In Corona-Zeiten kommt die Kunstpause digital aus dem Suermondt-Ludwig-Museum Aachen nach Hause. Jeweils dienstags um 13 Uhr wird ein Video online gestellt, in dem Kurator*innen in knapp zwei Minuten erstaunliche Werke erklären. Viel Spaß beim Zuschauen und Zuhören @suermondtludwig auf Facebook und Instagram!

DI, 01.06., 13.00 UHR @SUERMONDTLUDWIG

„Chambre Privée. Meisterwerke aus dem Wohnzimmer eines Sammlers“:

Nicolaes Berchem (1620-1683) Hirten und Herde vor einem Flussübergang in südlicher Sonne (Nachholtermin vom 27.04.21)

Nicolaes Berchem war zunächst Schüler bei seinem Vater, dem Stilllebenmaler Pieter Claesz, schlug jedoch einen anderen Weg ein und ging u.a. beim Landschaftsmaler Jan van Goyen in die Lehre. Er spezialisierte sich auf pastorale Idyllen, die die Sehnsucht nach Italien beim gehobenen Bürgertum weckten. Diese sogenannten italianisierten Landschaften erfreuten sich großer Beliebtheit bei der Käuferschaft und erbrachten bisweilen den dreifachen Preis einer “normalen” Landschaft mit regionalen Motiven.

Mit Sarvenaz Ayooghi

DI, 08.06., 13.00 UHR @SUERMONDTLUDWIG

Architekturlandschaft, um 1840

Caspar Scheuren (1810 – 1887)

Der aus Aachen stammende, in Düsseldorf lebende Maler bleibt zeitlebens der Romantik verpflichtet. Ist Caspar Scheuren in den ersten Düsseldorfer Jahren künstlerisch an Johann Wilhelm Schirmer orientiert, so sieht er nach der Akademiezeit die Natur als seine Lehrmeisterin an. Dies schlägt sich in zahlreichen Landschaften nieder. Diese Architekturlandschaft verbindet eine realistische Bildauffassung mit phantasievoller Kombinatorik. Das Oktogon des Essener Münsters wird mit der Westseite des Altenberger Domes zu einem Komplex verbunden, und diese Bauteile als Zeugen lang zurück liegender Vergangenheit im Sinne romantischer Vorstellung auf einem Hügel in eine Landschaft heraus gestellt und für die damalige Zeit als vorbildhaft interpretiert.

Mit Dagmar Preising

 

DI, 15.06., 13.00 UHR @SUERMONDTLUDWIG

Arbeiten von Jupp Zeller (Aachen) – neu in der Sammlung!

„Man muss stille sein, damit man die „Stehende“ oder das „Paar“ vernimmt. Keine Pose, kein Effekt werben um Verständnis. Alles ist ehrlich und aussagestark“ (Zitat  Dr. Vaessen). Der Aachener Künstler Jupp Zeller ist vielen Aachenern heutzutage vor allem durch seinen Seepferdchenbrunnen in Burtscheid bekannt. Darüber hinaus schuf er Denkmäler, Skulpturen und Plastiken, häufig im Auftrag der Kirche und zu christlicher Thematik. Dem Suermondt-Ludwig-Museum wurde vor Kurzem der Nachlass des Künstlers übergeben, der derzeit inventarisiert und aufgearbeitet wird. Darunter befindet sich auch eine Reihe von Gipsvorlagen, anhand derer im Vergleich zum späteren Abguss die Stadien des künstlerischen Entwurfs deutlich werden.

Mit Wibke Birth                                                                                                                          

DI, 22.06., 13.00 UHR @SUERMONDTLUDWIG

Stehende Madonna mit Kind, Lindenholz, ehemals bunt bemalt

Eine knapp 50 cm hohe, in Lindenholz geschnitzte und ursprünglich bunt bemalte Marienfigur stand seit dem Erwerb 1907 unbeachtet im Depot des Museums. Erst kürzlich wurde entdeckt, dass ein Kupferstich von Albrecht Dürer (1471-1528) aus dem Jahr 1508 als Vorlage für die Skulptur diente. Die künstlerisch meisterhaft ausgeführten Darstellungen in den Druckgraphiken des großen Nürnberger Meisters wurden schon zu dessen Lebzeiten häufig als Vorbild gewählt. Dies betrifft Gemälde, andere Druckgraphiken, Skulpturen, Reliefs und kunstgewerbliche Objekte. Besonders in der Zeit um 1600, in der ein wahrer „Dürer-Hype“ ausbrach und die gekrönten Häupter Europas Werke von Dürer erwerben wollten, entstanden in vielen Medien Kunstobjekte, die stilistische und kompositorische Anleihen am Künstlergenie nahmen. Sowohl in fälscherischer Absicht, aber auch als Verbeugung vor dem angeblichen Universalgenie, wurden die neu geschaffenen Werke sogar mit dem Dürer-Monogramm AD, seinem „Branding“, versehen (selbstverständlich war Dürer niemals bildhauerisch tätig….). Das Aachener Stück, um 1600 geschnitzt, ist eindeutig ein Werk dieser sogenannten „Dürer-Renaissance“. Ein um das Haupthaar Mariens verlaufender Absatz zeugt davon, dass dort ehemals – wie auf dem Kupferstich – wohl eine Edelmetallkrone aufgesetzt war.

Mit Michael Rief

DI, 29.06., 13.00 UHR @SUERMONDTLUDWIG

Geburt Christi, 1558

Cornelis van Dalem (1530-1573) und Gillis Mostaert (1528-1598), nach Albrecht Dürer (1471-1528)

Der 1504 entstandene Kupferstich Albrecht Dürers mit der Geburt Christi wurde von verschiedenen Künstlern nachgestochen und erfreute sich bis in das 19. Jahrhundert großer Beliebtheit. Auch in der niederländischen Malerei fand er Niederschlag. Der aus Antwerpen stammende, ab 1565 in Breda lebende Landschaftsmaler Van Dalem und Gillis Mostaert, der mehrfach auch mit anderen führenden Künstlern in Antwerpen zusammen gearbeitet hat, haben in gemeinsamer Kooperation den Kupferstich Dürers seitenrichtig rezipiert. Es handelt sich um eine relativ getreue Wiedergabe des Originals. Allerdings wurde die Gottesmutter im Stall im Gemälde um mehrere Hirten erweitert. Hier ein

Vorgeschmack auf die große Dürer-Ausstellung (18.07. – 24.10.2021) im Suermondt-Ludwig-Museum!

Mit Dagmar Preising

Das Suermondt-Ludwig-Museum ist der „Salon“ der Aachener. In einem prachtvollen Stadtpalais aus dem 19. Jahrhundert sind kostbare Sammlungen untergebracht. Herausragend ist die mittelalterliche Skulpturensammlung, eine der bedeutendsten in Deutschland. Auch holländische Meister der Barockzeit sind hier exzellent vertreten. Dazu gibt es eine kleine, feine Sammlung von Gemälden des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, ein Kupferstichkabinett und eine riesige Kollektion kunsthandwerklicher Stücke.

Informationen unter www.suermondt-ludwig-museum.de.

Foto (Michael Rief in der maritimen Sammlung) © Top Aachen