Projektwoche „Kulturhaus Barockfabrik redet Tacheles – Jüdisches Leben heute und damals“

Mit der Projektwoche „Kulturhaus Barockfabrik redet Tacheles – Jüdisches Leben heute und damals“ feierte das am Löhergraben ansässige Kulturhaus Barockfabrik jetzt sein einjähriges Bestehen.

„Tacheles“ war das Ergebnis der ersten ersten Kooperation der Nutzer der Barockfabrik. „Darauf sind alle Beteiligten sehr stolz. Das Kulturhaus Barockfabrik redet mit der Veranstaltungsreihe „Tacheles” Klartext“, erklärte Irit Tirtey, Geschäftsführerin vom Kulturbetrieb de Stadt Aachen, der die Barockfabrik auf ihrem Weg zur Ideenschmiede unterstützt hat.

Offiziell eröffnet wurde die Projektwoche vor der Premiere von „Ghetto“ der Theaterschule Aachen.Bezirksbürghermeisterin Marianne Conradt begrüßte die Gäste und betonte wie wichtig es der Politik sei, die Kulturschaffenden zu unterstützen.

Die Nutzer der Theaterschule Aachen, der Volkshochschule Aachen, von ARTbewegt und dem Literaturbüro in der Euregio Maas-Rhein arbeiteten mit „Tacheles“ die Historie auf. Ausgangspunkt war der Umgang mit ethnischer und religiöser Zugehörigkeit im Deutschland der 30er Jahre. Unter verschiedenen Gesichtspunkten beleuchteten die Nutzer die immer noch aktuelle gesellschaftspolitische Thematik von verschiedenen Seiten. Dem Publikum boten sich abwechslungsreiche Abende mit Theater, Tanz und Lesungen.

„Das alles ist ganz im Sinne der Idee, wonach wir in der Barockfabrik gemeinsame Projekte für unterschiedliche Zielgruppen entwickeln möchten und auch an anderen Orten – wie hier im Space des Ludwig Forums Aachen – zeigen möchten. Für die Zukunft der Barockfabrik wünschen wir uns weitere gemeinsame Projekte, die die Stadtbevölkerung erreichen“, betonte  Irit Tirtey.

Die Inszenierung „Ghetto“ unter der Regie von Roman Kohnle begeisterte das Publikum. Die tiefgründige Handlung spielt 1942 im jüdischen Ghetto von Wilna. Jakob Gens, Chef der jüdischen Ghettopolizei, arrangiert sich mit dem SS-Führer Bruno Kittel. Sein Motto lautet „Arbeiten, um zu überleben. Um die Moral und den Lebenswillen der Juden zu stärken, will Gens ein Theater im Ghetto gründen. Er stößt auf Protest unter den Ghettobewohnern: „Auf dem Friedhof spielt man kein Theater!“. Die original jüdische Musik und die Choreographien beeindruckten die Zuschauer.

Die „Lesebühne“ mit dem Titel „Ist es Freude, ist es Schmerz?“, inszeniert von der Leiterin der Theaterschule Aachen, Ingeborg Meyer, bot eine Reise durch die jüdische Literatur, unter anderem mit Werken von Franz Kafka, Erich Fried, Wolf Biermann, Adriana Alteras und vielen anderen Autoren. Neben Ingeborg Meyer wirkten Klára Hurková, Wilma Hoekstra-von Cleef und Harald Redle mit.

Der „Jiddische Abend“, organisiert von der Theaterschule Aachen, dem Literaturbüro Euregio Maas-Rhein e.V. und der Volkshochschule Aachen, bot kurzweilige Unterhaltung. Nutzer der Barockfabrik traten gemeinsam auf mit Lesungen, Liedern, Monologen und „Crossing Borders“. Beim „Poetry Slam gegen Rechts!“ traten vier Poeten mit Beiträgen zu Rassismus, Vielfalt, Heimat und Grenzen an. „Yiddish Storytelling“ mit Andreas Schmitges und das Klezmer Duo „A Tickle In The Heart“ rundeten den Abend ab. In der Pause gab es koscheren Wein und koschere Knabbereien.

Ein weiterer Höhepunkt war die Aufführung der Produktion #(no)FILTER unter der künstlerischen Leitung von Yvonne Eibig. ARTbewegt e.V. ist ein Netzwerk von freien Tanzschaffenden der Sparten urbaner und zeitgenössischer Tanz aus der Region Aachen. #(no)FILTER befasst sich mit dem aktuellen Zeitgeschehen. Die Fähigkeit, Reize und Informationen zu filtern, ist für uns Menschen lebensnotwendig. Aber wo verläuft die Grenze zur Manipulation, zur bewußten Filterung von Informationen? In Zeiten von Digitalisierung und DIY-Mentalität kann sich jeder eine eigene schaffen: Filter werden mal versteckt mal offensichtlich eingesetzt. In den sozialen Medien ist #nofilter ein oft genutzter Hashtag – egal ob es der Wahrheit entspricht. Filter verschönern, verstecken, verfälschen – verändern bis zur Unkenntlichkeit… Was ist ein Bild oder eine Information unter diesen Bedingungen wert?
Infos unter www.kulturhaus-barockfabrik.de.