Bei aktuellen Kanalsanierungsarbeiten in der Stromgasse sind Archäologen auf ein frühmittelalterliches Wasserversorgungssystem gestoßen. Im Rahmen der dortigen Regionetz-Baustelle hat die Firma sk ArcheoConsult mit Archäologin Dr. Donata Kyritz den spannenden Fund gemacht. Es handelt sich um den karolingerzeitlichen Paubachkanal. „Dieser Kanal war zentral für die Wasserversorgung der Aachener Pfalz“, erläutert Stadtarchäologe Andreas Schaub.

Bis zu ihrer Verlegung in ein unterirdisches Rohrsystem in den Jahren 1880 bis 1900 floss die kanalisierte, aus ihrem ursprünglichen Bett umgeleitete Pau am mittleren Boxgraben in die alte Stadt herein. „Die Lage des so genannten Rostores – nahe dem heutigen Hubertusplatz –, eines Durchgangs durch die jüngere mittelalterliche Stadtmauer Aachens, ist nur mit diesem Kanal zu erklären, da sich dort keine nennenswerte Wegeführung befand, die einen Tordurchlass unbedingt erforderlich gemacht hätte“, so Schaub weiter. Wann erstmals die Um- bzw. Ableitung der Pau vom ursprünglichen Verlauf, der heute als Paunelle bezeichnet wird, erfolgte, war lange Zeit eine für Fachkreise schwer abzuklärende Frage. Die Mehrheit der älteren Autoren sprach sich für die Römerzeit aus.

Erst durch die archäologische Begleitung der umfassenden Kanal- und Leitungsbauarbeiten im Bereich Boxgraben/Einmündung Weberstraße und in der Mariabrunnstraße im Jahr 2008 ist es gelungen, den ältesten Paukanal auf naturwissenschaftlichem Wege in die Zeit des frühen Mittelalters zu datieren. Nun wurden bei Kanalarbeiten der Regionetz in der Stromgasse weitere Abschnitte dieses herausragenden Denkmals angetroffen. Experten*innen vermuteten den dortigen Verlauf, da bereits im Jahr 1905 vor dem Haus Stromgasse 41 ein kurzes Kanalstück angetroffen wurde, welches man damals aber nicht einordnen konnte. „Mit dem aktuellen Fund haben wir Gewissheit erhalten“, freuen sich Andreas Schaub und Dr. Donata Kyritz.

Die naturwissenschaftliche Datierung der Entstehungszeit dieses Aquädukts zwischen den Jahren 661 und 772 AD lässt vermuten, dass nicht erst Karl der Große sondern vermutlich sein Vater Pippin der Jüngere (714-768) für seinen Bau verantwortlich zeichnete. „Es handelte sich um eine grundlegende infrastrukturelle Maßnahme, deren Erfolg maßgeblich zur Funktionsbereitschaft der Pfalz beizutragen hat – und das schon seit den ersten Tagen ihrer Existenz“, betont Schaub. Derzeit arbeiten das beauftragte Archäologie-Unternehmen im engen Schulterschluss mit der Stadtarchäologie und die Regionetz intensiv an einer Lösung, um sowohl den Erhalt des Bodendenkmals als auch den zügigen Fortgang der Kanalbauarbeiten zu gewährleisten. Die archäologische Dokumentation liegt bereits in den letzten Zügen. Danach kann der Bereich von der Baufirma wieder verfüllt werden. Die Zufahrt zu den privaten Garagen wird nach Angaben der Regionetz bis spätestens 8. September wieder frei gegeben.

Weitere Infos über die Stadtarchäologie Aachen: www.zeitreise.ac

Foto © Stadt Aachen / Andreas Schaub