Einmal im Leben Karnevalsprinz zu sein ist das Größte für jeden Karnevalisten. Diesen Traum hat sich Martin I. (Speicher) in dieser Session erfüllt. Seit 4. Januar ist er – im „normalen“ Leben Rechtsanwalt Martin Speicher – mit seinem Hofstaat „All inKlusiVe“ im Öcher Karneval unterwegs. Das gleichnamige Lied erklingt bei insgesamt rund 400 Auftritten. In der heißen Phase bis Aschermittwoch sind es nun noch 75 Termine – vom Kneipenkarneval bis zum größten karnevalistischen Feiertag, dem Rosenmontag. „Besonders emotional sind die Auftritte und Begegnungen mit den Menschen mit Behinderung, zum Beispiel an diesem Wochenende in der Werkstatt der Lebenshilfe in Haaren“, erzählt German Gonzales Arias, der in dieser Session den Till Eulenspiegel im knallgelben Kostüm verkörpert wie kein Zweiter.

Seit dem vergangenen Wochenende geht es von der Hofresidenz, dem Parkhotel Quellenhof, aus zu den Ausfahrten auf närrische Dienstreise. Herbergsvater Walter Hubel begrüßte seine besonderen Gäste standesgemäß mit der Lechenicher Stadtgarde. Für Hubel ist die Feier zum Einzug eine liebgewonnene Tradition. Und diesmal bekam er das erste Mal einen Orden als Herbergsvater. Die Hausregeln für die elf Tage im Quellenhof akzeptierten seine närrischen Gäste nur zu gerne. Der Einzug in das Zuhause für die tollen Tage fand mit dem „Fastelovvajong“, dem inklusiven Karnevalswagen für den Kinderzug und den Rosenmontagszug, statt. Kurz vor der Jungfernfahrt wurde der Wagen auf dem Marktplatz eingesegnet und bahnte sich dann zum ersten Mal seinen Weg durch die Aachener Innenstadt.

Mit der Prinzengarde, der berittenen Leibgarde Seiner Tollität, der niederländischen Kapelle und an vielen Terminen auch mit den AKV-Elferräten und den Senatoren ist der närrische Tross unterwegs.
Dass alle pünktlich von A nach B kommen machen die Fahrer möglich. Wichtig ist das Team im Hintergrund. Dazu gehören die Verkäufer, Maatwiiv Tanja und Maatjong Fabian, die mit ihrem Bauchladen überall CDs, Schals, Pins und natürlich Socken anbieten. Der Erlös kommt dem Benefizprojekt „Fastelovvajong“ zugute.

Der Samstagabend begann diesmal mit einem Sponsorenempfang für diejenigen Gönner, die das Projekt Prinz unterstützen. Die Fahrt ging danach zu großen Veranstaltungen wie dem Walheimer Zelt, dem Bäckerball im Eurogress und der Jubiläumssitzung der KG Horbacher Freunde im Quellenhof. Abwechslung ist Programm. Für die Gäste im großen Partybus hat Hofkoch Manfred Bausch eigens Lunchpakete zusammengestellt. Auch im wahren Leben versteht er sich bestens auf kulinarische Genüsse und so war es klar, dass „Manni“ diese Figur im Hofstaat besetzt. „Die Rollen wechseln in jeder Session ein wenig, je nach Motto und Personen. Gesetzt sidn natürlich die klassischen Figuren“, erklärt Bausch. Hofkapellmeister Axel, Pennsoldat und begeisterter Musiker und Rolling-Stones-Fan, ist natürlich mit der Gitarre dabei und hat bei einem Lied seinen besonderen Soloauftritt. Balam Byarubanga, ehemaliger Richtericher Volksprinz mit reicher karnevalistischer Bühnenerfahrung, verkörpert in dieser Session den Lennet Kann. Das Öcher Schängche, Hauptfigur der Stadtpuppenbühne Öcher Schängche, wird von Dirk Oschmann dargestellt. Seine Holzpuppe ist mehr als 80 Jahre alt und wird in jeder Session als Leihgabe an den Hofstaat gegeben. Sogar bei Kanzlerin Angela Merkel war das Schängche vor zwei Jahren schon.

Ein Hingucker auf allen Bühnen ist natürlich der Till, der nur so herumwirbelt, nebenbei noch jede Menge Selfies macht und in den Sozialen Medien den Verkauf der Benefizsocken unter dem Hastag „Versockung“ ankurbelt. „Till wird man nicht, Till ist man“, betont der Spanier, vor dem kein Tisch sicher ist. Bereits seit 16 Jahren feiert er mit den Noppeneys Karneval, trat in der Zeise beim Pfarrkarneval auf und liebt den Straßenkarneval. Im Hofstaat von Martin I. füllt er das Inklusions-Motto mit Leben, geht auf Kinder wie Senioren zu und zaubert jedem ein Lächeln ins Gesicht.

Rittmeister Ralf Pyl war schon 1993 als Noppeney bei Hubert Cosler im Gefolge dabei und kann die Unterschiede zwischen damals und heute deshalb besonders gut beurteilen. „1993 fuhren wir beispielsweise alle zusammen in einem großen Bus, was dem Gemeinschaftsgefühl gut tat.“ So wie Pyl ist auch Krippekratz Dirk aktiver Pennsoldat. Die zum Teil langjährigen Männerfreundschaften stärken den Zusammenhalt in der Gruppe.

Bei den kleineren Auftritten agieren die Männer mitten zwischen den Leuten. Das Publikum ist ganz nah dran, so zum Beispiel bei der privaten Party von Ex-Prinz Mike Foellmer, dem letzten Termin in dieser Samstagnacht.

Spaß gibt es nicht nur bei den Auftritten, sondern auch im Bus. Hofmarschall Wilfried Mandelartz achtet auf die Uhr. Er ist zuständig für die Zeit, verwaltet den engen Terminplan, fährt bei den Auftritten voraus. Als Adjutant sitzt Andree Brüning im Bus neben dem Prinzen, ist quasi seine rechte Hand, hält das Zepter, wenn er singt, hält seine Prinzenmütze beim Ordenstausch. Rund 30.000 närrische Auszeichnungen wechseln in der Session den Besitzer.

Zwischen den Terminen wird natürlich einiges besprochen. Als Prinzenberater stellt der AKV den beiden Alwin Fiebus zur Seite, der als ehemaliger Karnevalsprinz das närrische Geschehen bestens kennt. Er weiß den Namen jedes Präsidenten, hat Geburtstage und Jubiläen im Blick.
Viel Freude machen auch Auftritte bei den jüngsten Jecken. Hier gibt es selbstgemachte Orden wie zum Beispiel in der Grundschule am Fischmarkt. Die Kinder haben eigens ein Lied einstudiert, seit Tagen dem Besuch entgegengefiebert und viele Fragen zu den Figuren im Hofstaat gestellt. Herrliche Anekdote am Rande war die Frage eines Jungen, ob es sich bei Prinz Martin I. um den verkleideten Heiligen Martin vom Martinszug im November handeln würde…

Wie stark die Zusammensetzung des Hofstaats in dieser Session ist zeigte sich, als der Prinz sich grippebedingt für einen Nachmittag ausklinken musste. „Die Nachttischschublade in meinem Hotelzimmer gleicht einer Apotheke“, meinte der Narrenherrscher bevor er sich zurückzog. Mit viel guter Laune vertrat ihn sein Hofstaat. Vor allem in den Senioreneinrichtingen mischten sich die Männer unters Publikum, schaukelten mit den älteren Leuten. Da wurden bei vielen Erinnerungen wach.

Der Fettdonnerstag und der Rosenmontag sind natürlich große Tage, an denen Prinz und Gefolge selbst einen wahren Rausch erleben. Man möchte möglichst viele Jecken begeistern. Ob vor 20 oder 1000 Leuten, es geht allen darum, Karneval zu feiern. Abschied heißt es für die Männer am Veilchendienstag beim AKV-Schlussball im Theater. Doch nach Karneval ist vor Karneval! Für die in den Vereinen aktiven Pennsoldaten und Störmer geht es in ihren Uniformen weiter und den einen oder anderen engagierten Karnevalisten wird man mit Sicherheit in neuer Funktion treffen.
Hier die Fotos: Album 1 Album 2 Album 3 Album 4