Mit einem sympathischen und strahlenden Preisträger punktete die Verleihung des Internationalen Karlspreises, die am ersten Oktoberwochenende unter außergewöhnlichen Bedingungen stattfinden konnte. Mit dem rumänischen Präsidenten Klaus Iohannis hatte das Karlspreisdirektorium einen mehr als würdigen Preisträger gefunden. In der Öffentlichkeit wenig bekannt, ist er ein Politiker und Staatsmann, der sich für die europäischen Werte einsetzt und sie lebt. Iohannis ist nach der Verschiebung der Karlspreisfeierlichkeiten durch die Corona-Pandemie der Preisträger für gleich zwei Jahre.

In Aachen zeigte er sich im Rahmen des Protokolls volksnah, nutzte jede Gelegenheit zum Small-Talk und Fotos mit in Aachen lebenden Rumänen, den Siegerinnen und Siegern des Jugendkarlspreises. Und er bedankte sich vor seiner Abfahrt persönlich beim Chor „Carmina Mundi“, die ihm zu Ehren vor dem Rathaus nach der Verleihung gesungen hatten.

Präsident Klaus Iohannis bedankt sich beim Chor Carmina Mundi

Im Krönungssaal des Aachener Rathauses verfolgten 350 statt wie sonst rund 800 geladene Gäste die Zeremonie. Darunter waren frühere Preisträger wie Martin Schulz, Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, die litauische Ex-Staatspräsidentin Dalia Grybauskaite und der erste hauptamtliche Präsident des Europäischen Rates, Herman van Rompuy. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet hatte abgesagt.

In seiner Laudatio beschrieb der Präsident des Europäischen Rates, Charles Michel, die methodische und prinzipientreue Haltung von Klaus Iohannis mit sehr persönlichen Worten. Er sei ein herausragender Streiter für die europäischen Werte, für Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit und ein großer Brückenbauer zwischen Ost und West. Klaus Iohannis habe sein Land, das eine „brutale Diktatur“ habe überwinden können, zum „europäischsten in Südosteuropa gemacht“, hatte die Jury ihre Wahl im Vorfeld begründet. „Er ist ein Teil dieser großen Linie von Erbauern. Im Europäischen Rat sind die Diskussionen manchmal lebhaft und rau. Dabei kann man immer auf Klaus Iohannis zählen, denn er ist ruhig, methodisch und standhaft bei den Prinzipien“, betonte Michel in seiner Festrede.

Iohannis, der perfekt Deutsch spricht, legte in seiner Dankesrede seine Überzeugung von Europa detailliert dar. Die Europäische Union müsse stärker und widerstandsfähiger werden. Die Union sei mehr denn je auf Einheit, Solidarität und Zusammenhalt angewiesen sowie auf eine pragmatische Vorgehensweise, die sich auf Handeln und konkrete Ergebnisse konzentriert. Aus der Sicht von Rumänien könne man nur gemeinsam auf der Höhe der Erwartungen der Bürger sein und nicht durch den Rückzug oder durch die Bildung von engen Kreisen europäischer Integration.

Das Volksfest und der sonst übliche Empfang auf dem Katschhof konnten coronabedingt nicht stattfinden. Auf dem Balkon des Rathauses aber konnten die Aachenerinnen und Aachener den Karlspreisträger und seine Ehefrau Carmen aber kurz live erleben. In der ganzen Aachener Innenstadt gab es am Vortag der Preisverleihung sowie im Anschluss ein kurzweiliges mobiles Kulturprogramm mit zwei Walking Acts, den Musikern „ComboCombo“, sowie dem Duo „foolpool“. Diese beiden Gentlemen spazierten auf Stelzen á la „Men in Black“ wie die Präsidenten-Security höchstpersönlich durch die Altstadt.

Dr. Jürgen Linden, Vorsitzender des Karlspreisdirektoriums, bedankte sich bei Klaus Iohannis mit dem obligatorischen Printen-Präsent. Und er lobte den Präsidenten nicht nur als Preisträger für zwei Jahre sondern auch als einen würdigen Präsidenten für Rumänien für die nächsten Jahrzehnte. Iohannis selbst bedankte sich für den gelungenen Aufenthalt im schönen Aachen, das er zum zweiten und auf jeden Fall nicht letzten Mal besucht habe. Und mit der Inspiration aus der Preisverleihung und der Europastadt Aachen gehe es nun weiter gemeinsam die Zukunft für Europa zu bauen.

Duo „foolpool“ im kulturellen Rahmenprogramm

Der Internationale Karlspreis zu Aachen, der 1950 erstmals vergeben wurde, ist der älteste und bekannteste Preis, mit dem Persönlichkeiten oder Institutionen ausgezeichnet werden, die sich um Europa und die europäische Einigung verdient gemacht haben.

Zum Namensgeber für den Preis wurde Karl der Große, der als erster Einiger Europas gilt und der Ende des achten Jahrhunderts Aachen zu seiner Lieblingspfalz wählte; damit wurde eine Brücke zwischen europäischer Vergangenheit und Zukunft geschlagen.

Fotos © TOP AACHEN