„Hosen an, das Leben muss wieder zurückkommen!“ – so hieß es jetzt bei Kappertz. Hat das Publikum den frenetischen Applaus nach zwei Jahren coronabedingter Zwangspause verlernt? Beim „Solo für 2“ mit Jan und Manfred Savelsberg auf keinen Fall! Endlich konnten Vater und Sohn ihr Jubiläumsprogramm im Saalbau Rothe Erde spielen. An vier Abenden erlebte das Publikum feinsinniges Öcher Kabarett mit ganz viel Lokalkolorit. Seit zwölf Jahren stehen die beiden, die jeweils auch mit eigenen Aktivitäten auf den Bühnen der Stadt und der Städteregion Aachen zuhause sind, gemeinsam auf der Bühne.

Musikalisch begleitet von Claus Thormälen geht es immer um das aktuelle Geschehen in der Stadt. Vom ewigen Parkhaus Büchel bis hin zur „Obin“ – denn in seiner Paraderolle als Hausmeister Manni hat Savelsberg in seinem grauen Kult-Kittel erstmals eine Chefin an der Spitze der Stadtverwaltung.

Savelsberg trägt das Herz bekanntermaßen auf der Zunge. Und genau das ist es, was den Charme der Kabarettveranstaltung ausmacht. Der Öcher Alltag wird gekonnt durch den Kakao gezogen, natürlich mit ganz viel Aachener Mundart. Der Bogen schließt sich dabei perfekt bis zum großen Weltgeschehen. Natürlich ist Corona Thema und leider aktuell auch Putin und der Krieg in der Ukraine.

„Da sind ja Leute“, wunderte sich Manfred Savelsberg eingangs, als er auf die Bühne kam. Mit seinem Smartphone filmend wähnte er sich noch in einer digitalen Veranstaltung und hatte die Hose unterm Kittel vergessen. Bei den in der Corona-Zeit üblichen Zoom-Konferenzen braute man die ja nicht. Und Jan kam aus Gewohnheit in Jogginghose. Kennt man ja so vom Chillen und Homeoffice in Corona-Zeiten. Und nun heißt es „Hosen an, das Leben muss wieder zurückkommen!“. „Ist Lauterbach etwa auch im Saal? Er ist ja auch sonst überall…“, fragte sich Manni, der Hausmeister. Mit seiner Chefin, „et Billa“ versteht er sich super. Verschiedener könnten seine Chef*innen nicht sein – mit Jürgen war er „Auge in Auge“, beim Marcel holte er sich einen steifen Nacken, so groß wie er war.

Die zunehmende digitale Demenz, wenn man sich nur noch auf Smartphone und Suchmaschine verlässt, das Jagen und Sammeln von Gebrauchsanweisungen, Porzellanpuppen und Zuckertütchen oder Regressansprüche beim Reisen– so manchem wird hier der Spiegel vorgehalten. Und so kann man herrlich lachen, nicht zuletzt über sich selbst, was auch mal so richtig gut tut.

Das böse C-Wort wollten Jan und Manfred tunlichst vermeiden. Aber die Kultur, die liegt den beiden am Herzen. „Gehen Sie wieder zu Kunst – und Kulturveranstaltungen, denn das Schlimmste ist, wenn es Kunst und Kultur gibt, und keiner hingeht!“.

Jan Savelsberg, im „wahren Leben“ Theaterpädagoge, Hochzeitsredner und Regisseur, erzählte vom Umgang mit seinen drei sehr riskanten Zielgruppen: pubertierende Jugendliche, Bräute sowie Schauspielerinnen und Schauspieler… Herrlich war seine Nummer mit den deutsche Übersetzungen beliebter Hochzeitslieder – die man lieber nicht zur Traumhochzeit spielen sollte.

Die Texte übrigens schreibt Jan traditionell mit Mutter Marlene, immer aktuell, bissig und pointiert.

Manfred Savelsberg brillierte mit dem „Opa-Trick“. Und nach zwei Stunden und langem Applaus gab es natürlich noch eine Zugabe von beiden, die bekanntermaßen sehr gerne singen. Coronakonforme Karnevalslieder hatten sie eigens noch umgetextet und so wächst die Hoffnung, dass man bald wieder unbeschwert miteinander singen, feiern und schunkeln kann.

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