Im Gespräch mit dem früheren Aachener Oberbürgermeister Dr. Jürgen Linden stellte Otto Trebels, seit 30 Jahren künstlerischer Leiter der Aachener Stadtpuppenbühne „Öcher Schängche“, einmal fest: „Meine Stelle ist die schönste, die die Stadt Aachen zu vergeben hat!“. Diese Freude bei seiner Arbeit merkt man dem 72-Jährigen stets an, wenn er mit seinem Ensemble die Puppen tanzen lässt.

Am Sonntag, 29. September, startet die im Kulturhaus Barockfabrik am Löhergraben ansässige Stadtpuppenbühne in die neue Spielzeit. Traditionell wird um 15 Uhr das Kinderstück „Der Teufel in Aachen“ dargeboten. Die Dombausage nach Will Hermanns gibt es zu Beginn jeder Spielzeit. Sie ist der Klassiker unter den Kinderstücken.

Die Stadtpuppenbühne Öcher Schängche ist ein traditionelles Stabpuppenspiel in Aachen, das 1921 gegründet wurde. Zum Repertoire gehören neben Märchenadaptionen, Aachener Sagen und anderen Kinderstücken auch Stücke für Erwachsene, darunter Kriminalstücke und eine jährlich zu Karneval stattfindende Puppen-Karnevalssitzung. Die Vorstellungen sind so gut wie immer ausverkauft. Seit 1982 hat das Schängche seinen festen Standort im heutigen Kulturhaus Barockfabrik, das sich in Trägerschaft der Stadt Aachen befindet.

Für ihre Verdienste um die Aachener Mundart wurde die Bühne 1986 mit dem Thouet Mundartpreis der Stadt Aachen und dem Preis für Europäische Regionalkultur ausgezeichnet. Seit 1996 gibt es mit riesigem Erfiolg und Kultcharakter Karnevalssitzungen im Öcher Schängche. Der Förderkreis Öcher Schängche e.V. veranstaltet seit 2008 das weltweit erste Aachener Stabpuppen-Kabarett „Pech & Schwefel“ auf Hochdeutsch. Ideen und Texte stammen von dem bekannten Aachener Kabarettisten Wendelin Haverkamp.

In Deutschland ist das Stabpuppentheater so gut wie einzigartig. Allein in Köln gibt es mit dem 1802 begründeten Stockpuppentheater Hänneschen-Theater am Eisenmarkt im südlichen Martinsviertel der Altstadt etwas Vergleichbares. Neben guter Unterhaltung ist die Pflege der Heimatsprache Öcher Platt eine wichtige kulturelle Aufgabe des Puppentheaters. Als Sprache wird eine Mischung aus dem Aachener Dialekt und Hochdeutsch verwendet, die aber im Zusammenhang für jeden verständlich ist. Besonders bei den Erwachsenenstücken lassen die Puppenspieler ihre Figuren zu einem Großteil auf Platt sprechen – eine Herausforderung natürlich auch für die Akteure hinter dem Vorhang. Bei den Kinderstücken, die immer am Sonntagnachmittag aufgeführt werden, ist der Platt-Anteil etwas geringer.

Otto Trebels ist seit 1982 Puppenspieler und seit 1989 künstlerischer Leiter. Vorher im Kulturdezernat hatte er nur administrativ mit der Puppenbühne zu tun. Als sein Vorgänger ihn dann fragte, ob er sich vorstellen könnte, selbst aktiv zu werden, hätte er nie gedacht, dass daraus einmal drei Jahrzehnte werden. „Es ist die schönste Arbeit, die ich mir heute vorstellen kann“, betont Trebels.

Figur „Öcher Schängche“

Die Figur „Öcher Schängche“ ist kurz nach der Kaiserzeit entstanden, wo es die einfachen Leute und den Adel gab. Schängche ist genau dazwischen, kann es mit beiden Seiten gut. Er nimmt die Vermittlerrolle ein, hat vor nichts Angst, weder vorm König noch vor der bösen Hexe. Seine Eltern sind unbekannt und er wurde von seiner Tante, der Marktfrau Hazzor, aufgezogen. Er hat die gesellschaftlcihe Stellung eines Dieners oder besser Butlers. Während das Hänneschen in Köln ein großgewordener Junge ist, ist Schängche ein junger Mann, ein jugendlicher Liebhaber. Sein Name geht aufs Französische Jean zurück und aus Schang wurde schließlich die Verkleinerungsform Schängche. Der deutsche Name Johannes war damals auch sehr verbreitet. Das Kölner Puppentheater und auch das Lütticher Puppentheater „Tchantchès“ haben alle denselben Namensursprung und sogar in Koblenz gibt es ein Original namens „Schängel“, dem ein Karnevalslied und ein Brunnen gewidmet ist.

In der kommenden Spielzeit zeigt die Puppenbühne unter anderem das Erwachsenenstück „Wat es laus beij Pirlapong“ frei nach Arsen und Spitzenhäubchen sowie „Dr. Fausts Höllenfahrt“. Für Kinder beziehungsweise Familien wird das Weihnachtsstück vom „Froschkönig“ ein Höhepunkt.

100-jähriges Bestehen im Jahr 2021

Zum 100-jährigen Bestehen rund um den Stichtag der allerersten Vorstellung am 4. Mai wird es einen Festakt der Stadt Aachen geben. Otto Trebels wählt dazu aus dem Archiv ein besonderes historisches Stück aus. Eine Anekdote in der Historie hat er jetzt bei Recherchen entdeckt. „In der Zeitungskritik zur allerersten Aufführung vom 5. Mai 1921 hieß unser Schängche noch „Marionettentheater“ – Obwohl niemals mit Marionetten gespielt worden ist. In der Folge gab es durch Abspaltungen dann sogar drei verschiedene Puppentehater in Aachen. 1933 wurde der heutige offizielle Name „Stadtpuppenbühne Öcher Schängche“ eingeführt. Zum 100. Geburtstag werden wir eine neue überarbeitete Broschüre über die Historie veröffentlichen“, kündigt Trebels an. Zum 100-jährigen Jubiläum hat sich Ensemble Mitglied Dirk Chauvistré etwas ganz besonderes einfallen lassen. Er hat einen Verein gegründet, mit dem er als Vorsitzender Geld sammelt für eine Skulpturengruppe mit Schängchefiguren. Ulrich Havermann ist der zweite Vorsitzende. Ein passender Platz in der Aachener Innenstadt wird noch ausgewählt.

Spielplan 2019/2020:

Sonntag, 29. September, um 15 Uhr Spielzeitbeginn mit dem Kinderstück „Der Teufel in Aachen“.
Die Kasse ist ab 14.30 Uhr geöffnet.

Kinderstücke

sonntags 13.10., 27.10., 3.11., 10.11.2019: Zwei Einakter „De Düvelskess / die verhexten Printen“. Jeweils um 15 Uhr 

sonntags 17.11., 01.12., 08.12., 22.12.2019: „Der Froschkönig“ – Frei nach dem Grimms-Märchen  „Der Froschprinz“. Jeweils um 15 Uhr 

9. und 16. Februar sowie 1. und 8. März: „Schängchen und der Flaschengeist“. Jeweils um 15 Uhr 

15. März und 29. März sowie 5. April: „Die goldene Gans“. Jeweils um 15 Uhr 

Erwachsenenstücke

Jeweils donnerstags 19.30 Uhr am 07.11. und  05.12.2019: „Wat es laus beij Pirlapong“ –  Frei nach dem Bühnenstück  „Arsen und Spitzenhäubchen“  

ab 24. Januar „Öcher fiere met et Schängche Fastelovend“ Karneval in der Stadtpuppenbühne 2020

Kartenvorverkauf für Mitglieder des Förderkreises am 30.11.2019 um 11 Uhr | Restkarten am 07.12.2019 um 11 Uhr im Kulturhaus Barockfabrik, Löhergraben 22 52064 Aachen

Jeweils donnerstags 19.30 Uhr am 2. April/7. Mai/4. Juni: „Dr.Fausts – Höllenfahrt“

„Pech & Schwefel – XII. Programm“ – Stockpuppenkabarett in der Barockfabrik

Premiere: Dienstag, 8. Oktober, um 19.30 Uhr

Erste Staffel: Do 10.10, Fr 11.10.

Zweite Staffel: Do 21.11., Fr 22.11., Mo 25.11., Di 26.11., Mi 27.11.

Dritte Staffel: Do 12.12. , Fr 13.12., Mo 16.12., Di  17.12.  
jeweils 19.30 Uhr

Kartenvorverkauf nur Media Store, im Elisenbrunnen und Buchhandlung Schmetz am Dom

Infos unter www.oecher-schaengche.de