Der Fotograf Ralf Schuhmann war zwischen 1988 und 1999 in Leipzig und Berlin mit der Kamera unterwegs. Ergebnisse dieser Streifzüge – Schwarzweiß-Fotografien aus der Zeit des Umbruchs – präsentiert die Ausstellung „Grauzone“ im Internationalen Zeitungsmuseum (IZM) in Aachen. Geplant war dies schon für 2020 (30 Jahre nach der deutschen Einheit), doch Corona bedingt öffnet die Ausstellung nun ein Jahr später. Zu sehen sind Motive aus der Endzeit der DDR, gefolgt von Fotos der Leipziger Montagsdemonstrationen und vom Fall der Berliner Mauer im Herbst 1989. Bilder von der Währungsunion und der deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990 schließen sich an.

Der offizielle Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland war erst der Beginn des bis heute anhaltenden Einheitsprozesses. Schon früh gab es im Osten Deutschlands verbreitet Enttäuschungen über die tiefgreifenden Auswirkungen der gesellschaftlichen Veränderungen. Diese mündeten in zum Teil offene Proteste, wie einige Bilder der Demonstrationen von 1991 bezeugen. Der zweite Bereich der Ausstellung thematisiert am Beispiel Leipzigs anschaulich den Verfall ostdeutscher Städte in der DDR-Zeit und deren beginnende Sanierung in den 1990er Jahren in Folge der Wiedervereinigung. Die Fotoserie „Leipzig im Umbruch“ illustriert Erneuerung und Wandel der sächsischen Messestadt bis ins Jahr 1999.Ralf Schuhmann freut sich „sehr darüber, dass gerade diese Bilder erneut außerhalb von Leipzig zu sehen sind und natürlich über viele interessierte Besucher in den nächsten Monaten.“

Durch ihre dokumentarisch-künstlerische Bildsprache transportieren die Fotos der Ausstellung eine starke Authentizität und vermeiden oft gesehene Klischees. Den Besuchenden bieten sich dadurch Möglichkeiten, ihre eigenen Sichten auf die Ereignisse dieser Zeit zu prüfen. Für Prof. Dr. Frank Pohle, Leiter der Route Charlemagne, gibt es „in jeder Generation einen Moment, wo man Teil der Weltgeschichte zu sein scheint. Dieser Moment in meinem Leben war die Wende – und durch diese Ausstellung entdecke ich sehr viel davon.“
Museumsleiter Andreas Düspohl vergleicht „die Wiedervereinigung mit einer Baustelle: es passiert immer etwas auf einer Baustelle und auch immer sehr viel,֪– und gerade, was die baulichen Veränderungen angeht, entdecke ich in dieser Ausstellung davon eine Menge.“ Andreas Düspohl führt übrigens persönlich an mehreren Terminen durch die „Grauzone“-Ausstellung (zum Beispiel am Montag, dem 6. Oktober um 19.00 Uhr).

Ralf Schuhmann wurde in Leipzig geboren. Nach seiner Ausbildung zum Fotografen in Leipzig studierte er an der Hochschule der Künste in Berlin. Er lebt und arbeitet heute in der Region Köln-Bonn-Koblenz. Seine Fotografien wurden in Deutschland, Italien, Großbritannien und China ausgestellt. (www.schuhmann-foto.de)

Ralf Schuhmann: „Grauzone – Fotos aus Leipzig & Berlin (1988 – 1999)“

2. Oktober 2021 – 6. Februar 2022

BU v.l.n.r.: Prof. Frank Pohle, Andreas Düspohl und Ralf Schuhmann.

Foto © TOP AACHEN