Der 11.11.2020 geht in die Geschichte ein als der ruhigste Sessionsauftakt, den Aachen je erlebt hat. Ob Markt, Holzgraben, Kugelbrunnen oder gar Burtscheid – alles ist ruhig geblieben. Auch wenn den Öcher Jecken das Herz ganz schön geblutet haben muss, haben sie großen Zusammenhalt bewiesen. Und sich damit an das Motto des designierten Aachener Karnevalsprinzen Guido I. Bettenhausen gehalten: „Mär zesame sönd vör Öcher Fastelovvend“.

Auch für Bettenhausen selbst war es doch ein ziemlich trauriger Karnevalsauftakt! Fast hätte er um 11.11 Uhr im Büro gesessen. Kurzfristig organisierte der Festausschuss Aachener Karneval noch eine digitale Übertragung aus der Wagenhalle, wo sich designierter Prinz und Präsident zum traditionellen Countdown um 11.11 Uhr trafen. Natürlich auf Abstand und mit Maske. Bonjour tristesse. Ein kleiner, coronakonformer Empfang im Rathaus für Bettenhausen und seinen jungen Kollegen, den designierten Märchenprinzen Phil I., wäre dann doch stilvoller gewesen.

Was gab es sonst noch? Politische Beratungen in den Bezirksvertretungen, die sich neu konstituiert haben. Austausch in Sachen Mobilität. Und den Anschnitt der Weihnachtsleberwurst. Gutes Essen hält ja auch Leib und Seele zusammen in diesen Zeiten.

Zurück zum Fastelovvend. Das Prinzenlied „Allemoele jeck“ erobert die Sozialen Netzwerke. Und man kann der Tollität in Spé für die anstehenden zwei Sessionen nur wünschen, dass er möglichst bald die Handbremse lösen und endlich Vollgas geben kann. Ohne Zweifel wird man den Namen Bettenhausen nicht vergessen in der Reihe der Öcher Prinzen, auch wenn er lieber nicht als der „Corona-Prinz“ in die Historie eingehen würde…

Gleichzeitig hat der Hashtag #diesmalnicht die sozialen Medien im Sturm erobert. Videos von Karnevalisten und Kabarettisten „im Homeoffice“ erreichen ungeahnte Klickzahlen. Warten wir ab, wann die Corona-Maskerade vorbei ist und der Maskenball endlich beginnen kann.

Die Sehnsucht nach Unterhaltung, nach Kultur ist groß.

Und in einer Karnevalshochburg wie Aachen fehlt das närrische Brauchtum richtig. Tausende Öcher von Jung bis Alt aus allen sozialen Schichten, von Brand bis Verlautenheide pflegen normalerweise das immaterielle Weltkulturerbe Karneval. Das fehlt. Auch ein Museumsbesuch oder Konzertgenuss sind nicht digital zu ersetzen. Trotzdem ist es gut, dass in diesem Bereich so viel passiert und man aus den digitalen Kinderschuhen herauskommt. Die Schließung der Gastronomie ist nicht nur für die Wirte und Kellner besorgniserregend – auch der lokale Einzelhandel verbucht dadurch einen negativen Effekt. Denn die gesamte Innenstadt leidet, es fehlt lebendiges Flair, die Möglichkeit zur Einkehr nach dem Einkaufsbummel. Da tun Online-Aktionen wie der Singles-Day und der Black Friday mit riesigen Rabatten beim Online-Shopping noch ihr Übriges, damit bald gar keiner mehr vor die Tür kommt.

Ein Glück, dass zumindest das Wetter eine verlässliche Konstante in diesen Tagen ist. Angesichts von viel Sonnenschein und milden Temperaturen ist zumindest hier von November-Blues keine Spur. Der Festausschuss hat Petrus ja auch das Motto „Än ömmer wier jeäht met os es Sönnche op“ vorgegeben.

Alles ist – und bleibt anders. Aber Trübsal hilft nicht! Machen sie es doch so wie die Kinder zu St. Martin und stellen Sie eine Kerze oder ein Teelicht ins Fenster! Ein schönes Symbol im trüben Winter.
Übrigens: Diese Woche war Freitag, der 13. Haben Sie es bemerkt? Nein? Kein Wunder, denn schlimmer als das ganze Jahr 2020 kann es ja eigentlich auch gar nicht mehr kommen. Aber, man muss es betonen, einen Lichtblick haben wir ja: den Impfstoff.

Und ansonsten gilt: Abwarten und Konfetti-Kekse backen…

Bleiben Sie gesund! Und verlieren Sie nicht den Humor – denn Lachen ist ja bekanntlich gesund!

Ihre Redaktion TOP AACHEN (05/2020)

Foto © TOP AACHEN