Frank Kemperman zeichnet seit mehr als 25 Jahren für den CHIO verantwortlich, zuerst als Geschäftsführer, seit 2009 als Vorstandsvorsitzender.

„Auch nach 25 Jahren macht mir meine Arbeit in Aachen noch großen Spaß“, betont Frank Kemperman, Vorstandsvorsitzender des Aachen Laurensberger Rennvereins (ALRV) und CHIO-Turnierdirektor. , Der 64-jährige Niederländer wohnt im belgischen Lanaken und arbeitet in der Aachener Soers. Kemperman blickt auf eine einmalige Karriere und kennt die Geschicke des Pferdesports von allen denkbaren Seiten. „Ich bin ganz einfach pferdeverrückt“, betont er.

Geboren im niederländischen Dorf Berg en Dal begeisterte er sich schon früh fürs Reiten statt wie seine Freunde für Fußball. „Meine erste Reitstunde in der Reitschule bei uns im Ort habe ich mir als Aushilfe im Stall verdient“, erzählt er. Sprachkurse in Deutsch, Englisch, Französisch sowie Seminare im Sportmanagement waren das weitere Rüstzeug für seine Bilderbuchkarriere. Als Pferdepfleger sammelte er wertvolle Erfahrungen an der Basis, schlief nachts bei den Pferden, wenn es nötig war, wurde später Gestütsmanager auf „Zangersheide“ in Lanaken. „Nur einmal bin ich zwei Jahre fremdgegangen“, lacht er, „nämlich als Manager des niederländischen Erstliga-Fußballvereins MVV Maastricht.“ Doch dieses Internezzo war nur von kurzer Dauer.

Kemperman wurde Direktor der Trabrennbahn Schaesberg, ab Mai 1989 Direktor von Reitturnieren in Belgien, Turnierchef in Modena beim CSIO von Luciano Pavarotti, eingebunden in die Organisationsteams der vergangenen Weltreiterspiele, bei Olympia, in s`Hertogenbosch und Maastricht. „Stift und Notizblock auf dem Nachttischchen braucht ich, wenn mir mal wieder spontan Ideen kommen“, erzählt er.
Im Frühjahr 1993 war er gerade auf dem Weg nach Mondorf les Bains in Luxemburg, wo er als Turnierleiter engagiert war. Auf der Autobahn zwischen Lüttich und Bastogne klingelte das Autotelefon und am Hörer war der damalige ALRV-Präsident Kurt Capellmann. „Aachen hat unbestritten das alljährlich beste Turnier der Welt und ich wurde gegfragt, ob ich nicht den Posten eines Geschäftsführers des ALRV übernehmen wolle. Und dann ging alles ganz schnell“, erzählt Kemperman.

Der CHIO gilt längst als das renommierteste Reitturnier weltweit und die Aachener Bevölkerung nimmt stark daran teil und verleiht dem Turnier Volksfestcharakter. 2004 bis 2006 wurde das Turniergelände komplett in den Vorbereitungen für die fünften Weltreiterspiele in den sieben Disziplinen Springreiten, Dressur, Vielseitigkeit, Fahren, Distanzreiten, Voltigieren und Reining komplett modernisiert. 2006 fanden die Weltmeisterschaften des Reitsports erstmals in Deutschland statt. Rund 800 Sportler und ihre Pferde kämpften um 16 Goldmedaillen und 576.000 Besucher sowie 1,6 Milliarden Fernsehzuschauer verfolgten die Wettkämpfe.

Viel hat sich in den vergangenen Jahrzehnten beim CHIO verändert. „Das Turnier hat sich stetig weiterentwickelt, ist moderner und zeitgemäßer geworden. Aber es ist und bleibt Aachen. Ein großer Erfolg ist unser neues Dressurstadion. Dressur ist ein Produkt, das sich verkaufen lässt. Wo gab es bisher in der Welt 40.000 Zuschauer bei der Dressur wie in Aachen bei den Weltreiterspielen? Damit haben wir Geschichte geschrieben. Ich kenne Turniere in der Welt, die ebenfalls eine große Tradition haben, sich aber nicht weiterentwickelt haben“, betont Kemperman.

„An der Stelle der Picknickwiese steht heute eine Tribüne. Wir haben den Nationenpreis am Donnerstagabend unter Flutlicht. Die Weiterentwicklung betrifft nicht nur den Sport und das Gelände. Ich glaube, wir haben es immer geschafft, einerseits Traditionen hochzuhalten, aber mit der Zeit zu gehen. Traditionen wie den Kindertag und den Soerser Sonntag, an dem die Familien nach Aachen kommen, pflegen wir natürlich. Die Begeisterung für das Pferd, für das Turnier muss da sein. Jeder in Aachen kennt den CHIO, das Turnier lebt in der Stadt, ist in der Stadt. Wir haben heute eine große Presseabteilung und schreiben das Stichwort Social Media groß, was heute wichtig ist. Aachen hat es geschafft, da mitzugehen.

Wichtig sind neben dem erstklassigen Sport auch die Showelemente wie die die Eröffnungsfeier am Dienstagabend oder „Pferd und Sinfonie“, das mittlerweile an zwei Abenden ausverkauft ist. „Seit 2003 verbinden wir bei Pferd und Sinfonie Reitsport und Musik. Das Sinfonieorchester Aachen unter dem neuen Leiter Christopher Ward hat diesmal ein Programm passend zum Partnerland Frankreich einstudiert, das viele Überraschungen bereithält. Insgesamt erleben wir an zwei Abenden 320 Aktive im Dressurstadion, darunter 70 Musiker und 80 Pferde“, erklärt Kemperman.

Es macht ihm immer noch Spaß, wenn er zur Arbeit fährt. „Die meisten Turniere und Erfolge, die man in meiner Branche haben kann, habe ich erlebt. Ich bin als Pferdepfleger um die Welt gereist. Natürlich hat man auch mal Stress, das ist normal. Bald werde ich 65 und ich denke es kommt die Zeit, meine Aufgaben irgendwann in jüngere Hände zu legen. Es macht mich stolz, dass die Reiter Aachen als schönstes Turnier der Welt bezeichnen“, meint Kemperman.

Das Reitturnier CHIO Aachen 2019 findet vom 12. bis 21. Juli statt. Auf dem traditionsreichen Turniergelände in der Soers treffen sich einmal im Jahr die besten Pferdesportler der Welt, um sich in den fünf Disziplinen Springen, Dressur, Vielseitigkeit, Vierspännerfahren und Voltigieren zu messen. Angefeuert werden sie Jahr für Jahr von rund 350.000 Besuchern, die wegen des Weltklasse-Sports, aber auch wegen des spektakulären Rahmenprogramms mit Volksfestcharakter kommen. Infos unter www.chioaachen.de.