Altarschrein mit Szenen aus dem Leben des Heiligen Petrus

Ein Altaraufsatz mit Episoden aus dem Leben von Petrus wurde jetzt im Rahmen der Vorbereitungen zur Wiedereröffnung im Suermondt-Ludwig-Museum (SLM) aufgebaut. Das kostbare Schreinsgehäuse, das gesamt rund 300 Kilogramm wiegt, war in seine Einzelteile zerlegt und verpackt aus Maastricht angeliefert worden. Hier war er zuletzt während der Schließungszeit des SLM im Bonnefantenmuseum „geparkt“ und ausgestellt.

Gemeinsam mit dem stellvertretenden Direktor des Hauses, Michael Rief, hat ein zehnköpfiges Team den Altarschrein durch das Treppenhaus an seinen Platz auf der ersten Etage transportiert. Unter Michael Rief ist es das siebte und vorerst letzte Mal, dass der Altar mit seinen fragilen Einzelteilen auseinander genommen, transportiert und wieder zusammengesetzt wurde. Insbesondere bei der Anbringung der Reliefs, einer Art dreidimensionaler Bilderwand, ist besondere sensible Detailarbeit gefragt.

Der Altaraufsatz ist auch deshalb bedeutend, weil er einer von zwei Retabeln ist, die die calvinistischen Bilderstürme im Gebiet der heutigen Niederlande ab 1566 überlebt haben. Er stammt mit großer Sicherheit aus der Pfarrkirche Sint-Petrus-Banden in Venray (Prov. Limburg/NL) und wurde 1835 nach England verkauft. Bis 1860 war er Eigentum des adeligen Sammlers Charles Scarisbrick (1800-1860) und in dessen Landsitz ausgestellt. Über den Kölner und Berliner Kunsthandel gelangte das Werk 1908 an das Suermondt-Museum. Entstanden ist das Retabel um 1500 bis 1510 in den östlichen Niederlanden, also etwa im Territorium des ehemaligen Herzogtums Geldern. Eine Werkstatt in Arnheim, Zutphen, Roermond oder Nimwegen ist als Herstellungsort in Erwägung zu ziehen.

Der Altar breitet die Legende des Hl. Petrus bis zu seinem Tod aus. Petrus war der Fischer Simon und der erste Jünger von Jesus. Nach einer Bibelerzählung gründete er später die erste christliche Gemeinde. Der Name Petrus bedeutet „Fels“. Diesen Namen soll Jesus Simon gegeben haben, weil er fest auf seine Hilfe bei der Verbreitung seiner Lehre baute. Darum machte er Petrus zuerst zu seinem ersten Jünger und später zum Sprecher der zwölf Apostel. Der Petrus als Symbol zugeordnete Schlüssel steht für den Zugang zum Himmelreich. Er ist die Verbindung zwischen Himmel und Erde.

Das Suermondt-Ludwig-Museum hat eine der bedeutendsten mittelalterlichen Skulpturensammlungen in Deutschland. Auch deutsche und niederländische Tafelmalerei der Spätgotik sowie holländische Meister der Barockzeit sind zu sehen. Die Wiedereröffnung findet statt, wenn die Corona-Situation es zulässt.
Informationen unter www.suermondt-ludwig-museum.de.

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