„Leddchere än Rümselcher“ auf YouTube

Mit Mundart-Videos mit „Leddchere än Rümselcher“ auf YouTube geht der Verein Öcher Platt in Corona-Zeiten neue Wege. Der neue Präsident Franz-Josef Eck kann bei der Neuausrichtung des 1907 gegründeten Vereins für Mundart und Volkskunde auf ein Vorstandsteam aus erfahrenen Vereinsmitgliedern und jungen Mundart-Kennern bauen. Vize-Präsident und (Staufer-)Kellermeister ist Hein Schnitzler. Schatzmeisterin bleibt Claire Müller, Schriftleiter und Redakteur der Vereinszeitschrift ist Uli Wollgarten. Die Mitgliedszahlen im Verein sind konstant. Ehrenpräsident Richard Wollgarten und Öcher-Platt-Urgestein Dr. Karl Allgaier unterstützen den Verein. Die langfristig erwünschte Verjüngung des Vorstands gelingt immer besser und die vielen gelungenen Projekte zeigen: Öcher Platt ist jung geblieben. Angesichts der Pandemie muss der Verein in seinem angestammten Domizil, dem urgemütlichen, kleinen Stauferkeller von Haus Löwenstein am Aachener Marktplatz, mindestens ein ganzes Jahr auf den regulären Veranstaltungsbetrieb mit dem Montagsstammtisch, Matineen, Vortragsabenden und Musik verzichten. Für die rund 800 Mitglieder werden deshalb alternative Angebote erarbeitet.
Zusammenkünfte, in welchen Prosa und Dichtung in Aachener und verwandter Mundart vorgetragen vorgetragen werden, Wörter und Redensarten der Aachener Volkssprache erörtert und gelegentliche Vorträge literarischer oder wissenschaftlicher Natur zählen zum regen Vereinsleben. Immer im Fokus ist der Erhalt der Mundart, die Wiederauffrischung wertvoller, aber seltener Literatur in Aachener Mundart aus älterer Zeit, durch Anregung und Förderung neuer Schöpfungen auf diesem Gebiete, durch entsprechende literarische Veröffentlichungen, vor allem in der Vereinszeitschrift „Öcher Platt“ und durch eine Vereinsbibliothek.

Vereinsbetrieb auf Sparflamme

In Corona-Zeiten läuft der Vereinsbetrieb auf Sparflamme. Der letzte reguläre Montags-Stammtisch war im März 2020 kurz vor dem Lockdown. Die Mitgliederversammlung konnte danach ebenfalls noch stattfinden. „Seitdem sind wir aufgrund der Enge unserer Räumlichkeiten und unserer Besucherklientel, die größtenteils der Risikogruppe angehört, ausgebremst“, bedauert Eck.
Da es keine Treffen vor Ort gibt, verschenkt der Verein vor Weihnachten ein Sonderheft der vier Mal im Jahr erscheinenden Vereinszeitschrift an die Mitglieder. Beisitzerin Angelika Pauels, stellvertretende Archivleitung beim Stadtarchiv Aachen, hat dazu einen Text von Hein Janssen aufbereitet. Es geht um den Öcher Bend am Seilgraben, Pontdriesch und Bergdriesch mit passenden Illustrationen, unter anderem einem Gemälde mit Jahrmarktsatmosphäre aus dem Suermondt-Ludwig-Museum. Das Heft soll auch zum Verkauf angeboten werden und unterstreicht den Aspekt, dass der Verein nicht nur der Pflege, Förderung und Erhaltung der Aachener Mundart, sondern auch der heimischen Volkskunde verpflichtet ist.

Ein digitales Angebot ist derzeit in Arbeit. Dazu werden im Kreis des Vorstands und der regelmäßigen Vortragenden eine Reihe von Videobeiträgen aufgenommen. Diese werden auf einem eigens eingerichteten YouTube-Kanal immer montags hochgeladen und per E-Mail-Verteiler und auf Facebook verbreitet. „Das Ganze soll noch vor Jahresende starten. Wir haben zum Beispiel jahreszeitlich passende Texte von Hein Engelhardt oder eigene Schöpfungen der Vortragenden ausgewählt. Mit Musik und Aufnahmen von typischen Aachener Denkmälern hoffen wir, im Winter für Unterhaltung zu sorgen und vielleicht Nachahmer zu finden, die ebenfalls solche Videos aufnehmen“, erklärt Eck die Idee. Und der Aachener Musiker Udo S. Schroll hat zum Beispiel ein eigenes Lied über den legendären Montagabend im Keller geschrieben, das zur Untermalung dienen könnte.

Junge Leute für die Heimatsprache zu begeistern, das ist das große Herzensanliegen des neuen Präsidenten. „Wir sind schon länger auf diesem Weg, entsprechende Angebote zu schaffen. Nicht erst seit der Diskussion um kölsche Mundartmusik wird darüber nachgedacht, die Heimatsprache zu würdigen und zu erhalten. Das liegt mir am Herzen. Schon mein Vorgänger Manfred Birmans, dessen Amt ich nach seinem Tod übernommen habe, wollte attraktive Angebote für diese Zielgruppe schaffen. Das ist schwer, bis heute und es gibt da leider kein Patentrezept!“, weiß Eck.

Großes Engagement für den Verein

Unvergessen ist das große Engagement von Martin Mayer, Mattschö Stevens, Gerd Thewis sowie dem Ehepaar Gert und Christel Leuchtenberg für das Vereinsleben. 2007 feierte der Verein sein 100-jähriges Jubiläum mit einem „Johrhondert-Festäng“.

Der Verein Öcher Platt hat heute einen großen Vorstand von bis zu 15 Personen, der sich gliedert in den geschäftsführenden Vorstand und die Beisitzer. Es ist schön, dass wir mit Melanie Morgano und Markus Krings zwei tatkräftige Unterstützer gefunden haben. Melanie hat bereits „Mein erstes Öcher Bildwörterbuch“ veröffentlicht und ihre Tochter Leni ist mit fünf Monaten das jüngste Vereinsmitglied. Markus Krings ist Thouet-Mundart-Preisträger und Lehrer an St. Ursula Gymnasium, wo er bald eine Mundart-AG etablieren möchte. Nach Corona geht es auch wieder weiter mit dem Öcher-Platt-Wettbewerb für die Schulen.

Franz-Josef Eck darf sich getrost als ein Ur-Öcher bezeichnen, denn er wurde im Marianneninstitut geboren und wohnt seit 1984 an der Jakobstraße. Mit dem Öcher Platt verbindet ihn vieles. Schon seine Eltern waren Mitglied im Verein und er besucht seit mehr als zehn Jahren gerne die Vortragsabende zur Aachener Historie. „Ich hatte auch einen guten Draht zum verstorbenen Präsidenten Manfred Birmans. Als der Vorstand mich gefragt hat, ob ich sein Werk fortführen möchte, habe ich das gerne angenommen! Ich denke, gemeinsam mit meinem Team kann ich in den kommenden Jahren einiges bewegen und auch Nachwuchs für die Vorstandsarbeit aufbauen“, betont Eck. Im vergangenen Jahr ist er in den Ruhestand gegangen. Und hat so nach 33 Jahren als Außendienstler in der Pharmaindustrie nun die Zeit, sich dieser Aufgabe zu widmen. „Übrigens lerne ich gerade Neu-Griechisch und Italienisch“, verrät Eck.

Neue Mitglieder sind ihm und seinem Team stets willkommen: Der Verein dient der Pflege, Förderung und Erhaltung der Aachener Mundart und widmet sich der heimischen Volkskunde. Er verfolgt ausschließlich gemeinnützige Zwecke. Im Verlauf des Jahres finden – außerhalb von Corona-Zeiten – Vortragsabende, Matinees oder größere Veranstaltungen wie das „Morjensschöbbche“, der „Prentekaffie“ und Konzerte statt. Jeden ersten Montag im Monat treffen sich Mitglieder zwanglos beim Stammtisch im Vereinsdomizil Stauferkeller von Haus Löwenstein am Markt. Zur Karnevalsausgabe wird mit Tollitäten und Vereinen gefeiert und auch ein kleines Oktoberfest gibt es im Keller. Rund um Organisation und Technik dieser Abende kümmert sich Kellermeister Hein Schnitzler. Im Mittelpunkt stehen jeweils heitere Gedichte und Lieder in „os Modderesproech“ sowie beste Stimmung. Im Winterhalbjahr trifft man sich an jedem dritten Donnerstag im Monat zu Aktivitäten rund um Mundart und Volkskunde. Gäste sind dazu herzlich willkommen.

Infos unter: www.oecher-platt.de

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