Die große Flut im Westen hat verheerende Schäden angerichtet und Menschenleben gekostet. In vielen Orten sind die Folgen der laut Bundesregierung „nationalen Katastrophe“ noch lange spürbar. Die Stadt Herzogenrath ist glimpflich davongekommen, nicht zuletzt dank der Einsatzkräfte, die beim Hochwassereinsatz vorbildliche Arbeit geleistet haben.

Nach den Ausläufern des Jahrhunderthochwassers zeigte sich am heutigen Freitag, dass Roda mit einem blauem Auge davon gekommen ist. Die Aufräum- und Reinigungsarbeiten an der Wurmbrücke rund um den Ferdinand-Schmetz-Platz, an der Uferstraße und Kleikstraße wurden bis zum Mittag zügig abgeschlossen.

Bürgermeister Dr. Benjamin Fadavian dankte allen Helferinnen und Helfern für ihre vorbildliche und beispiellose Initiative: „Wir sind in Herzogenrath glücklicherweise mit einem „blauen Auge“ davon gekommen, wenn man die Medienberichte aus vielen anderen betroffenen Städten verfolgt. Auch die Hilfsbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger untereinander ist grandios. Der Zusammenhalt in dieser Zeit stetiger Herausforderungen ist unglaublich. Ich bin Ihnen allen sehr dankbar dafür!“

Wie in vielen Städten im Dreiändereck zeigte sich auch in Herzogenrath, wie schnell sich ein kleiner Fluss wie die Wurm in einen reißenden Strom verwandeln kann. Von 1,15 bis 3,50 Meter war die Schwankungsbreite immens.


Die Wurm in der Herzogenrather Innenstadt

Wenn man heute durch die Herzogenrather Innenstadt spaziert, kann man kaum glauben, welchen Wasserstand in den vergangenen zwei Tagen der beschauliche Fluss Wurm am Ferdinand-Schmetz-Platz und der unteren Kleikstraße erreicht hat. Eine vollständige Überflutung konnte nur durch umfangreichste Sicherungsmaßnahmen verhindert werden. Bei einem Pegelstand von derzeit ca. 1,15 Meter kann man nur erahnen, welches katastrophale Naturschauspiel hier stattgefunden hat. Wasser ist bekannt dafür, dass es eine enorme Kraft hat und wenn überhaupt nur schwer zu bändigen ist, wenn es seine gewohnten Bahnen verlässt. Die Herzogenrather Einsatzkräfte, bestehend aus der Hauptwache, den drei Löschzügen, der Betriebsfeuerwehr der Firma Robertz, dem THW und vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern haben es mit ihrem unermüdlichen Einsatz in den letzten drei Tagen geschafft, die Herzogenrather Bevölkerung bestmöglich vor dem Hochwasser zu schützen.

Mit zahlreichen Sandsäcken und Big Pacs wurde das Wurmufer regelrecht verbarrikadiert, um das Wasser in Schach zu halten. Auch wenn im Bereich des Kreisverkehrs unterhalb der Eisenbahnbrücke auf Höhe des Hotels zur Brücke die Überschwemmungen nicht verhindert werden konnten, so konnte der Schaden für die Anwohnerinnen und Anwohner doch sehr in Grenzen gehalten werden. Mit Tauch- und Saugpumpeneinsatz wurde dem Hochwasser zusätzlich zu Leibe gerückt bis endlich in der vergangenen Nacht Entwarnung gegeben werden konnte, da sich die Lage dauerhaft entspannte und der Pegel der Wurm stetig absank.

Christiane Kühnel, Eigentümerin eines Reisebüros im Bockreiterzentrum, berichtete: „Ich habe die Türen und Fenster meines Betriebes mit Salzsäcken gesichert, da Sandsäcke nicht erhältlich waren. Ich habe die ganze Zeit in meinem Geschäft verbracht und gezittert, ob die Barrikaden am Ufer halten. Ich bin heilfroh, dass ich und die anderen umliegenden Geschäfte mit einem blauen Auge davon gekommen sind.“ Auch wenn die akute Phase überstanden ist, so ist die Geschäftsfrau nicht nur optimistisch gestimmt. Schließlich war bereits die Corona-Pandemie eine außerordentliche Herausforderung.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Testzentrums im Bockreiterzentrum, das durch die Sperrung der Innenstadt nicht erreichbar war, meldeten sich kurzerhand als freiwillige Helferinnen und Helfer und engagierten sich unter anderem beim Abfüllen der Sandsäcke auf dem Betriebsgelände der Firma Robertz.

Das Ordnungsamt und die Feuerwehr konnten die Aufräumarbeiten bis zum Mittag abschließen. Die BigPacs wurden mit einem Gabelstapler auf LKWs verladen und auf einem Gelände des Betriebshofes zwischengelagert. Die Sandsäcke wurden eingesammelt, Dreck, Schlamm und Treibgut wurden so gut es ging zusammen geräumt und abgefahren. Der Spuk der vergangenen Tage ist vorbei und alle Einsatzkräfte haben sich ihre Erholungspause redlich verdient.

Am frühen Abend wandte sich Bürgermeister Dr. Benjamin Fadavian via Social Media an die Herzogenratherinnen und Herzogenrather: „Ich bin stolz, gerührt, überwältigt und ergriffen über das, was ich in den letzten Tagen in unserer Stadt gesehen habe. Unsere Feuerwehr, die weiteren Behörden, THW, DLRG, die Betriebsfeuerwehr der Firma Robertz und viele Weitere haben einen unfassbaren körperlichen und logistischen Aufwand vollbracht und erfolgreiche, gut koordinierte und hochprofessionelle Einsätze auf die Beine gestellt. Viele haben am Rande ihrer Belastbarkeit oder darüber hinaus gearbeitet. Es ist gelungen, ein Hochwasser ungekannten Ausmaßes in unserer Stadt gemeinsam unter Kontrolle zu bringen. An allen Ecken und Enden fanden sich Bürgerinnen und Bürger, die zum Beispiel Sandsäcke gepackt oder die Einsatzkräfte mit Nahrungsmittel unterstützt haben. Mein Handy quillte über vor Nachrichten von hilfsbereiten Menschen und es ist angesichts der vielen Ereignisse in den letzten Tagen kaum möglich, alles aufzuzählen, was passiert ist. Deshalb einfach nur von Herzen DANKE an alle, die Leben, Gesundheit sowie Hab und Gut vieler Herzogenratherinnen und Herzogenrather bestmöglich beschützt haben. Ihr seid Helden in unserer Stadt! Das Hochwasser in Herzogenrath ist nun vorüber und wir stehen an der Seite aller, die Schäden beklagen. In unserer Stadt gibt es aktuell keine Meldungen über Tote und Verletzte, die Wurm fließt wieder annähernd normal, die Keller sind ausgepumpt, das Zentrum wieder frei und passierbar. Wesentliche Infos über den aktuellen Stand und eine Rückschau auf den Einsatz finden sich auf unserer städtischen Homepage. Klar ist zum jetzigen Zeitpunkt aber auch: Viele Städte um uns herum hat es schlimmer getroffen. Der Katastrophenzustand in der Städteregion Aachen hält noch an. In einer Krisenbesprechung heute früh habe ich insbesondere meiner Bürgermeisterkollegin aus Eschweiler unsere Solidarität übermittelt. Unsere gleiche Anteilnahme gilt natürlich auch für Stolberg und die weiteren betroffenen Gebiete. Deshalb wird es jetzt darum gehen, zusammenzustehen und bestmöglich Hilfe für alle Betroffenen zu leisten. So organisiert z.B. Hilfe mit Herz e.V. Bürgerhilfe Herzogenrath tolle Hilfe, weshalb wir als Stadtverwaltung gerne unkompliziert geholfen und das Bürgerhaus in Kohlscheid zur Verfügung gestellt haben. Auch der Ausschuss Merksteiner Straßenkarneval engagiert sich. Künstler wie zum Beispiel Celina Mars planen Benefizveranstaltungen und ganz sicher gibt es noch viele, viele weitere. Ihr seid spitze, vielen herzlichen Dank! Passt alle weiter auf Euch auf und haltet zusammen!“.

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