Dass die Ordensverleihung des Aachener Karnevals Vereins (AKV) immer schon mehr eine politische Gala, als eine Karnevalssitzung ist, ist hinlänglich bekannt.

Das machte sich bei der Ordensverleihung am 27. Januar 2024 in Aachener Eurogress in diesem Jahr besonders bemerkbar, denn so politisiert und kontrovers war die Gesellschaft in Deutschland selten. Diesen Spannungsbogen hörte man von den Protagonisten auf der glamourösen Bühne selten in Aachen.

Unter diesem Eindruck wurde der Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein, Daniel Günther, zum Ordensritter geschlagen. Auch zu Beginn der Fernsehsitzung positionierte sich AKV-Präsident Wolfgang Hyrenbach zu den demokratischen Werten und ließ für seine Haltung keinen Spielraum.

Doch bevor Günther in den Narrenkäfig steigen dürfte, erlebte er und über 1.100 Gäste ein buntes und unterhaltsames Spektakel. Für das Warm-up sorgte das AKV-Ballett und die Fanfarista der Karnevalsgesellschaft Vicht um Prinzessin Steffi I.. Anschließnd marschierte der Elferrat des AKV ein und startete in den offiziellen Teil der Sitzung.

Der erste Künstler auf der närrischen Bühne war Guido Cantz. Mit seinen scharfsinnigen Spitzen unterhielt er das Publikum in gewohnt professioneller Art und Weise. Die Übergabe des Zentis-Kinderpreises an die Rathausgarde Oecher Duemjroefe war der erste Öcher Programmpunkt an diesem Abend.

Ritterin des Jahres 2019 und CDU-Politikerin, Julia Klöckner, stieg als Mechanikerin in die Bütt und bescheinigte der Ampel-Koalition großen Reparaturbedarf. Ihre Rede kam gut an. Musikalisch und gewohnt bestens unterhaltend sorgten die Öcher Stadtmusikanten für beste Laune im Saal und rissen die Gäste sprichwörtlich von den Stühlen.

Der inzwischen zum sechsten mal aus der Gruft auferstandene „Kaiser Karl“ alias Kabarettist Wilfried Schmickler sprach dem Volk besonnen aber sehr unterstreichend ins Gewissen. Denn es gelte unsere Freiheit und Demokratie „vor dem braunen Sumpf“ zu schützen.

Der Tanz von Celine Jansen, der Lambertz-Ehrenpreis-Trägerin, war eine Augenweide in Form und Perfektion. Großes Heimspiel für die Jungs der „4 Amigos“. Dass bei ihren Liedern sprichwörtlich keine Kehle ruhig bleibt und die bekannten Lieder alle mitsingen, zeigte sich wieder einmal bei der Gesangsstimmung unter den Gästen im Saal. Die Kölner Band „Cat Ballou“ feierte mit dem Publikum ebenso des Saal ab.

Bunt, emotional und sehr unterhaltsam war der Aufmarsch vom Öcher Narrenherrscher Thomas IV. (Muckel), dem Märchenprinzen Mats I. (Bongers) und der Prinzengarde Aachen. Mit ihren Liedern und dem Tanz des Tanzpaares der Garde war höchste karnevalistsche Qualität garantiert. Ebenso konnten die Redner Martin Schopps und Comedian Khalid Bounouar das Auditorium bestens unterhalten. Nur Wolfgang Kubickis Rede erntete Höflichkeitsapplaus.

In Richtung des Höhepunkts des Abends, hielt Außenministerin Annalena Baerbock (Ritterin 2023) die Laudatio auf Daniel Günther. In einer inhaltlich mehr politischen Rede unterstrich Baerbock den politischen und demokratisch-kulturellen Zusammenhalt in Deutschland. In ihrer Rede lobte Sie Günther als „Stimme der Vernunft“.

Nachdem Daniel Günther den Narrenkäfig bestiegen hatte, sagte er von sich selbst, dass der Norddeutsche wahrhaftig nicht bekannt dafür ist viel zu sprechen und konterkarierte seine eigene Erkenntnis mit einer 30-minütigen Rede, die sich durchaus hören lassen konnte. Auch seine Worte waren sehr politisch und an den aktuellen politischen Ereignissen angepasst. „Wir leben in einer Zeit, wo wir wieder Heldinnen und Helden brauchen, in Europa, in Deutschland. Und wir alle, die auch hier sind, müssen wieder Heldinnen und Helden sein“, sagt er. Wie man dazu gelangen kann beantwortete er gesanglich -zur Überraschung des Publikums- mit einem Lied der Höhner „Wenn nicht jetzt, wann dann?“

Nachdem Präsident Hyrenbach die Sitzung für beendet erklärt hatte, zog sich der Tross ins Foyer und feierte noch ausgiebig bis in den frühen Morgen.

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