„Die Auswirkungen der Corona-Krise für unsere Gesellschaft und Wirtschaft sind enorm, eine Schneise wird geschlagen. Aktuell können wir durch die Einschränkungen einen Zeitgewinn für unser Gesundheitssystem verbuchen. Es ist dennoch wahrscheinlich, dass die Kapazitäten ausgenutzt werden und wir unsere Grenzen erreichen“, erklärte Oberbürgermeister Marcel Philipp bei einer Pressekonferenz zu den Auswirkungen der Corona-Krise und den Hilfsangeboten für die Wirtschaft in Stadt und StädteRegion Aachen am Montag.

Aufgrund von Corona fürchten nicht nur Soloselbstständige um ihre Existenz. Auch viele Geschäfte müssen derzeit schließen, Unternehmen ihre Produktion drosseln, Messen, Veranstaltungen und Konzerte fallen aus. Aufträge und Umsätze vieler kleiner und mittlerer Unternehmen brechen dadurch weg.

Die Stadt Aachen in Kooperation mit der StädteRegion Aachen, aber auch die beiden Kammern, der MAC und viele andere Institutionen bieten aktuell zahlreiche Informationen zur wirtschaftlichen Bewältigung der Krise an und informieren über entsprechende Hilfestellungen für Unternehmen und Beschäftigte.

„Viele Unternehmen nutzen das Instrument der Kurzarbeit. Der Antrag auf Soforthilfe als kompaktes digitales Verfahren ist ebenfalls angelaufen. Neben dem Handel sind auch die Kultur und der Tourismus betroffen. Der stationäre Handel und die Gastronomie suchen kreative Lösungen und bewegen sich in Sachen Digitalisierung, hybrider Handel und Lieferdienste. Das ist sehr beeindruckend“, erklärte Oberbürgermeister Marcel Philipp. Positiv sei, dass dieser Digitalisierungsschub nach der Krise bleibe, durch Netzwerke und Schulterschlüsse eine langfristige Perspektive geschaffen werde.

Laut Professor Dr. Manfred Sicking, Beigeordneter für Wirtschaftsförderung, Soziales und Wohnen der Stadt Aachen, seien in Aachen rund 95 Prozent der betroffenen Unternehmen Soloselbstständige mit einem bis zu fünf Mitarbeitern beziehungsweise kleine Unternehmen mit bis zu 49 Beschäftigten.

Markus Terodde, Dezernent für Bildung, Jugend und Strukturentwicklung der Städteregion Aachen, betonte wie wichtig es sei, dass sich die Kommunen in der Städteregion Aachen mit dem Oberzentrum abstimmen. Es gehe darum, in der Krise die Kompetenzen in der Verwaltung zu bündeln. „Die interkommunale Zusammenarbeit und mit den Kammern funktioniert gut“, betonte Terodde.

Dieter Begaß, Leiter des städtischen Fachbereichs Wirtschaft, Wissenschaft und Europa, gab einen Einblick in das aktuelle operative Geschehen. Rund 100.000 Einzelanträge auf Soforthilfe seien übers Wochenende bereits bearbeitet worden, hunderte Anrufe seien eingegangen. „Wir haben das zuständige Team dafür auf 20 Mitarbeiter aufgestockt. Es geht um Einzelschicksale, um Existenzängste und spezifische Fragen, für die eine Beratung wichtig ist“, betonte Begaß.

Auf der Onlineplattform www.aachen-handelt.de soll der Heimathandel ab sofort und über die Krise hinaus eine Möglichkeit zur Präsentation haben. Das ist ein Angebot insbesondere für solche Unternehmen, die bislang noch keinen eigenen Onlineshop haben.

Unternehmen und Beschäftigte können sich unter der Hotline 0241/432-7670 oder -7630 beraten lassen.

Michael F. Bayer, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen, verzeichnet aktuell zwei Anfragen pro Minute und einen wahren Ansturm auf Kurzarbeit und Sofortkredite. Positiv sei die Kreativität bei der Umstellung auf den neuen Bedarf wie Atemschutzmasken und Schutzkleidung. Unter dem #gemeinsamstark will die IHK eine Werbeoffensive starten. Und mit der Kampagne „fairzichten“ will man auf einer Internetplattform Kunden aus dem Kulturbereich ermuntern, auf einen Teil oder die komplette Rückerstattung von Eintrittskarten und Abonnements zu verzichten.

Die Arbeit der Handwerksunternehmen gehe weitestgehend normal weiter, wie Peter Deckers, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer (HWK) Aachen, erläuterte. Der Betrieb sei unter Einhaltung der Hygienevorschriften gestattet. „Zwei Berufsgruppen aber hat es hart getroffen, die Friseure und Kosmetiker, die ja vom engen Kundenkontakt leben“, betonte Deckers.

Die Akademie Gut Rosenberg habe aus dem Stand heraus ein Onlineangebot für ihre Studierenden geschaffen. „Das sind die Früchte der Krise. Den eingestellten Prüfungsbetrieb wollen wir möglichst ab Mai für die Gesellen- und Meisterprüfungen wieder aufnehmen, nicht zuletzt um einem weiteren Fachkräftemangel vorzubeugen „, sagte Deckers.

Klaas Wolters, Vorsitzender des Märkte und Aktionskreises City (MAC), lobte den aktuellen Zusammenhalt, der für Die Zeit nach der Krise besonders wichtig sei. „Aktuell ist kein Leben in unserer sonst so bunten Stadt. Aber der Handel ist immer noch da und gerade jetzt ist es wichtig, lokal einzukaufen!“, betonte Wolters. Die Geschäfte seien über alle möglichen Kanäle erreichbar, würden Pakete schnüren und liefern. „Es gibt ein starkes Wir-Gefühl, zum Beispiel bei einer Aktion der IG Domviertel. Wir wollen diese Ideen mit Geschenkgutscheinen, die der Kunde später einlösen kann, unterstützen“, erklärte Wolters und rief auch die Vermieter aktuell zur Solidarität auf.

Eine pauschale Lösung gebe es in der Krise nicht, wie Oberbürgermeister Marcel Philipp betonte. „Allein der Zusammenhalt und die Aufmerksamkeit für berechtigte Sorgen trägt uns durch die Krise.“

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