Kunst und Kultur, Kirche und Kulinarik – In Lüttich gibt es für Besucher eine Menge zu entdecken. Die Museen und Kirchen des kulturellen Zentrums der Wallonischen Region Belgiens sind für Besucher ebenso reizvoll wie die Lage am Wasser.

Lüttich – oder auf Französisch Liège – verdankt seinen Ursprung der Lage am Zusammenfluss von zwei Flüssen, der Maas und der Ourthe, sowie dem Bau einer Pilgerkirche im Jahre 714. Seine erste Blütezeit erlebte Lüttich um 1000 nach Christus, als die Kathedrale Saint-Lambert auf dem Place Saint Lambert errichtet wurde. Lüttich wurde die Hauptstadt eines kirchlichen Fürstentums, das halb so groß war wie das heutige Belgien. Dadurch wurde es eine der wichtigsten Städte des Kaiserreiches. Zwischenzeitlich brannte die wunderschöne Kathedrale 1185 ab und wurde im 14. Jahrhundert wieder aufgebaut. Heftige Unruhen erschütterten die Stadt immer wieder und zerstörten sie 1468 völlig. Ab 1475 wurde die Stadt dann im prachtvollen Stil wieder aufgebaut. Für wirtschaftlichen sorgten das reiche Kohlevorkommen und die in ganz Europa berühmten Waffenschmieden. Im 18. und 19. Jahrhundert entwickelte sich Lüttich als Ausgangspunkt der technischen Revolution zum bedeutenden Industriegebiet und war wegen seiner Rüstungsbetriebe in den beiden Weltkriegen umkämpft. Seit dem Niedergang der Eisen- und Stahlindustrie sieht Lüttich seine Chancen im EU-Binnenmarkt.


Marktplatz

Prachtvolle Kathedrale

Idealer Startpunkt für einen Spaziergang durch das historische Herz der Maasmetropole ist die Bahnstation Lüttich Palais, die von Deutschland aus bequem erreichbar ist. Entlang der Rue Hors Chateau, die bekannt ist für ihre vielen kleinen Sackgassen, gelangt man zum Museum für religiöse und maasländische Kunst. Hier befindet sich ein Modell der 1794 zerstörten Kathedrale. Auf dem nahe gelegenen Place Saint Lambert ist das Ausmaß der einstigen Kathedrale durch hohe Säulen markiert. Die Stiftskirche St.-Paulus wurde im 19. Jahrhundert als Ersatz für die zerstörte St. Lambertus-Kathedrale zur neuen Lütticher Kathedrale. Namensgeber ist der Heilige Lambertus. Dem Bischof von Maastricht war die außereheliche Beziehung Pippins „des Mittleren“ ein Dorn im Auge. Der Bruder des Ehebrechers sorgte für Lambertus’ Ermordung. Sein Nachfolger Hubertus ließ die Reliquien des Verstorbenen an den Ort seines Märtyrertods überführen und verlegte den Bischofssitz von Maastricht nach Lüttich. Neben zahlreichen Kunstschätzen wie einem liegenden Barockchristus aus weißem Marmor weist die Kathedrale einen der schönsten gotischen Kreuzgänge des Landes auf, über den man zur Schatzkammer gelangt. Hier bietet sich ein Rundweg durch die Kunst und Geschichte des früheren Fürstentums Lüttich. Der größte Teil des Schatzes in den klösterlichen Nebengebäuden stammt aus der ehemaligen St. Lambertus-Kathedrale. Darunter befinden sich zwei Elfenbeinreliefs aus dem 11. Jahrhundert und zwei Meisterwerke der Goldschmiedekunst, der Reliquienschrein des Hl. Lambertus und der von Karl dem Kühnen als Geschenk überreichte Reliquienschrein.

Die Stiftskirche St. Bartholomäus birgt in ihrem Innern eines der weltweit größten Meisterwerke romanischer Bildhauerkunst, das zu den schönsten Kunstwerken überhaupt in Belgien zählt. Das 1118 fertig gestellte bild- und symbolreiche Taufbecken aus Messing stammt aus der früheren Taufkapelle der Stadt, Notre-Dame-aux-Fonts. Dieses Baptisterium, das an die Lambertus-Kathetrale angebaut war, wurde Ende des 18. Jahrhunderts mit dieser zerstört. Am belebten Marktplatz mit vielen Cafés und Brasserien finden sich die Fontaine de la Tradition und der berühmte Marktbrunnen „Le Perron“. Rund um die beiden Wasserkunstwerke lässt es sich bei einem belgischen Bier oder einer Tasse Kaffee herrlich pausieren. Von hier fällt der Blick auch auf das prunkvolle Rathaus, das von 1714 bis 1718 im Stil des Barocks erbaut worden ist.


Bahnhof Liège-Guillemins

Anziehungspunkt für Architektur und Kultur

Gerade in jüngster Zeit hat Lüttich sein Erscheinungsbild stark verändert. Nach mehrjähriger Bauzeit wurde 2009 der neue Museumskomplex Grand Curtius eingeweiht. Die Gesamtfläche des für 50 Millionen Euro geschaffenen Komplexes beträgt 10.000 Quadratmeter. Hierfür wurden verschiedene Patrizierhäuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert aufwendig restauriert und durch moderne Elemente mit-einander verbunden. Der Komplex beherbergt das Waffenmuseum, das Glasmuseum sowie die Museen für Archäologie, für dekorative und religiöse Kunst wie auch für maasländische Kunst. Der Bahnhof Liège-Guillemins ist der wichtigste Bahnhof der Stadt. Vor kurzem wurde er nach wegweisenden Entwürfen von Santiago Calatrava umgebaut. In der Gestalt eines weißen Ufos ist der Verkehrsknotenpunkt im Stadtteil Guillemins seitdem ein Anziehungspunkt für Touristen wie Architekturliebhaber.
Eine gute Gelegenheit, die Stadt mit dem drittgrößten Binnenhafen der Welt zu besichtigen, ist der Sonntag. Von 8 bis 14.30 Uhr zieht der größte und älteste Markt Belgiens „La Batte“ über mehrere Kilometer entlang des linken Maaskais die Besucher aus nah und fern an. An unzähligen Ständen werden Obst, Gemüse, Käse, Kleider, Blumen, Bücher und vieles mehr angeboten. Lohnenswert ist auch ein Besuch im Museum des öffentlichen Transportwesens oder im Palais des Princes-Eveques, dem Palast der Fürstbischöfe Lüttichs, der heute als Justizpalast und Sitz der Regierung Lüttichs dient. Auch die „Opéra royal de Wallonie“, sowie die sehenswerten Kirchen St. Jean, St. Denis und St. Martin sowie die mächtige Jakobskirche ziehen viele Blicke auf sich. Von der „Montagne de Bueren“, einer sehr steilen Treppe mit 374 Stufen, hat man eine wunderbare Aussicht über die Stadt an der Maas.  

Infos unter www.liege.be.

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