400 Jahre Elisabethinnen in Aachen und Europa: 300 Schwestern engagieren sich europaweit gegen Krankheit und Not. Diese starken Klosterfrauen schrieben ein Stück Aachener Sozialgeschichte und betonen heute: „Wir stehen mit den Füßen fest auf dem Boden.“

Die Schwestern der hl. Elisabeth feierten jetzt den 400. Geburtstag ihres Ordens. In Aachen gegründet und immer noch beheimatet hat sich der Orden seit 1622 weit über Mitteleuropa hinaus verbreitet. Für Arme und Kranke da sein, mit ihnen teilen – diese Überzeugung trägt die insgesamt 300 Klosterfrauen seit der Gründung durch Apollonia Radermecher. Die Aachener Sozialgeschichte wäre ohne diese starken Klosterfrauen undenkbar. Im Kloster am Preusweg leben heute 19 Schwestern.

Aachen, 12. August. 400 Jahre ist es her, dass Apollonia Radermecher die Leitung des Aachener Gasthausspitals übernimmt, daraus ein modernes Krankenhaus entwickelt und neue Ordensschwestern für den Dienst an den Kranken findet. In Aachen entstand der Krankenpflegeorden, der sich über in die ganzen deutsch-sprachigen Gebiete Europas verbreitet: die Elisabethinnen. Für sie ist der soziale und pflegerische Dienst genauso Gottesdienst wie das Gebet. „Wir stehen mit den Füßen fest auf dem Boden und werfen unsere Sehnsucht in den Himmel. Dazwischen sind unsere Leben ausgespannt, voller Dynamik, weil wir geliebt sind von Gott, mit unseren Sinnen ausgerichtet auf Menschlichkeit“, sagt Generaloberin Schwester Marianne Liebl.
Patronin ist die Heilige Elisabeth von Thüringen. Die große europäische Heilige versinnbildlicht wie kaum eine andere die tätige Nächstenliebe, auch gegen viele Widerstände. Was sie inspiriert hat, ist das Armutsideal und die Liebe des Heiligen Franziskus zum Schöpfer und allen Geschöpfen. Was die Heilige Elisabeth für die Armen getan hat, war 1622 so lebendig und beispielhaft, dass die Aachener Schwestern ihren Namen wählten. Der Orden, so Schwester Marianne, sei immer maßvoll und bescheiden geblieben.

Die Schwestern haben sich im Laufe der Jahrhunderte über Mitteleuropa verteilt. Heute gibt es 14 eigenständige Elisabethinnen-Gemeinschaften in 7 mitteleuropäischen Ländern. Im Aachener Kloster leben 19 Elisabethinnen zwischen 55 und 96 Jahren, von denen bis auf zwei alle in sozial-caritativen Arbeitsfeldern wirken. Eigene Häuser haben die Aachener Schwestern bewusst abgegeben. Die letzten Einrichtungen gingen in das benachbarte „Klosterstift Radermecher“ über, das von den Aachener Caritas Diensten professionell geleitet wird.

Anpackende Hilfe steht bei den Schwestern im Vordergrund. Aus der Not heraus helfen die Elisabethinnen in ihrer Armenstube, gleich neben dem Grab der Gründerin, wohnungslosen Menschen aus Aachen. Der Wunsch der Schwestern wäre es, mit einem kleinen Hospiz auch für kranke Wohnungslose einen würdevollen Ort zum Sterben zu schaffen.

Reichtum hat der Orden nie besessen. Immer wurde gearbeitet und geteilt. Zur Versorgung dient der eigene Garten beim Kloster, übrigens der einzigen Immobilie der Gemeinschaft. Heute braucht es mehr als Obst und Gemüse. Wer für sich und andere sorgen will, braucht auch finanzielle Mittel. Die Schwestern wollen daher ihren Klostergarten für soziale Anliegen von heute zur Verfügung stellen: für Familien wie für alte und junge Menschen. Unterschiedliche Wohnformen der kath. Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft, ein neuer Studienort der KatHO für soziale Arbeit oder Pflege und innovative Wohngemeinschaften für Hilfebedürftige, getragen vom Franziskanischen Sozialwerk Johannes Höver, sind angedacht. Von der Pacht wollen die Elisabethinnen eigene Ziele verwirklichen und den Staffelstab des Ordens gut an eine nächste Generation weitergeben.

Dazu haben Orden und Stadt eine Planungswerkstatt durchgeführt, mit hoffnungsfroh stimmenden Ergebnissen. Es bleibt natürlich Sache des Rates der Stadt Aachen, was davon Gestalt annehmen wird.

Foto: Elisabethinnen