Mit einem großen Festakt wird am Sonntag, 19. September, um 11 Uhr im Ballsaal des Alten Kurhauses, Komphausbadstraße 19, des 100-jährigen Jubiläums der Stadtpuppenbühne „Öcher Schängche“ gedacht. Die Feierstunde wird musikalisch von der Musikschule Aachen gestaltet. Alt-Oberbürgermeister Dr. Jürgen Linden hält den Festvortrag. Das Ensemble der Stadtpuppenbühne und der langjährige Künstlerische Leiter Otto Trebels gratulieren mit einer Spielszene. Auch Isabel Pfeiffer-Poensgen, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, hat ihre Teilnahme am Festakt zugesagt.
Inspiriert nicht zuletzt durch ein Gastspiel des bekannten Puppenspielers Ivo Puhonny im Aachener Kurhaus gründeten fünf Puppenspielliebhaber 1921 die „Aachener Marionettenspiele“, die am 4. Mai 1921 in der Hartmannstrasse im Saal der Gaststätte „Zur Maus“ mit dem „Großen historischen Puppenspiel mit Gesang, Tanz und Keilerei: Der Teufel in Aachen oder Et Schängche köllt der Krippekratz“ von Will Hermanns eröffnet wurden – übrigens bis heute zu das traditionelle Eröffnungsstück jeder Spielzeit.
Der Bildhauer Alfred Pieper, der Kunstmaler Willi Kohl, der Zeitungswissenschaftler Will Hermanns, der Dekorateur Hein Lentzen und der Ingenieur Joseph Lausberg waren nicht nur durch die Freude am Spiel mit Figuren motiviert, sondern wollten mit künstlerischer Aktivität auch dem „jugend- und volksverderbenden Sensationsfilm“ etwas entgegensetzen und den Mitbürgern mit kleinem Geldbeutel anspruchsvolles Theatererlebnis ermöglichen.
Als Hauptinitiator schrieb Will Hermanns (1885-1958) die ersten Theaterstücke für die neue Bühne und kreierte damit die bis heute maßgeblichen Hauptfiguren: das alterslose, gewitzte Schängche, seine Freundin et Jretche, die als rabiates, großmäuliges und schimpfwütiges Marktweib mit gutem Kern agierende Tant Hatzor, die Freunde Nieres und Veries wie auch den Polizisten Noppeney und nicht zuletzt den Teufel Krippekratz.
Zum Repertoire des Stabpuppenspiels „Öcher Schängche“ gehören neben Märchenadaptionen, Aachener Sagen und Kinderstücken auch Stücke für Erwachsene, darunter Kriminalstücke, das Stockpuppenkarabarett „Pech&Schwefel“ sowie eine jährlich zu Karneval stattfindende Puppen-Karnevalssitzung. Für ihre Verdienste um die Aachener Mundart wurde die Bühne 1986 mit dem Thouet-Mundartpreis der Stadt Aachen ausgezeichnet. Neben der Stockpuppenbühne in Lüttich und dem „Hännesche Theater“ in Köln ist das „Öcher Schängche“ eine Bühne, die auf die große Zeit des Figuren- und Puppentheaters verweist, aus dem schon Johann Wolfgang von Goethe Motive für „Faust“ geschöpft hat.
In seiner wechselvollen Geschichte hatte das „Öcher Schängche“ insgesamt acht Spielstätten. Im Winter 1981/1982 erfolgte schließlich der finale Umzug vom Jugendheim Kalverbenden in das dauerhafte Domizil in der Barockfabrik am Löhergraben, dem heutigen Kulturhaus Barockfabrik in Trägerschaft der Stadt Aachen. 1989 löste der bis dahin bereits als Spieler tätige Otto Trebels Matthias Stevens in der künstlerischen Leitung ab, die er bis heute innehat. Peter Reuters spielt seit vielen Jahre die Figur des Schängche.
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