Liebe Leser*innen,

Feierabend im Homeoffice! Die Sieben-Tage-Inzidenz in Aachen liegt bei 59. Während die Corona-Situation sich zu entspannen scheint, bleibt die Angst vor den Mutationen. Die Bundesregierung wird den Lockdown wohl bis 1. März verlängern, spricht gleich wohl von großem Verzicht, ja sogar von einer Zumutung.

Klar, die Karnevalisten nicht nur in Aachen sind definitiv unterschunkelt. Statt Ordensverleihung Wider den Tierischen Ernst und Vorfreude auf die Tollen Tage heißt es „Bonjour Tristesse“. Kurz vor Fettdonnerstag wurde gar die Maskenpflicht in der Innenstadt gelockert. Was würden wir uns alle von Herzen ein jeckes Treiben in bunten Kostümen wünschen!

Das Bedürfnis der Menschen nach Brauchtum und Frohsinn, nach Austausch und Miteinander ist groß. Dennoch: Sich begegnen und feiern kann man derzeit nur digital. Für große Freude nicht nur in Karnevalskreisen sorgte die Online-Proklamation von Märchenprinz Phil I. Er lässt nicht nur mit seinem Motto die Sonne aufgehen und tut es seinem großen Prinzenbruder Guido I. gleich, den Aachener*innen ein wenig Freude zu bereiten.

Schlechte Nachrichten hatten wir ja zuletzt auch genug: Corona-Mutationen, mehrere Erdbeben in der Region und dann war auch noch das Leitungswasser verseucht. Manch einer fragte sich, was denn als nächstes kommt. Talkshows zeichnen bisweilen düstere Prognosen, dass die Pandemie noch bis zum Frühjahr 2022 dauern könnte. Bundeskanzlerin Angela Merkel verspricht ein Impfangebot für alle Bürger*innen bis 21. September. Klar, der Wahltag steht bevor.

Und dann gab es auch noch einen heftigen Wintereinbruch – mitten im Winter! Es sieht ganz danach aus, dass alle froh sind, wenn es mal andere Schlagzeilen als Corona gibt. Handel, Gastronomie, Tourismus und Kultur leiden. Was hier momentan an Lebensqualität und Wirtschaftsfaktor verloren geht, lässt sich nicht digital auffangen. Friseur*innen haben jetzt demonstrativ ihr Licht angeschaltet. Das Aachener Suermondt-Ludwig-Museum veranstaltet seine Wiedereröffnung digital. Was wird wohl aus der Dürer-Ausstellung im Sommer? Online ist ein solcher Kunstgenuss nicht vorstellbar. Das haben auch die Veranstalter der Heiligtumsfahrt netschieden und schweren Herzens das Glaubensfest um gleich zwei Jahre verschoben. Es lebt von Begegnung, digital ist keine Verehrung von Heiligtümern, kein Gemeinschaftserlebnis denkbar.

Zugleich ist das Bedürfnis nach Brauchtumspflege, nach Miteinander, nach Tradition riesig. Benefizaktionen stoßen auf eine unglaubliche Welle der Teilnahme. Prinz Guido I. versteigert gerade elf streng limitierte Prinzenorden zugunsten krebskranke Kinder. Die Öcher Stadtmusikanten rund um Mätti Götemann haben schon tausende Pins für den Aachener Tierpark verkauft – und zeigen „Karneval im Herzen“ mit Bannern in der gesamten Städteregion.

Für größtmögliches Aufsehen sorgte aber die Tatsache, dass man sich in der Bezirksvertretung Aachen-Mitte nicht auf einen Standort für das Denkmal zum 100-jährigen Bestehen der Stadtpuppenbühne Öcher Schängche einigen konnte. Mit enorm viel Enthusiasmus und Herzblut fordern seitdem hunderte Aachener*innen in den Sozialen Medien unter #fridayförschängche eine baldige Entscheidung zum Wohle von Schängche, zeigen ihre Verbundenheit mit Schängche-Profilbildern.

Wir brauchen wieder Planbarkeit, eine Perspektive und etwas, worauf wir uns freuen können!

Bleiben Sie gesund,

Ihre Redaktion TOP AACHEN

Foto © TOP AACHEN