Es ist ein Meilenstein für Aachen: Nach jahrzehntelangen Diskussionen beginnen die Abrissarbeiten des alten Parkhauses im Herzen der City, um Platz für ein neues Stück Stadt mit viel Grün und Aufenthaltsqualität zu schaffen. Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen verspürt Rückenwind für die Stadtentwicklung: „Der Büchel symbolisiert die Aufbruchstimmung in unserer Stadt.“ Die Abbrucharbeiten verursachen in den kommenden Wochen vor Ort Einschränkungen und Belastungen. Die federführende Städtische Entwicklungsgesellschaft Aachen (SEGA) steht als Ansprechpartnerin für Anwohner*innen und Bürger*innen zur Verfügung.
Die Abrissbirne rollt an diesem Tag in einem unscheinbaren kleinen Holzkarren am Büchel an. Und sie – die ganz offiziell „Pyrus communis“ (Gallert`s Butterbirne) heißt – symbolisiert bereits die Zukunft des Altstadtquartiers. Denn „sie“ ist ein Baum und kein Bagger. Genauer gesagt: ein Birnbaum. Der grüne Aufschlag mit Augenzwinkern ist Teil der „Initiative Wanderbaum Aachen“, die am Büchel in diesen Tagen ihren Start feiert. Bei den Bauexperten hat die klassische Abrissbirne unterdessen längst ausgedient. Am Büchel kommt in den nächsten Wochen modernstes Gerät zum Einsatz, um die stolze Menge von 25.000 Tonnen Beton und Stahl Stück für Stück „abzuknabbern“. Alle Aufträge an die Spezialfirmen sind mittlerweile erteilt, die Entkernungsarbeiten haben bereits begonnen, bevor voraussichtlich Mitte Juni die großen Bagger anrücken.
Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen würdigte den offiziellen Start der Arbeiten im Rahmen eines Pressetermins am Mittwoch (12. Mai) als Meilenstein für die Aachener Innenstadtentwicklung: „Wir reißen ein Parkhaus ab und gestalten anschließend alle gemeinsam ein neues Stück Stadt. Was lange Zeit ein viel diskutierter Wunsch vieler Menschen war, wird nun endlich greifbare Realität! Der Büchel steht für die Aufbruchstimmung mitten in unserer Stadt. Hier werden wir zusammen mit vielen engagierten Bürgerinnen und Bürgern viel bewegen können und damit Impulse in die gesamte Innenstadt senden. Mit den wegweisenden politischen Entscheidungen zum Schwerpunkt „Wiese“ im Rücken bin ich zuversichtlich, dass das Altstadtquartier der Zukunft mit viel Grün und einer hohen Aufenthaltsqualität zu einer lebendigen grünen Mitte wächste..“ Die nun startenden Abrissarbeiten seien Auftakt für eine spannende Entwicklung im Herzen der Altstadt.
Aachen erhält eine neue Adresse
Frauke Burgdorff, städtische Beigeordnete für Stadtentwicklung, Bau und Mobilität, sagt: „Ich freue mich außerordentlich, dass wir uns am Büchel geschlossen als Aachener Stadtgesellschaft, über Partei- und Fraktionsgrenzen hinweg und Dank des Engagements vieler Menschen innerhalb und außerhalb der Verwaltung auf diesen für die Stadt neuen kooperativen Weg ,Stadt machen am Büchel‘ begeben haben. Wir haben bis heute bereits eine ganze Menge erreicht: Wir haben die Zusage des Bundes, dass unser Büchel-Projekt über das Programm ‚Nationale Projekte des Städtebaus‘ mit bis zu 5,5 Millionen Euro gefördert wird. Wir blicken stolz auf eine fachlich auf höchstem Niveau abgelaufene Planungswerkstatt mit den außergewöhnlich qualifizierten Planungsbüros aus Deutschland zurück, die uns den Weg für die vor kurzem gefasste Leitentscheidung ‚Wiese‘ weist. Dieses städtebauliche Konzept arbeiten wir nun aus. ‚Wiese‘ steht natürlich für mehr Grün am Büchel, aber eben nicht nur: Der Begriff steht für attraktiven öffentlichen Raum im Herzen der Stadt, der jede und jeden künftig dazu einlädt, dort zu verweilen. Eine junge Adresse, die Freude macht.“
Die Verantwortung für den Abriss und die künftige Entwicklung des Altstadtquartiers Büchel liegt federführend in den Händen der Städtischen Entwicklungsgesellschaft (SEGA), die selbst mit ihrer Geschäftsstelle nur wenige Meter von der Baustelle entfernt in der Mefferdatisstraße beheimatet ist. SEGA-Geschäftsführer Christoph Vogt sagt: „Viele Monate der Vorbereitungen und Untersuchungen liegen hinter uns. Die Aufträge sind nun erteilt. Die Entkernungsarbeiten im Parkhaus laufen. Das alte Büchel-Parkhaus verschwindet aus dem Stadtbild und macht Platz für etwas Neues. Wir wissen: Die kommenden Wochen und Monate bringen besondere Belastungen für die Aachener Innenstadt und die Menschen, die in direkter Nähe zum Büchel leben und arbeiten.” Vogt versichert: “ Wir tun unser Bestes, um die Belastungen so gut wie möglich in einem erträglichen Rahmen zu halten.“ Und sollte es doch einmal an der ein oder anderen Stelle haken, sei die SEGA ansprechbar und habe ein offenes Ohr für alle Anwohnerinnen und Anwohner sowie weitere Betroffene. Vogt: „Sprechen Sie uns an und lassen Sie uns – sollte es erforderlich sein – gemeinsam Lösungen finden.“ Voraussichtlich ab Herbst soll auf dem Gelände des ehemaligen Parkhauses dann die gut 5000 Quadratmeter große Freifläche hergerichtet werden, die als „ZwischenZeit Büchel“ ab Frühjahr 2022 temporär bespielt, als Aufenthaltsfläche genutzt und begärtnert werden kann. Die Planungen hierzu laufen von Seiten der SEGA bereits auf Hochtouren.
Modernes Abbruchgerät kommt zum Einsatz
Damit Komplikationen so weit wie möglich ausgeschlossen werden können, sind in den vergangenen zwei Jahren intensive Untersuchungen und Planungen erfolgt. Projektleiter Frank Schneiderwind und Klaus Schavan, Geschäftsführer des städtischen Gebäudemanagements behalten bei den komplexen Fragestellungen den Überblick: „Wir haben unzählige Aspekte – von der Statik bis zu den Schadstoffen, von der Beweissicherung der umliegenden Gebäude bis zu Baugrundfragen, vom Thermalwasser bis zu archäologischen Sondierungen im Umfeld – berücksichtigen müssen und daraufhin das genaue Vorgehen entworfen. Nach den vorbereitenden Arbeiten können bald die sichtbaren Abrissarbeiten starten. Dabei kommt modernes Abbruchgerät zum Einsatz, das das Parkhaus von West nach Ost Stück für Stück ‚abknabbert‘. In einem ersten Schritt wird das Parkhaus von den denkmalgeschützten Nachbarhäusern in der Nikolausstraße gelöst.
In der Hochphase der Abrissarbeiten rechnen Stadt und SEGA mit bis zu 25 bis 30 Lkw-Fahrten pro Tag, um den Parkhaus-Schutt abtransportieren zu können. Um die Staubbelastung gering zu halten, werden zusätzlich Wasserkanonen eingesetzt. Die Arbeiten werden montags bis donnerstags von 8 bis 18 Uhr stattfinden, freitags bis spätestens 15 Uhr. Als Fahrtweg ist die alte Zufahrt zum Parkhaus vorgesehen – also rollen die Lkw über Peterstraße, Ursulinerstraße und Buchkremerstraße hin zum Büchel. Dann fahren sie über eine eigens eingerichtete Baustraße die Fußgängerzone Dahmengraben kreuzend wieder in Richtung Peterstraße ab. Es kommt am Büchel zu keinen grundsätzlichen Straßensperrungen. Der Kfz- wie auch der Radverkehr wird trotz der Abrissarbeiten weiterhin rollen können. Mit kurzzeitigen Behinderungen durch den Baustellenverkehr ist natürlich dennoch zu rechnen. Zudem wird während der Zeit der Abbrucharbeiten ein absolutes Halteverbot in der Straße Büchel direkt gegenüber vom Parkhaus eingerichtet.
Weitere Infos zum „Wanderbaum“:
Der erste Wanderbaum Aachens ist die „Abrissbirne“. Die Initiative Wanderbaum Aachen ist ein von Bürger:innen initiiertes Projekt des gemeinnützigen VCD Aachen-Düren: https://wanderbaumallee-aachen.de/. Der Birnbaum (Pyrus communis `Gallert`s Butterbirne`) im typischen Wanderbaum-Wagen wird von der Städtischen Entwicklungsgesellschaft Aachen (SEGA) im Zuge der Quartiersentwicklung Büchel finanziert. Die „Abrissbirne“ ist Symbol für den Umbruch vom Parkhaus zur öffentlichen Grünfläche und will dabei das Augenmerk auf Stadtgrün und andere, temporäre Nutzungsformen lenken. Gebaut hat den ersten Wanderbaum Aachens die low-tec gemeinnützige Arbeitsmarktförderungsgesellschaft Düren mbH, weitere Baumgestelle sind bereits ehrenamtlich in Arbeit.
Weitere Infos zum Altstadtquartier Büchel und Kontaktadressen zur SEGA finden Sie im Internet auf www.buechel-aachen.de.
Foto © TOP AACHEN