Ausstellung im Couven Museum Aachen

„Die Augen der Frida Kahlo. Eine fotografische Hommage von Bert Loewenherz“

22. Oktober 2022 – 26. Februar 2023

Die Ausstellung „Die Augen der Frida Kahlo. Eine fotografische Hommage von Bert Loewenherz“ gibt Einblicke in das Leben der bedeutendsten Malerin Lateinamerikas. Frida Kahlos Leben war geprägt von Schmerz, Leid und Liebe. Dennoch vermochten Schicksalsschläge es nicht, ihr die Lebensfreude zu nehmen. Im Gegenteil, aus ihr zog sie Kraft und machte sie zum Gegenstand ihrer fotografisch genauen und symbolbehafteten Selbstbildnisse. Mit ihren Werken beeinflusste sie unzählige Künstler*innen, so auch den Berliner Fotografen Bert Loewenherz. So beschreibt er seine erste Begegnung mit den Bildern von Frida Kahlo als „eine inspirierende Mischung aus totalem Schock und Faszination. Ich war plötzlich besessen von der Idee, eine fotografische Interpretation von Fridas Selbstporträts zu erschaffen und wollte ihr dabei so nah wie nur möglich kommen.“ Seine fotografischen Interpretationen sind neben Making-of-Filmen ab dem 22. Oktober im Couven Museum zu sehen, ferner erwartet Sie eine AR-Anwendung – bringen Sie Ihr Handy mit!

Kahlo-Kosmos

Frida Kahlo gilt heute als die bedeutendste Malerin Lateinamerikas. Zu ihren Lebzeiten war sie eigentlich nur „die exotische Blume am Knopfloch des großen Meisters Diego Rivera“ und stand immer im Schatten ihres berühmten Mannes.Nach ihrem Tod 1954 war es lange Zeit still um sie. Erst zu Beginn der 1970er Jahre, im Zuge der Frauenbewegung, wurde sie wiederentdeckt und als Künstlerin, Kämpferin und Freigeist zum Vorbild vieler Frauenrechtlerinnen. Seitdem hat ihre Popularität stetig zugenommen. Sie wurde zur Ikone und Kultfigur. Ironischerweise bezeichnet man Diego Rivera heute nur noch als „den Mann von Frida Kahlo“.
Kahlo hatte diverse Liebschaften mit anderen Frauen. Eine Zeit lang trug sie bevorzugt Männerkleidung und in ihren Selbstporträts hob sie ihren Damenbart und ihre kräftigen Augenbrauen besonders hervor. Andererseits betonte sie ihre Weiblichkeit durch aufwändig geflochtene Frisuren und durch das Tragen üppiger Tehuana-Trachten sowie indigenen Schmuck aus Juchitan, einer Stadt im Süden Mexikos. Es ist bis heute einer der wenigen Orte der Welt, an dem jahrhundertealte matriarchale Strukturen existieren. Emanzipation und Befreiung aus den Fesseln von Tradition, gesellschaftlichen Normen und vorgegebener Weltanschauung waren für Frida Kahlo selbstverständliche persönliche und politische Anliegen.

Schock und Faszination

Die fotografischen Interpretationen von Bert Loewenherz zu den Werken von Frida Kahlo geben biografische Einblicke in das Leben der mexikanischen Künstlerin. Ihre dramatische Lebensgeschichte, ihr körperliches Martyrium, ihre unbändige Lebenslust und die komplexe Liebesbeziehung mit Diego Rivera lassen niemanden unberührt. Ihre tabubrechenden Gemälde inspirieren Menschen auf der ganzen Welt und hinterfragen soziale Normen und Themen wie Identität, weiblicher Körper, Trauma und Gender.

Kreativleistungen und Herausforderungen

Die größte Herausforderung für Bert Loewenherz bestand in der Lösungsfindung der fotografischen Übersetzung der surrealen, verschlüsselten und symbolischen Selbstbildnisse Frida Kahlos.Denn Kahlos Bildsprache war derart subtil verschlüsselt und reich an Metaphern, dass zum Beispiel die ikonografische Deutung ihres weltbekannten Werkes „Die zwei Fridas“ trotz umfangreicher Forschung bis heute rätselhaft bleibt. Bert Loewenherz näherte sich diesem Gemälde, indem er in „Blutsschwestern“ Frida Kahlos psychischen Grundriss durch die Wahl der Location und durch das Setdesign andeutet. Bert Loewenherz folgt mit seinen reinszenierten Fotografien nicht bloß den Originalen in Bezug auf Bildkomposition, Styling und Accessoires, sondern fügt psychologisch-interpretierende Komponenten zur Fokussierung der
Bildintention hinzu. So näherte er sich dem malerischen Aspekt in Frida Kahlos Werk durch gemalte Hintergründe und einer besonders pastösen kräftigen Farbgebung. In einigen Bildern werden Anekdoten und Besonderheiten aus Kahlos Leben verarbeitet und in mehreren Inszenierungen fließen biografische Details oder aktuelle Zeitgeschehnisse in die Hintergrundgestaltung mit ein. Ihrem eklektizistischen Kleidungsstil erweist er und sein Team die Ehre durch einen Stilmix quer durch die Kulturen. Diese Inszenierungen sind Kreativleistungen des Fotografen und seines Teams mit dem Anspruch und dem Ziel, der Künstlerin so nah wie nur möglich zu kommen, zugleich aber eigene Lösungen und Bildfindungen zu entwickeln. In der Schauspielerin Idil Üner fand er mit ihrer frappierenden Ähnlichkeit zu Kahlo die ideale Besetzung, um die Bildwirkung, die Frida Kahlo mit ihren Portraits durch ihre starren Augen und dem über jeglichen Schmerz erhabenen Blick beim Betrachter erweckt, authentisch umzusetzen.

Blick hinter die Kulissen

Die Ausstellung zeigt neben den fotografischen Interpretationen zu Frida Kahlos Selbstporträts auch die im Fotoshooting verwendeten Tehuana-Trachten. Als zusätzliches Highlight zeigen Making-of-Filme die Projektgeschichte: vom Prozess der Bildentstehung bis hin zur detaillierten Arbeit zwischen Fotografen und Model während des Shootings. Besucher*innen können per QR-Code Audioguides abrufen. Diese ordnen die Fotos historisch ein und beleuchten per Augemented Reality Frida Kahlos wichtigste Lebensbereiche und zentralen Lebenskoordinaten. Zudem werden die Porträts des 18. und 19. Jahrhunderts im Couven Museum in eine spannungsvolle Beziehung zu den Fotografien gesetzt.
Nach Naumburg und Köthen ist Aachen die dritte Station, an der diese in Kooperation mit dem Theater Naumburg und seinem Intendant Stefan Neugebauer entstandene Ausstellung der Öffentlichkeit präsentiert wird. Seit 1988 pflegen Naumburg und Aachen eine deutsch-deutsche Städtepartnerschaft.

Kuratorin: Carmen Roebers (Couven Museum)

Konzept und Idee: Bert Loewenherz, Fotograf

von links nach rechts: Prof. Dr. Frank Pohle, Leiter Route Charlemagne, Bert Loewenherz, Berliner Fotograf und Carmen Roebers, Kuratorin und Leiterin Couven Museum.

Fotos: Stadt Aachen / Lana Maas