Dr. Hermann Bühlbecker, Jahrgang 1950, Dr. der Betriebswirtschaft und Inhaber der Firma Lambertz GmbH & Co. KG

top-aachen:
Herr Dr. Bühlbecker, Anfang November ging das Tennisturnier, die Lambertz Open zu Ende und der Sieger hieß Evgeny Korolev. Haben Sie mit dem Sieg des Russen bei diesem Turnier gerechnet, da es ja zumal der Dritte Sieg von Korolev war.

Dr. Bühlbecker:
Klar ist so ein Sieg nie, weil die Weltelite der Tennisspieler so eng beisammen ist das heute von der Weltrangliste 4-150 jeder jeden schlagen kann, vor allem auf einem so schnellen Boden wie wir diesen in Aachen haben und ein solches Turnier immer offen ist. Andererseits wissen wir seit etwa 4 Jahren, dass der Boden Korolev besonders liegt.

Er mag diesen schnellen Boden, den schnellen Tennis und wenn man viermal hintereinander ins Finale kommt, dann zeigt man ganz klar seine Kapazität und Kontinuität. Die Finalentscheidung war sehr knapp, insofern war der Sieg überraschend und nicht überraschend zugleich. Wir haben uns auch sehr über seinen Endspielpartner, Ruben Bemelmanns, gefreut.

Er hat vor 2 Jahren ja noch im Kurhaus gespielt und wir pflegen eine enge Beziehung zu ihm und man kann sagen, dass es eine kleine Sensation war im Finale zu stehen.

top-aachen:
Hat sich das Tennisturnier in Aachen seit dem Abgang von Boris Becker und Co. qualitativ verändert, hat es sich verändert?

Dr. Bühlbecker:
Ich finde es beachtenswert, dass es uns gelungen ist, dieses Turnier zum 18. mal durchzuführen. Das ist für ein Tennisturnier ein hoher Grad der Kontinuität und ich war ja selbst anwesend als wir Herrn Alexander Waske, dem deutschen Daviscup-Spieler vergangener Jahre den Preis im Doppel überreichen durften.

Er bemerkte zum Aachener Turnier, dass das Challengerturnier in Aachen das Vorzeigeturnier in Deutschland sei. Dies ist natürlich ein sehr schönes Kompliment, denn letztlich sollen die Spieler Spaß und Freude an diesem Turnier haben. Wir waren dieses Jahr sehr zufrieden mit der Besetzung des Turniers und auf einem hohen Niveau.

top-aachen:
Wir wissen, dass Sie in jungen Jahren Tennisprofi geworden wären, hätte das Unternehmen Lambertz nicht Ihren Lebenslauf gekreuzt.

Wäre die Tenniskarriere die Kür Ihres Lebens gewesen oder fühlten Sie sich dem Unternehmen verpflichtet um diesen Karriereweg zu gehen?

Dr. Bühlbecker:
Das was damals Tennis-Profi war, das war ich damals. Ich habe in der höchsten deutschen Spielklasse gespielt, auch in Süddeutschland und habe dafür auch Geld bekommen…das waren ganz andere Summen als die heutigen Dotierungen bei Turnieren und mir war es seinerzeit als Student ein tolle Hilfe um meinen Lebensunterhalt und Studium finanzieren zu können.

Mir war aber damals schon bewusst, dass man im Tennis nur eine langfristige Perspektive haben kann, wenn man zu den ganz wenigen Spitzenspielern zählt.

Ansonsten ist Tennis ein so hochkarätiger Leistungssport, dass man ab spätestens dem 35. Lebensjahr den Anschluss an die Weltspitze nicht mehr halten kann und wenn man nicht ein Idol wie Becker oder Stich wird, dann muss einem bewusst sein, dass man sich dann beruflich verändern muss. Das war damals meine Denkweise und von daher stand für mich mein Studium immer im Vordergrund.

top-aachen:
Sie erwirtschaften mit ca. 3500 Mitarbeitern in sieben Fabriken in Deutschland und Polen über 420 Mio. Euro Umsatz im Jahr. Sie haben es geschafft ein typisch deutsches, ein eigentlich typisch Aachener Produkt auf dem Weltmarkt und auf dem amerikanischen Markt zu etablieren. Welche Märkte sind für das Unternehmen Lambertz interessant um auch dort Ihre Produkte anzubieten?

Dr. Bühlbecker:
Wichtig ist für uns der osteuropäische Markt. Die erste Fabrik in Polen wurde vor 10 Jahren aufgebaut, zu einer Zeit zu der es keine EU-Erweiterung gab. Wir haben viele Jahre Lehrgeld zahlen müssen und sind  heute umso glücklicher dass der Standort vernünftig aufgestellt ist.

Wir sind davon überzeugt, dass Wachstumspotentiale bestehen, nicht unbedingt für Aachener Printen, sondern Lebkuchenprodukte, Dominosteine. Unsere dynamische Entwicklung in Osteuropa spricht für unser Wachstum in den kommenden Jahren.

Einen zweiten großen Schwerpunkt setzen wir in den USA, dort sind wir bei einigen großen Ketten mit unseren Produkten vertreten und wollen zusätzlich zu den großen Ketten unsere Produkte etablieren.

top-aachen:
Gibt es Märkte die aufgrund von kulturellen Essgewohnheiten, ein Produkt wie die Printe gar nicht annehmen würden?

Dr. Bühlbecker:
Wir haben nach wie vor einen sehr kleinen Exportanteil, weil die Pinten und klassischen Lebkuchenprodukte sehr schwer exportfähig sind und eben ein typisch deutsches Produkt sind und in vielen Ländern gar nicht bekannt sind. Gut verkaufen können wir Printen in Österreich und der Schweiz, einen Anteil im Elsass.

Wir sind erst mit dem Export erfolgreich geworden, seitdem wir über ein breites Programm an Gebäckartikel verfügen die Saisonunabhängig sind. In den USA verkaufen wir im großen Stil Produkte wie European Cookies, aber keine Printen oder Lebkuchen weil der durchschnittliche amerikanische Verbraucher diese gar nicht kennt. In Osteuropa ist es dagegen anders. Die Menschen mögen Lebkuchen und betrachten diese sogar als Jahresartikel mit der Konsequenz, dass wir Lebkuchenprodukte ganzjährig produzieren und verkaufen.

top-aachen:
Man bezeichnet oder bezeichnete Sie auch als den Printenkönig aus Aachen. Trifft diese Bezeichnung auf Sie zu?

Dr. Bühlbecker:
Eigentlich überhaupt nicht, weil wir Unternehmer sind und Produkte herstellen und in Kategorien wie Könige usw. nicht denken. Wenn man aber zum Ausdruck bringen will, dass ist der größte Hersteller einer Produktgruppe, dann stimmt das.

Die Lambertz-Gruppe und Kinkartz zusammen erwirtschaften weit über 90% des Printenumsatzes. Aber wenn man weiß, dass Lambertz nur 7% seines Umsatzes mit Printen macht, dann ist diese Bezeichnung unpassend, denn wir stellen heute viel Gebäck-und Schokoladenartikel, Kuchen usw. her, da haben Printen einen sehr kleinen Stellenwert.

top-aachen:
Das Unternehmen entstand in Aachen und tut dies seit nun mehr als 320 Jahren. Ist Aachen Ihre Heimat, da wir Sie als einen Mann kennen, der praktisch überall auf der Welt zu Hause zu sein scheint…?

Dr. Bühlbecker:
Ich bin in Aachen geboren, bin mit dieser Stadt verbunden. Wir verkaufen Aachener Spezialitäten. Aachener Printen ist eine geschützte Herkunftsbezeichnung und wir werben auf unseren Produkten mit Aachener Motiven, unterstützen fast alle großen Ereignisse, sei es das Aachener Reitturnier, Alemannia Aachen, haben eine eigene Tennismannschaft die sogar erster in der deutschen Tennisbundesliga geworden ist.

Wie Sie sehen können, sind wir sehr stark mit Aachen verbunden und ich fühle mich als Aachener aber trotzdem muss man wenn man Geschäfte in der ganzen Welt machen will aus Aachen raus.

Wir haben z.B. keine Kunden in Aachen, wenn man den Kunden nicht als Endverbraucher definiert, natürlich sind die Endverbraucher unsere Kunden aber Kunde im Sinne von großen Handelsketten. Diese sind nicht in Aachen. Dies hat zur Konsequenz, dass wir weltweit unterwegs sein müssen um erfolgreich zu sein aber man weiß eben das man Aachener ist.

top-aachen:
Was bedeutet für Sie Freizeit und wie tanken Sie Kraft?

Dr. Bühlbecker:
Freizeit ist für mich der größte Luxus mit dem ich am ökonomischsten umgehe. Da bleibt ein wenig Zeit für Sport. Ich habe gerne Sportarten bei denen ich mich bewegen kann. Ich gehe gerne ins Kino. Aber leider ist der Weg zur Freizeit eng begrenzt, da ich zumal auch neben den Aktivitäten für das Unternehmen auch noch andere Verpflichtungen habe…Sprecher der deutschen Gebäckindustrie, stellvertretender Vorsitzender der deutschen Süßwarenindustrie, Senator beim Bundesverband mittelständischer Unternehmen usw…das heißt es kommen auch noch andere Wirtschaftbezogene Aufgaben dazu die über das eigene Unternehmen hinausgehen und so investiere ich viel Zeit die nicht unmittelbar mit dem eigenen Unternehmen zusammenhängt, so das sehr wenig Freizeit da ist.

top-aachen:
Ihr Schlusswort an unsere Leser.

Dr. Bühlbecker:
Wenn man Repräsentant der ältesten Marke in Deutschland ist, ein Unternehmen was seit 320 Jahren am Markt ist und im Familienbesitz, dann hat man den Wunsch weiterhin erfolgreich agieren zu können ohne einem internationalen Konzern zu gehören.

Das wichtige ist die persönliche Gesundheit, Familie und Frieden. All das muss zusammenkommen um ein glückliches Leben zu führen.

top-aachen:
Herr Dr. Bühlbecker, wir danken Ihnen für das Gespräch.