Liebe Leserinnen und Leser, positiv denken ist angesagt: Das Fest der Liebe ist gerettet! Wie hoch der Preis ist, sehen wir im Januar… Wie Bundeskanzlerin Angela Merkel am Mittwoch verkündete, ist Weihnachten genehmigt. Alles konzentriert sich in diesen Tagen auf das Fest der Feste. Das Oktoberfest – abgesagt. Karneval – abgesagt. Aber froh und munter sein anlässlich der Geburt Christi, mit oder ohne Mundschutz, das ist derzeit das größte Ziel. Davor und danach sehen wir harten Zeiten entgegen. Der Winter werde hart, betonte Merkel. Und er dauert bis Ende März. Vom gar härtesten Winter seit der Nachkriegszeit spricht NRW-Ministerpräsident Armin Laschet.

Fakt ist: Bis zum 20. Dezember erleben wir einen Advent, so besinnlich, wie wir ihn wohl kein zweites Mal erleben. Keine Glühweinabende auf überfüllten Weihnachtsmärkten, keine Weihnachtsfeiern mit Kollegen, keine Wochenendtrips zum Shopping. Maximal fünf Menschen aus zwei Haushalten dürfen sich treffen.

Und dann: Was ist das größere Geschenk? Der Impfstoff, der auf dem Weg ist, aber erst Mitte nächsten Jahres eine spürbare Erleichterung für breite Bevölkerungsschichten bringt? Oder die Tatsache, dass sich vom 23. Dezember bis Neujahr bis zu zehn Menschen aus zehn Haushalten treffen dürfen? Mit Blick auf diese Zeit empfehlen die Länder für die Tage vor den Feiertagen und auch die danach eine möglichst mehrtägige häusliche Selbstquarantäne. Denn der gesunde Menschenverstand sagt: Diese Lockerung ist gefährlich! Das Virus weiß nämlich nicht, dass Weihnachten ist…

Damit trotzdem festliche Stimmung aufkommt und die Innenstadt nicht noch mehr verödet, hat die Stadt Aachen jetzt die Altstadt beleuchtet. Der Marktplatz mit einem riesigen Tannenbaum, der Münsterplatz und der Elisenbrunnen sind das Ziel von fotografierenden Passanten. Lichtblicke gibt es in der Tat nicht viele denn ansonsten gilt: Tote Hose für Freizeitvergnügen, Kultur, Gastronomie und Tourismus.

Ins Auge fielen da die hunderten orangen Puppen, die am Donnerstag den Münsterplatz bevölkerten. Der Grund für die Kunstinstallation: Ein Mahnmal gegen Gewalt an Frauen. Gerade in Corona-Zeiten ist häusliche Gewalt nämlich auf dem Vormarsch.

Viele haben aber immer noch nicht verstanden, was gerade abgeht, siehe Deutschlands Corona-Hotspot Nummer Eins: Hildburghausen. Nach dem Fest der Liebe wird dann Silvester gefeiert, ebenfalls mit bis zu zehn Personen. Das Böllerverbot im privaten Raum ist vom Tisch. Und im Januar kommt dann der richtige Lockdown…
Schon jetzt schnellen die Zahlen der Todesopfer und der Menschen in Quarantäne in die Höhe. Die Zahl der Corona-Toten ist vergleichbar mit einem Flugzeugabsturz am Tag!

Wer als Kontaktperson eines Infizierten in Quarantäne gestellt wird, sieht sich im Corona-Chaos: Das Gesundheitsamt hat längst den Überblick verloren, arbeitet mit Methoden aus dem letzten Jahrtausend. Wer sich durch Behördenwillkür und tragische Fehlentscheidungen isolieren muss, findet sich gesund wie im Gefängnis wieder. Und zur gleichen Zeit knubbelt es sich im Bus und Supermarkt, sind Kontaktpersonen unterwegs. Falsche Corona-Welt.

Apropos: Wir brauchen alle dringend bessere Masken als die niedlich bedruckten Stoffläppchen mit Rentier-Motiven, die keinen sicheren Schutz gewähren.

Und vom Weihnachtsshopping raten führende Virologen ohnehin ab. Man solle sich selbst Geschenk genug sein. Ein dementsprechend noch größerer Festtag als das in den Himmel gehobene Weihnachten war der „Black Friday“. Onlineshopping nimmt noch mehr Fahrt auf. Und der Cybermonday steht uns noch bevor. Der stationäre Handel kämpft mutig an, verschenkte zum ersten Advents Weihnachtssterne.

Gegen die Rabattschlacht im Netz hilft das nicht. Da spart man gerade förmlich beim Geldausgeben. Da bleibt einem schier der Mund offen, dass zur Aushändigung eines Pakets die entsprechende Vollmacht ausgedruckt mitgebracht werden muss. Ein unterschriebenes PDF-Formular auf dem Smartphone reicht nicht, um der älteren Nachbarin ihr Päckchen mitzubringen.

In Sachen Digitalisierung ist noch Luft nach oben. Das merken gerade auch alle Arbeitnehmer im Homeoffice, die sich einem endlosen Chaos an Telefonanrufen und Zoom-Konferenzen ausgesetzt sehen und kaum zu ihrer eigentlichen Arbeit kommen. Dann doch lieber ins Büro. Machen wir das Beste aus allem! Die neue Normalität nach Corona wartet schon auf uns!

Einen schönen ersten Advent und bleiben Sie gesund!

Ihre Redaktion TOP AACHEN (06/2020)

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