Die Schwebebahn – das Wahrzeichen Wuppertals – fährt seit dem vergangenen Wochenende endlich wieder. Bei Einheimischen wie Touristen erfreut sich das außergewöhnliche und in dieser Form weltweit einmalige Verkehrsmittel großer Beliebtheit.

Zwischen den beiden Endstationen Vohwinkel und Oberbarmen verkehren 30 in Spanien gebaute Wagen in nur 30 Minuten durch die Stadt. Je nach Lage schwebt man dabei acht bis zwölf Meter über der Wupper und kann dabei die 20 Schwebebahnstationen bewundern. Lediglich vier von ihnen befinden sich auf der Landstrecke. Mittlerweile wurden alle Bahnhöfe umgebaut. Nur drei davon (Werther Brücke, Völklinger Straße und Landgericht) wurden in identischer Form neu gebaut. Die Strecke verläuft größtenteils über der Wupper, nur vier der 16 Haltestellen befinden sich auf der „Landstrecke“. Täglich nutzen mehr als 80.000 Menschen die Schwebebahn.

Sie ist damit alltägliches Verkehrsmittel für die Einwohner der Stadt, aber auch beliebte Attraktion bei den Touristen. Viele Sehenswürdigkeiten sind von den 20 Schwebebahnstationen aus gut zu Fuß zu erreichen. Seit 2019 fahren ausschließlich die neuen Wagen der Generation 15.

Von den Schwebebahnhöfen haben sich einige im Jugendstil erhalten, sie wurden im Zuge der Modernisierung seit 1995 durch neue oder formidentische Bahnhöfe ersetzt und teils effektvoll beleuchtet. Ihre Architektur setzt markante Zeichen in der Stadt.

Mit Depot und Werkstatthalle besitzt die Endhaltestelle in Vohwinkel deutlich größere Dimensionen als die anderen Stationen. Fotofreunde lockt der Blick vom Bahnsteig in die enge Kaiserstraße, in die das Gerüst der Schwebebahn zwischen den ehrwürdigen Häusern der Gründerzeit gezwängt ist. Vor der Tür hält der Solinger Oberleitungsbus – wie die Schwebebahn eine verkehrstechnische Rarität.

Weiter geht es über das verwirrende Sonnborner Autobahnkreuz zum Stadion am Zoo, wo die Bahn über Stütze 100, ein technisches Meisterwerk, zum Fluss geführt wird. Es lohnt sich, kurz dahinter auszusteigen und dem Wuppertaler Zoo einen Besuch abzustatten. Seine hügelige Lage, das weitläufige Löwengehege oder auch die Pinguinanlage mit einem unterirdischen Glastunnel sind deutschlandweit konkurrenzlose Attraktionen.

Eindrucksvoller Zeuge des bergischen Pioniergeistes ist das Werksgelände des in Wuppertal gegründeten Weltkonzerns Bayer, über das die Bahn schwebt. Vorbei am Briller Viertel, Deutschlands größtem zusammenhängenden Quartier denkmalgeschützter Villen, geht es ins Zentrum Elberfelds. Tagsüber lädt es zum Shopping oder zum Besuch des Von der Heydt-Museums, abends zu einem Konzert in der Historischen Stadthalle oder zum Kneipenbummel durch das Luisenviertel. Der Platz vor der Basilika St. Laurentius ist bei schönem Wetter das Open-Air-Wohnzimmer der Wuppertaler und inmitten von Palmen, Biergarten und Straßencafés herrscht ein wenig mediterranes Flair.


Die Schwebebahnstationen Ohligsmühle und Kluse beeindrucken mit ihrer modernen Architektur. Das 1854 erbaute Landgericht ist eines der ältesten Deutschlands. Hoch darüber befindet sich nördlich der Wupper das Naherholungsgebiet Hardt mit dem Botanischen Garten. Im Süden des Flusses ist der Skulpturenpark Waldfrieden des Künstlers Tony Cragg.

Ein besonderes Stück rheinischer Industriekultur ist die Adlerbrücke. Die Straßenbrücke über der Wupper in Barmen liegt in unmittelbarer Nähe des Engelshauses und des Museums für Frühindustrialisierung. Sie wurde 1868 als Gitterfachwerk-Brücke errichtet und gehört zu den ältesten erhaltenen Brücken ihrer Art im Rheinland.

Berühmtheit erlangt hat die Stadt nicht nur mit ihrer Schwebebahn, sondern auch mit „Tuffi“: Die Elefantendame aus Indien wurde 1949 an den Zirkusdirektor Franz Althoff verkauft. Er transportierte Tuffi mit dem Schiff nach Genua. Von dort aus ging es dann weiter mit der Propellermaschine nach Deutschland. In Oberhausen fuhr die Elefantendame mit der Straßenbahn, versorgte in Solingen Bauarbeiter mit Bier und nahm an einer Hafenrundfahrt in Duisburg teil.

Am 21. Juli 1950 begann um 10.30 Uhr Tuffis legendäre Schwebebahnfahrt, die um 10.38 Uhr mit dem Wuppersprung endete. Diesen überlebte Tuffi wohlbehalten, weil sie vermutlich nur mit dem Allerwertesten auf eine Schlammbank im Wupperbett aufschlug. Tuffi durchbrach die Tür und fiel auf der Seite zu den Fabriken heraus. Die weltberühmte Postkarten-Fotomontage zeigt Tuffi, wie sie fälschlicherweise auf der Seite zur Straße heraus fällt.

Der Werbe-Effekt war grandios und ein Milch-Werk in Wuppertal kaufte den Namen „Tuffi“ für seine Produkte. Tuffi selbst lebte bis zu ihrem Tod im Alter von 43 Jahren im Winterquartier des Cirque Gruss.

2016 wurde im Wuppertaler Zoo ein afrikanischer Elefant geboren, der zu Ehren der indischen Zirkuselefanten-Dame ihren Namen erhielt. Wuppertal hat seither wieder eine Tuffi. Und nicht nur das. Der Kult um die Dickhäuterin ist in der Stadt im Bergischen Land so groß, dass man ihr zum 70. Jubiläum des Sprungs 2020 sogar ein Denkmal gesetzt hat. Am Ort des Geschehens, gegenüber der Oper, erinnert bereits seit Jahrzehnten ein Wandgemälde an das Drama.Rund hundert Meter flussabwärts gibt es nun ein weiteres Denkmal, einen Störstein in Form eines Elefanten. Im Hochwasser der Jahrhundertflut im Juli 2021 war die Skulptur vom Kult-Elefant für kurze Zeit sogar spurlos verschwunden, was erneut für große Schlagzeilen sorgte. Gestiftet wurde die 1,80 Meter hohe und 3,5 Tonnen schwere Basaltskulptur vom Verein „neue wupper ufer“.

Fotos © TOP AACHEN