Am 28. August 2020 übergab Oberst Frank Hartwig, Leiter des Bereichs Lehre/Ausbildung am Ausbildungszentrum Technik Landsysteme, die Leitung der Fachschule des Heeres für Technik von Oberstleutnant Dipl.-Ing. Holger Fleckenstein an Oberstleutnant Dipl.-Ing. (FH) Ralf Bredendiek.
Oberstleutnant Fleckenstein führte die Fachschule über zwölf Jahre. In seiner Zeit wurde unter anderem die Meisterausbildung implementiert, in der mit Unterstützung auch durch externe Bildungsträger Soldatinnen und Soldaten Meisterbriefe in Handwerk und Industrie erwerben können. 2019 sind doch durch die Handwerks- und die Industrie- und Handelskammer in den einzelnen Fachrichtungen der 1000. Meisterbrief übergeben worden.

Freundlicherweise erklärte sich der scheidende Leiter der Fachschule des Heeres für Technik für ein Interview bereit. Oberstleutnant Fleckenstein, nach über zwölf Jahren als Leiter der Fachschule des Heeres für Technik haben Sie den Staffelstab übergeben und treten in den wohlverdienten Ruhestand.

Wie haben Sie sich darauf vorbereitet?
Mir war es besonders wichtig, mich zeitgerecht über die Formalien, die mit der letzten Versetzung verbunden sind, zu informieren. Dazu sind die Tagesseminare am AusbZ TLS beginnend drei Jahre vor Dienstzeitende und das Wochenseminar im letzten Dienstjahr für ausscheidende Berufssoldaten und ggf. Beamte sehr gut geeignet. Darüber hinaus bin ich von den täglichen Herausforderungen zeitlich und gedanklich sehr stark in Anspruch genommen worden. Dieses Jahr war und ist die Sicherstellung der Ausbildung unter CORONA-Bedingungen „on the top“ gekommen, so dass das letzte dreiviertel Jahr sehr schnell und intensiv vergangen ist. Hier sollte man Routineangelegenheiten zeitgerecht angehen, so dass man am Ende nicht abends lange Zeit im Büro verbringt und z.B. als Vorgesetzter Beurteilungen oder Beurteilungsbeiträge schreiben muss. Das Datum steht mit der formalen Aushändigung der Dankurkunde fest, so dass man nicht überrascht sein kann.

Wofür steht die Fachschule des Heeres für Technik?
Die Fachschule des Heeres für Technik steht für berufliche Bildung von Bundeswehrangehörigen für Bundeswehrangehörige. Ziel muss es sein, dass unsere Soldatinnen und Soldaten mit den Kenntnissen und Fertigkeiten aus der beruflichen Fortbildung ihren Auftrag besser bewältigen können und verstehen und begründen können, warum sie etwas wie machen. Wir fördern u.a. entsprechend der Vorgaben fortgeschrittene Kenntnisse in einem Arbeitsbereich unter Einsatz eines kritischen Verständnisses von Theorie und Grundsätzen. In den Streitkräften benötigen wir u.a. Soldaten und Soldatinnen in der Technik, wenn unvorhersehbare technische Probleme auftreten, die ein Prüfsystem nicht erkennt oder die ein zielgerichtetes Abweichen von bislang standardisierten Verfahren erfordert. Die Ausbildungen an der Fachschule bilden hier eine sehr gute Basis. Die Fachschule steht aber auch für einen Perspektivwechsel bei den Teilnehmenden. Offizieranwärter, die ein technisches Studium absolvieren sollen, erkennen z.B. die Herausforderungen beim Feilen eines U-Stahls und lernen die Fähigkeiten eines Handwerkers/Facharbeiters schätzen. Auszubildende werden aus dem Schulalltag herausgeholt und in das Arbeitsleben von 07:15 bis 16:30 sowie das eigenverantwortliche Arbeiten z.B. an einer Bremsanlage eines Kfz herangeführt. Meister und Techniker müssen sich vom praktischem Agieren am Gerät lösen und sich einerseits den Managementaufgaben im Schwerpunkt widmen, aber auch bei unvorhergesehenen technischen Problemen Lösungen entwickeln, also ihr Handwerk verstehen. Die berufliche Qualifikation zeichnet den Soldaten/die Soldatin in den Fachaufgaben der Bundeswehr aus und wir als Fachschule liefern unseren Beitrag hierfür.

2008 haben Sie die Führung der Fachschule des Heeres für Technik übernommen. Was hat sich dort während Ihrer Zeit geändert?
Fachschule steht für Kontinuität in der Ausbildung und Führung. Ausbildungsinhalte werden durch das Berufsbildungsgesetz oder Schulgesetz und daraus abgeleiteten Prüfungsordnungen vorgegeben. Berufliche Ausbildung in Deutschland hat im internationalen Vergleich ein hohes Ansehen, so dass diese nicht im Fokus bildungspolitischer Interessen steht. So hat sich in der Ausbildung nur wenig auf Basis von Änderungen der Rahmenvorgaben oder technologischer Entwicklungen verändert. Einschneidende Initiativen, die die Fachschule oder die Arbeit an der Fachschule wesentlich verändert hätten, wurden anderen Schwerpunkten nachgeordnet und sind so ins Leere gelaufen. Ich kann also hier keinen Leuchtturm herausstellen. Die Fachschule steht nicht im Blickpunkt des Inspekteur Heer bei der Einsatzbereitschaft von Landsystemen oder der Offizieranwärterausbildung, obwohl wir am AusbZTLS in der IX. Inspektion durchgängig einen Anteil an diesem Auftrag hatten. So konnten wir mit der Fachschule professionell unter dem Schutzschirm des AusbZTLS unseren Bildungsauftrag durchführen und unsere Ausbildungsgänge entsprechend ziviler Vorgaben und Berücksichtigung militärischer Erfordernisse ohne Aufsehen weiterentwickeln.

Was gehört für Sie zu Ihren einschneidensten Ereignissen?
Es gibt für mich in der Zeit nicht das einschneidende Ereignis, das sich in meiner Erinnerung festgesetzt hat. Jede Begrüßung, jede Lossprechungsfeier von Gesellen, jede Meisterzeugnisübergabe, Technikerpräsentation oder Verabschiedung der Techniker ist für mich ein einschneidendes Ereignis gewesen. Da ich nicht viele Inspektionsübergaben durchgeführt habe, sind auch diese für mich einschneidend gewesen, da damit auch die vertrauensvolle, kameradschaftliche und gewachsene Zusammenarbeit auf der Führungsebene, für die ich äußerst dankbar bin, beendet wurde.

Einschneidend waren für mich insbesondere die letzten Wochen, da hier von bislang anerkannten Grundsätzen sehr schnell abgewichen wurde: „Soldaten und Soldatinnen können ohne unmittelbare militärische Dienstaufsicht außerhalb militärischer Infrastruktur ohne Dienstplan lernen“. Ich wünsche mir, dass die Freiheiten der Ausbildungsverantwortlichen erhalten bleiben und nicht dem zentralisierten Regelungsmanagement und einem aufwendigen Bürokratismus zum Opfer fallen. Manche Entscheidungen müssen in der Ausbildungseinrichtung durch die Verantwortlichen vor Ort und nicht weit entfernt in Köln, Leipzig, Strausberg oder Berlin getroffen werden. Diese sollten insbesondere der Fachschule des Heeres für Technik, ihrem Führungs- und Ausbilderpersonal vertrauen.

Foto © Bundeswehr Aachen/Lara Drießen