Infrastruktur. In Cube 3 werden exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler daran arbeiten, ihre Forschung aus dem Labor in die Anwendung zu bringen – und so das Leben der Menschen besser zu machen. Das gilt hier ganz besonders für Menschen mit Hörproblemen und für Fragen der vernetzten Mobilität. Im Cube 3 wird die Zukunft erdacht, entwickelt – und ganz sicher erfahrbar werden. Ich gratuliere zur Grundsteinlegung und wünsche einen unfallfreien Bau!“
Dr. Dirk Günnewig, Staatssekretär im Ministerium der Finanzen des Landes NordrheinWestfalen, hob hervor: „Die Investition in dieses funktionale, aber topmoderne Institutsgebäude ist eine Investition in die zukünftige Entwicklung unserer Gesellschaft. Mit dem Cube 3 untermauert Nordrhein-Westfalen einmal mehr seine Rolle als herausragender Forschungsstandort, der Innovation lebt und fördert.“ Univ.-Prof. Ulrich Rüdiger, Rektor der RWTH, erklärte: „Insbesondere unser Profilbereich Information and Communication Technologies ICT erfährt durch den Cube 3 einen weiteren Push.
Unsere Profilbereiche adressieren die großen gesellschaftlichen Fragen und ICT befasst sich mit der Anwendung von Computern, eingebetteten und steuernden Geräten und menschlicher sowie computergestützter Informationsverarbeitung, um Informationen in digitaler Form zu speichern, abzurufen, zu manipulieren, darzustellen und zu verstehen, wobei Kommunikationstechnologien im weiteren Sinne genutzt werden. Alles Themen, die uns in unserem Alltag intensiv beschäftigen.“
Der Kanzler der RWTH Aachen, Manfred Nettekoven, betonte: „Spitzenforschung braucht eine Infrastruktur am Puls der Zeit oder besser noch vor der Zeit, um ihr ganzes Potenzial abzurufen. Mit dem Cube 3 werden beispielsweise durch die resonanzarmen Halb- und Vollräume Rahmenbedingungen geschaffen, die unseren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Möglichkeit geben, ihre Forschung auf das nächste Level zu heben und einen bestmöglichen Impact für die Gesellschaft zu erzielen.“Gabriele Willems, Geschäftsführerin des Bau- und Liegenschaftsbetriebs NRW, sagt: „Mit dem dritten Cube setzen wir unsere erfolgreiche Zusammenarbeit mit der RWTH fort und schaffen ein modernes Umfeld für Spitzenforschung.“
Über den Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB NRW)
Der BLB NRW ist Eigentümer und Vermieter fast aller Immobilien des Landes Nordrhein-Westfalen. Mit rund 4.000 Gebäuden, einer Mietfläche von etwa 10,3 Millionen Quadratmetern und jährlichen Mieterlösen von rund 1,5 Milliarden Euro verantwortet der BLB NRW eines der größten Immobilienportfolios Europas. Seine Dienstleistungen umfassen unter anderem die Bereiche Entwicklung und Planung, Bau und Modernisierung sowie Bewirtschaftung und Verkauf von technisch und architektonisch hoch komplexen Immobilien. Darüber hinaus plant und realisiert der BLB NRW im Rahmen des Bundesbaus die zivilen und militärischen Baumaßnahmen der Bundesrepublik Deutschland in Nordrhein-Westfalen. Der BLB NRW beschäftigt mehr als 2.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an acht Standorten. Weitere Informationen unter www.blb.nrw.de
Foto © Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW