Heimspiel für Ordensritter Armin Laschet
Mit Öcher Lokalkolorit und einem bestens aufgelegten neuen Ordensritter Wider den tierischen Ernst punktete der Aachener Karnevalsverein (AKV) am Samstagabend, 08. Februar 2020, im Eurogress Aachen. Die diesjährige Festsitzung war im Vergleich eine der stimmungsvollsten seit vielen Jahren, die AKV-Präsident Dr. Werner Pfeil präsentieren konnte.
Die Wahl von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet als erstem Aachener Ordensritter hat sich als clever herausgestellt. Wortgewandt, witzig und mit viel Liebe zu seiner Heimatstadt präsentierte sich Laschet bei seiner teilweise umjubelten Rede im Narrenkäfig.
Geboren in der Herzkammer des Karnevals, dem Aachener Stadtteil Burtscheid, ist Laschet heute ein heimatliebender Rheinländer und weltoffener Europäer, der sich durch Humor und Menschlichkeit im Amt auszeichnet. Auf der Eurogress-Bühne präsentierte er sich als Lokalpatriot und Mann aus dem Volk. Herzlich, so laut und lang wie wohl noch nie fiel der Applaus und Jubel des Publikums aus, das minutenlang „Armin!“ ausrief.
Guido Cantz sorgte für einen Einstieg in den Abend nach Maß. Das Ex-Prinzenkorps des AKV kam mit elf ehemaligen Prinzen und sang das Mottolied des AAK. Als Zentis-Kinderpreisträger wurde die Kindertanzgruppe der Bröselspetze Verlautenheide ausgezeichnet. Für richtig Stimmung im Saal sorgte dann Torben Klein, Ex-Frontmann der Räuber. Hastenraths Will, lange bekannt und beliebt auf der AKV-Bühne, steigerte sich diesmal noch und hatte seinen wohl besten Auftritt beim Tierischen Ernst.
Nach alter Tradition betraten die amtierenden Narrenherrscher der Stadt, Prinz Martin I. und Märchenprinz Leo I. gemeinsam die Bühne und sangen das Prinzenlied „All Inklusive“.
In den Redebeiträgen ging es natürlich auch um die aktuelle Politik in Thüringen und rund um den Eklat um die Ministerpräsidentenwahl wurde deutlich: Braun und gelb, das ist keine gute Mischung und der abwesende FDP-Vorsitzende Christian Lindner feiert statt Karneval eine Grillparty, bei der die Thüringer Rostbratwürste leicht braun sind. Ebenfalls abwesend war der kurzfristig erkrankte Ingo Appelt.
Kabarettist Jürgen Beckers unterbrach eigens seine Pausensession, und kam mit seinen Kindern, dem amtierenden Kinderprinzenpaar der Stadt Alsdorf auf die Bühne des Eurogress. Er bezeichnete Laschet als „Burtschieder Lichtgestalt“, die sich nach der Ordensverleihung aufmache, um die mächtigste Frau der Welt zu beerben. Die Festsitzung sei eine Karnevalssitzung, aber gut getarnt und vornehm. Die Stimmung kennt Jahr für Jahr keine Grenzen, wenn die 4 Amigos die Bühne entern. Und natürlich ließ man die Vier auch diesmal trotz straffem Zeitplan nicht ohne eine Zugabe gehen. Moderator David Lulley moderierte all das souverän und mit großer Leichtigkeit. Für hervorragende tänzerische Einlagen sorgten das AKV-Ballett und die Tanzgruppe T n Boom.
Als zu lang und unpassend für eine Karnevalsveranstaltung erwies sich die anspruchsvolle Rede von Auma Obama, der älteren Halbschwester des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama. Die kenianische Journalistin und Soziologin sprach im Dirndl über die Redefreiheit. Sehr viel besser ins Öcher Bild passten die Ausschnitte aus dem Lennet-Kann-Musical von Kurt Joußen. Die Lieder und Tänze rund um das Öcher Original unterstrichen die Heimatverbundenheit Laschets. Nicht so charismatisch wie in den Vorjahren war Wilfried Schmickler als Kaiser Karl.
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Die Laudatio auf den 71. Ordensritter Armin Laschet hielt seine Vorgängerin Julia Klöckner. Von Presse und Kollegen gerne als politisches Chamäleon bezeichnet, hat Laschet gezeigt, dass er auch im Karneval große Aufstiegschancen hat – und nicht umsonst als ernsthafter Kanzlerkandidat gehandelt wird. Laschet selbst sprach sich im Narrenkäfig sofort für das Öcher Platt aus, stellte als alter Chorknabe seine gesanglichen Qualitäten unter Beweis und zeigte in Bezug auf die die K-Frage herrliche Selbstironie. Selten war eine Ritterrede so kurzweilig und unterhaltsam. Auch in bezug auf die Kassenbon-Diskussion und den Brexit wusste Laschet mit kleinen Einlagen zu glänzen. Was den Getränkeservice im Saal und im Ritterkäfig angeht, ist noch Luft nach oben und das stellte auch Laschet im Käfig fest. Julia Klöckner half als ehemalige Weinkönigin nur zu gerne aus und servierte ihrem Vorgänger ein Glas Weißwein.
„Ich war wahnsinnig aufgeregt, habe mich lange auf diese Rede vorbereitet. Aachener Akzente, das Öcher Platt waren mir dabei wichtig. Es war ganz schön anstrengend und ich habe mich gefreut, als Ritterin Julia mir ein Glas Wein gebracht hat“, erzählte Laschet direkt nach der Verleihung über seine Eindrücke. „Es war ein echtes Heimspiel für mich. Was ich den Zuschauern mit auf den Weg geben möchte, ist, dass ich mir wünsche, dass die Menschen gelassener werden und auch mal einen Scherz zulassen“, betonte Laschet.
Für ein furioses Finale sorgten Prinz Martin I. und sein gefolge mit „Pratschjeck“ im nicht enden wollenden Konfettiregen, losgelöst vom Öcher Till German und danach ging es bei der After-Show-Party im Foyer rund. Unter den VIP-Gästen waren u.a. Hermann Bühlbecker, Präsident des NRW-Landtages André Kuper, Hessens Ministerpärsident Volker Bouffier, Ornella Muti, Friedrich Merz und zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur.
Gegen 1.15 Uhr ließen es sich Prinz und Hofstaat nicht nehmen, noch einmal die Bühne im Foyer zu erobern und die Gäste mit ihren Hits zu unterhalten. Trotz einer lautstarken Demo in der Innenstadt und dem notwendigen massivem Polizeischutz überwiegt der positive Eindruck, den Laschet an diesem Abend hinterlassen hat und ein Heimspiel ohnegleichen für den „Öcher Jong“.
Hier die Fotos der Festsitzung:
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