Das Suermondt-Ludwig-Museum Aachen zeigt die Kunstpause digital jeweils
dienstags um 13 Uhr. In den Videos erklären die Kuratorinnen und Kuratoren in knapp zwei Minuten erstaunliche Werke. Viel Spaß beim Zuschauen und Zuhören!@suermondtludwig auf Facebook und Instagram und auf dem YouTube Kanal „aachen macht kultur“

Di, 01.03., 13.00 – 13.15 Uhr
Fächer
Französisch?, spätes 18. Jahrhundert

Das modische Accessoire des Fächers, das im 16. Jahrhundert in Europa
aufkam, war ein graziler Luxusgegenstand, der dem weiblichen Geschlecht
zukam. Im Barock gehörte der Fächer, vornehmlich der Falt- oder
Briséfächer, zur festen Ausstattung der gehobenen Dame. Seine
Feinheit und Fragilität galten als Symbol der Weiblichkeit und
Koketterie. Es entwickelte sich eine sogenannte Fächersprache, mittels
der geheime Botschaften der Liebe nonverbal kommuniziert wurden. Fächer
konnten kunstvoll gestaltet und mit verschiedenartigen Darstellungen
versehen sein. In Barock und Rokoko, der hohen Zeit des Fächers, waren
farbige Genreszenen mit Schäferidyllen und Liebespaaren in freier Natur
beliebt. Im 19. Jahrhundert galt der Fächer nicht mehr als
gesellschaftliches Muss der Dame, sondern gehörte vielmehr nur noch zur
eleganten Garderobe, und das Wissen um die Fächersprache ging verloren.
Mit Dr. Dagmar Preising

Di, 08.03., 13.00 – 13.15 Uhr
Kopie nach Louise Hollandine, Pfalzgräfin bei Rhein, (1622 – 1709)
Porträt von Henriette Marie, Prinzessin von Siebenbürgen, geb.
Pfalzgräfin bei Rhein
Öl auf Leinwand, GK 214

Zwei Frauen – zwei Schicksale: die beiden Schwestern Louise Hollandine
und Henriette Marie verband eine unglückliche Kindheit in Den Haag unter
dem streng calvinistischen Regiment ihrer Mutter. Die künstlerisch
begabte Louise flüchtete 1657 nach Paris, trat zum katholischen Glauben
über und wurde 1664 Äbtissin des Klosters Maubuisson. Ihre vier Jahre
jüngere Schwester Henriette (1626-1651) beugte sich derweil aus
Pflichtgefühl einem strategischen Heiratsarrangement mit dem Prinzen
Sigismund II. Rákóczi (1622-1652) von Siebenbürgen, das sie letztendlich
ins Unglück stürzte. Das Porträt zeigt sie als zukünftige Braut, gemalt
nach einer Kopie von Louise Hollandine, die von Gerrit van Honthorst
ausgebildet wurde, dem Hofmaler der Pfälzischen Familie.
Zum Weltfrauentag werden diese beiden Frauen vorgestellt, deren
Lebenswege unterschiedlicher nicht sein könnten.

Mit Sarvenaz Ayooghi

Di, 15.03., 13.00 – 13.15 Uhr
Meister von Rabenden, Werkstatt (München (?), um 1520
Enthauptung Johannes des Täufers
Lindenholz, bemalt, SK 374

Das SLM verfügt nicht über ein Kunstwerk, das die brutale Ermordung des
römischen Diktators Julius Cäsar am 15. März 44 v.Chr. zum Thema hat. An
anderen grausamen Szenen mangelt es in der Museumssammlung jedoch
freilich nicht: Ein in Lindenholz geschnitztes und bunt bemaltes Relief
zeigt die Enthauptung Johannes des Täufers. Es stammt von der Hand eines
im ersten Drittel des 16. Jh.s tätigen oberbayerischen Bildschnitzers,
der nicht archivalisch oder durch eine Signatur mit einem Namen
verknüpft werden kann. Nach dem Standort eines seiner Hauptwerke,
einem Flügelaltar, wird er mit dem Notnamen „Meister von Rabenden“
belegt. Sitz der Werkstatt war wohl München oder Rosenheim. Das
vorliegende Werk war sicherlich in ein Schrein- oder Flügelgefach eines unbekannten Johannesretabels eingestellt.
Gezeigt wird der Moment, als der Henkersknecht das abgeschlagene Haupt
des Johannes auf eine von Salome, der Tochter des Königs Herodes,
gehaltene Schüssel legt. Sie hatte ihren Vater durch einen Tanz so
begeistert, dass er ihr die Erfüllung eines Wunsches gewährte. Unter
Einfluss ihrer Mutter Herodias erbat sich Salome den Kopf des Johannes.
Der Kunsthandwerker, der mit der Bemalung betraut war, hat, bisher noch
unentdeckt, sein Missfallen über diese Konspiration auf der
Maloberfläche zum Ausdruck gebracht….
Mit Michael Rief

Di, 22.03., 13.00 – 13.15 Uhr
Pieter Casteels d. J. (um 1650 – um 1701)
Phantasiehafen mit bevölkertem Strand und Schiffen
Öl auf Leinen

„Solch ein Gewimmel möcht ich sehn…“ – eine phantastische
Hafenlandschaft
Es fällt wahrlich schwer, in diesem Gewusel und Gewühl den Überblick zu
bewahren, das Auge geht unruhig auf Wanderschaft zwischen Marktständen,
Fuhrwerken und Schaluppen. In der Ferne verblauen die Masten von großen
Galeonen, wie sie der Maler in seiner Heimatstadt Antwerpen durch das
Schifffahrtverbot auf der Schelde nicht mehr hätte sehen können. Auch
die hochgetürmten Gebäude und Hafenanlagen sind seiner Phantasie
entsprungen und bieten eine abwechslungsreiche Kulisse für das
ameisenhafte Treiben. Der Künstler Pieter Casteels hatte sich auf solche
Hafenszenen spezialisiert, die Alltag und Illusion fruchtbar verquicken.
Hierbei werden auch die teilweise bizarren Bilderfindungen Jacques
Callots spürbar, die durch seine Druckgraphiken zirkulierten und auch
nach seinem Tod 1635 weiter nachgestochen, nachgemalt, neu arrangiert
und interpretiert wurden.
Kommen Sie mit auf eine optische Entdeckungsreise ins 17. Jahrhundert!
Mit Vincent Rudolf

Di, 29.03., 13.00 – 13.15 Uhr

Carl Spitzweg

Schlangenbeschwörer 

Die Schlange und der Einsiedler – doch wer hat hier wen im Griff? Mit viel Witz und spöttelnder Ironie karikiert Carl Spitzweg das beliebte Thema des seiner Zeit häufig heroisierend verklärten Einsiedlers. Kunstpause mit Wibke Birth

Foto © TOP AACHEN