Der Karlspreis 2023 geht an den Präsidenten der Ukraine Wolodymyr Selenskyj und an das ukrainische Volk

· Das Karlspreis-Direktorium ehrt den ukrainischen Präsident Wolodymyr Selenskyj und das ukrainische Volk mit dem Karlspreis 2023.

· Der ukrainische Botschafter in Berlin, Oleksii Makeiev, erklärte „im Namen des Präsidenten, der Regierung und des freien Volkes“, welche „Riesen-Ehre“ es sei, mit dem Internationalen Karlspreis ausgezeichnet zu werden.

· Angestrebt ist, den Karlspreis traditionell am Himmelfahrtstag zu verleihen. Ob es möglich sein wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt ungewiss.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und das ukrainische Volk werden im Jahr 2023 mit dem Aachener Karlspreis ausgezeichnet. Das gaben der Vorsitzende des Direktoriums der Gesellschaft für die Verleihung des Internationalen Karlspreises zu Aachen, Dr. Jürgen Linden, und die Aachener Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen am heutigen Tag (16. Dezember 2022) in Aachen bekannt.

„Die Entscheidung für den diesjährigen Karlspreisträger ist einstimmig getroffen worden“, eröffnet Dr. Jürgen Linden. „Wir betrachten diese Karlspreisverleihung 2023 als einen Akt der Solidarität mit der Ukraine. Zugleich sehen wir sie als Zeichen der Ermutigung für das ukrainische Volk und seinen Präsidenten, für die Demokratie und die Menschenrechte, vor allem aber für Leib und Leben der Menschen und die europäische Werte, die in diesem Krieg verteidigt werden.“ Linden hob besonders den unglaublichen Mut und den neuen politischen Stil von Präsident Selenskyj hervor, der die Klammer zwischen der Ukraine und der europäischen Gesellschaft bilde und zeitgleich für sein eigenes Volk die Verteidigungsbereitschaft auch in schwierigsten Zeiten hochhalte. „Gleichzeitig“, so Dr. Linden, „gibt er die Hoffnung, dass dieses Unterfangen auch erfolgreich ist.“

Der ukrainische Botschafter in Berlin, Oleksii Makeiev, der zur Pressekonferenz per Videokonferenz zugeschaltet war, erklärte „im Namen des Präsidenten, der Regierung und des freien Volkes“, welche „Riesen-Ehre“ es sei, mit dem Internationalen Karlspreis ausgezeichnet zu werden. Präsident Wolodymyr Selenskyj nehme den Preis mit Freuden an. „Der Karlspreis ist ein sehr wichtiges Zeichen der Unterstützung und ein besonderes Zeichen der Solidarität mit unserem Land und unserem Volk. Er ermutigt uns in unserem Kampf für die europäischen und demokratischen Werte, für die Freiheit und ein zukünftiges friedliches Leben“, ergänzte Makeiev. „Wir müssen leider feststellen, dass Frieden nicht vom Himmel fällt, sondern erkämpft werden muss“, sagte der ukrainische Botschafter und bedankte sich ausdrücklich bei allen Menschen in Deutschland und in vielen europäischen Ländern, die seine Mitbürgerinnen und Mitbürger in den vergangenen Monaten in Schutz genommen hätten. „Damit haben Sie die Freiheit sowie unsere gemeinsame, friedliche, europäische Zusammenarbeit geschützt“.

In der Begründung des Karlspreisdirektoriums heißt es unter anderem: „Das ukrainische Volk ist Opfer eines völkerrechtswidrigen und unsäglich brutalen russischen Angriffskrieges. Das ukrainische Volk verteidigt unter der Führung seines Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nicht nur die Souveränität seines Landes und das Leben seiner Bürger, sondern auch Europa und die europäischen Werte“. Selenskyi sei Halt und Vorbild für sein Volk – „er steht gegen Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung, für die Sicherstellung des alltäglich Notwendigen, für die existenziell notwendige Verteidigungsausrüstung und die Zuversicht, für das Ziel einer freien, unabhängigen und souveränen Ukraine, die Teil einer europäischen Völkerfamilie ist.“

Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen erinnerte an den erst wenige Tagen alten Beschluss des Aachener Stadtrats, eine Solidaritätspartnerschaft mit der ukrainischen Stadt Chernihiv aufzubauen: „Wir wissen, dass wir mit der Preisverleihung nicht den Krieg beenden oder die direkten Folgen des Krieges mildern können. Doch das Gespräch mit Chernihiv hat deutlich gemacht, dass Solidarität, mentale Unterstützung und Ermutigung eine wichtige Botschaft für die Menschen in der Ukraine sind – zusätzlich zu den nötigen und versprochenen Hilfsmaßnahmen des deutschen Staates und der EU.“ Sie betonte: „Wir wollen dem ukrainischen Volk mit dem Karlspreis demonstrieren, dass es wahrgenommen wird, dass wir an seiner Seite stehen. Das tun wir hier in Aachen mit unseren Mitteln und mit vollem Herzen.“

In der Begründung ist zu lesen: „Wolodymyr Selenskyj ist in diesem Verteidigungskrieg nicht nur der Präsident seines Volkes und der Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee, er ist auch der Motivator, Kommunikator, der Motor und die Klammer zwischen der Ukraine und der großen Phalanx der Unterstützer“. In seinem jüngst erschienen Buch „Botschaft aus der Ukraine“ unterstreicht der studierte Jurist Selenskyi, der seine Popularität vor der Präsidentschaft vor allem als Schauspieler, Fernsehmoderator, Drehbuchautor und Filmproduzent erlangte, seine Vorstellung von der Ukraine „als demokratische und freie Nation, als eine Wertegesellschaft nach europäischem Vorbild und als Teil Europas.“ Selenskyj, so das Karlspreisdirektorium, bekenne sich zu den Zielen der Europäischen Union. Deshalb habe Ursula von der Leyen ihn zu Recht mit den Worten charakterisiert: „Sie sind einer von uns. Wir wollen Sie drin haben.“

Final hebt das Direktorium durch die Verleihung des Karlspreises 2023 hervor, „dass die Ukraine Teil Europas ist und die Bevölkerung und ihre Regierungsvertreter, an der Spitze Präsident Wolodymyr Selenskyj, europäische Werte vertreten und verteidigen und deshalb die Ermutigung verdienen, rasch Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union zu führen.“ Und weiter: „Die Karlspreisgesellschaft fühlt sich geehrt, dass Präsident Selenskyj persönlich und stellvertretend für sein Volk die Ehrung des Jahres 2023 annimmt.“

Der Karlspreis an Wolodymyr Selenskyj und das ukrainische Volk soll traditionell am Himmelfahrtstag verliehen werden, ob dies möglich sein wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt ungewiss. Sowohl das Format der Veranstaltung als auch der Zeitpunkt hänge von der dann vorliegenden Kriegslage und den entsprechenden Sicherheitskonzeptionen ab, so Dr. Jürgen Linden. „Ich gehe aber davon aus, dass wir die Planungen in den ersten Wochen des neuen Jahres konkretisieren können.“

Info zum Karlspreis

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und das ukrainische Volk sind Träger des 64. Internationalen Karlspreises zu Aachen. Im Jahr 2022 wurden die belarussischen Bürgerrechtlerinnen Maria Kalesnikava, Swetlana Tichanowskaja und Veronica Tsepkalo sowie im Jahr 2020/21 der rumänische Staatspräsident Klaus Iohannis mit dem Preis ausgezeichnet.

Der Internationale Karlspreis zu Aachen gilt als einer der bedeutendsten europäischen Preise. Er wird seit 1950 an Personen und Institutionen verliehen, die sich um die Einigung Europas verdient gemacht haben. Zu den früheren Preisträgern gehörten unter anderem Konrad Adenauer (1954), die Europäische Kommission (1969), der spanische König Juan Carlos I. (1982), Francois Mitterand und Helmut Kohl (1988), Václav Havel (1991), Königin Beatrix der Niederlande (1996), der amerikanische Präsident Bill Clinton (2000), der luxemburgische Premierminister Jean-Claude Juncker (2006), Bundeskanzlerin Angela Merkel (2008), Jean-Claude Trichet (2011) oder Martin Schulz (2015), damals Präsident des Europäischen Parlaments. 2016 ging der Karlspreis an Papst Franziskus, im Jahr 2018 folgte der Staatspräsident Emmanuel Macron. Im März 2004 erhielt Papst Johannes Paul II. einen außerordentlichen Karlspreis, der in Rom verliehen wurde.

Urkunde und Medaille

Verliehen wird neben einer Urkunde auch eine Medaille, die auf der Vorderseite das älteste Aachener Stadtsiegel aus dem 12. Jahrhundert mit thronendem Karl dem Großen und auf der Rückseite eine Inschrift für den jeweiligen Preisträger zeigt.

Informationen unter www.karlspreis.de.

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