Einmal Öcher Prinz zu werden, das war für Guido Bettenhausen ein lang gehegter Traum, spätestens seit er 2003 mit dem damaligen Prinzen Marcus Quadflieg durch die Säle gezogen ist – als Hofkutscher, wie es sich für einen Autonarr gehört.

Er ist als Jubiläumsprinz „seiner“ Garde in das Projekt Prinz gestartet, wurde dann zum „Corona-Prinz“ – dabei will er vor allem eins, ein Prinz zum Anfassen sein! Klar ist: Der 56-jährige selbstständige Automobilkaufmann Guido Bettenhausen ist der Narrenherrscher seiner Heimatstadt für die beiden kommenden Sessionen. Und damit sticht er in der Reihe der Prinzen sicher heraus. Bereits mit seiner digitalen Inthronisierung schrieb er Geschichte und avancierte zum Publikumsliebling. Die Corona-Session meistert Bettenhausen mit seinem Hofstaat, das für ihn ein Team enger Vertrauter ist, und dem AKV. Seit 17 Jahren ist er aktives Mitglied der Prinzengarde der Stadt Aachen, die in dieser Session ihr 111-jähriges Bestehen hat. Prinz Guido I. gibt Vollgas – trotz und vor allem nach der Corona-Pandemie. Kurz vor der – diesmal digitalen – Karnevalswoche mit vielen Online-Events und Überraschungen erzählt der Öcher Prinz im Interview mit TOP AACHEN mehr über diese besondere Zeit.

Prinz Guido I., wie fühlst Du Dich als Prinz?

Prinz Guido I.: „Es ist fantastisch Prinz zu sein und ich kann es trotz der besonderen Umstände genießen! Bereits während der Vorbereitungen und erst recht nach der Online-Zeremonie haben wir so viel positives Feedback der Aachenerinnen und Aachener bekommen. Ich freue mich, mit dem Brauchtum Karneval gute Laune zu vermitteln!“

Wie sehen die tollen Tage in der Online-Session aus?

Prinz Guido I.: „Es ist natürlich alles anders als sonst. Letzten Endes geht es aber darum, in meinem närrischen Amt nur noch Frohsinn zu verbreiten. Das Wort „Corona“ kommt bei mir als Prinz zumindest nicht mehr vor. Gute Laune ist gefragt und der Virus Carnevalis regiert! „ir versuchen, immer wieder kreativ unser Sessionsmotto „Mär zesame sönd vür Öcher Fastelovvend“ zu leben. Am Fettdonnerstag steigt ab 11 Uhr das digitale Event „Vür blieve jeck“. Karnevalist Andree Brüning lädt ganz nach dem Motto „Vür Oecher fiere Fastelovvend zeheäm“ dazu ein, für eine Stunde in die tollen Tage zu starten. Viele weitere digitale Events sind am Karnevalswochenende geplant. Und wir haben noch verschiedene Überraschungen vorbereitet, um für ein wenig Spaß zu sorgen! Natürlich auch am Rosenmontag, dem höchsten närrischen Feiertag! Unser Herz schlägt für den Karneval und wir hoffen, dass auch weiterhin alle mitmachen!“

In den Sozialen Medien wird tatsächlich digital gefeiert. Wie sieht das aus?

Prinz Guido I.: „Hunderte Öcher haben unseren Facebook-Profilbild-Badge heruntergeladen und zeigen digitales Miteinander. Unser Motto „Mär zesame sönd vür Öcher Fastelovvend“ ist Programm! Immer noch erfahren wir riesigen Zuspruch auf unsere Online-Proklamation! Das tut richtig gut. Denn feiern, das kann man einfach nicht allein. Die Online-Proklamation war die einzige karnevalistische Veranstaltung der Session. Am Abend des Livestreams waren mehr als 10.000 Zuschauerinnen und Zuschauer dabei. Das Video bleibt online verfügbar. Und wir werden auch in den nächsten zwei Wochen alles geben, so viel Karneval wie möglich über die diversen digitalen Kanäle in die Wohnzimmer zu tragen. Deshalb haben wir noch ein Musikvideo zu „Garde muss sein“ gedreht, kleine Videos mit Grußbotschaften aufgenommen und lassen alle im Online-Tagebuch unserer Hofberichterstatterin Nina Krüsmann auf www.oecherprinz.de an unserem Alltag teilhaben. All das stößt auf riesiges Interesse. Zusammenhalt ist gefragt, unter den Aktiven, wie auch beim närrischen Volk.“

Orden verleihen darf man nicht. Welche Alternative gibt es?

Prinz Guido I.: „Per Post haben wir den 50 dem FestAusschuss Aachener Karneval angeschlossenen Aachener Karnevalsvereinen und Gesellschaften einige unserer begehrten Prinzenspangen als Dankeschön und Zeichen unserer Verbundenheit geschickt. Um diese Verbundenheit auch nach außen zu zeigen, würden wir uns sehr über Posts mit Fotos mit der Prinzenspange freuen. So können wir auf unseren digitalen Kanälen zeigen, wie wir zusammenstehen und in diesen tristen Zeiten Frohsinn verbreiten.“

Mit Euren Orden plant Ihr eine besondere Benefizaktion. Wie sieht das aus?

Prinz Guido I.: „Mit unserer Benefizaktion möchten wir auch schwerkranken Kindern ein Lächeln schenken! Die prinzlichen Orden sind in der Corona-Session eine absolute Rarität. Da keine närrischen Auszeichnungen verliehen werden dürfen, wurde auch nur eine entsprechende Stückzahl für Prinz und Hofstaat produziert. Zusammen mit unserem Medienpartner „100,5 – das Hitradio“ geben wir vom 8. bis 15. Februar acht unserer streng limitierten Prinzenorden an den Meistbietenden ab. Schaltet das Radio ein und bietet jeden Tag ab 11.11 Uhr auf www.oecherprinzde mit! Wir unterstützen damit die Arbeit für schwerkranke Kinder in durch den Förderkreis „Hilfe für krebskranke Kinder“ e.V. Aachen, die Kinderkrebsstation des Uniklinikums Aachen sowie die stadthistorische Sammlung Crous des AKV.“

Was hat sich eigentlich verändert, seit Du aktiv im Karneval bist?

Prinz Guido I.: „2003 war ich im Hofstaat des Aachener Prinzen Marcus Quadflieg der Hofkutscher. Das Thema Gesang bei den Prinzen noch ganz am Anfang, heute werden ganze Alben produziert, es gibt hochprofessionelle Videos und Tänze. Social Media ist nicht erst seit Corona ein großes Thema. Dadurch kann jeder alles irgendwie miterleben und das Interesse an Karneval ist gewachsen. Als Gardist habe ich seit 2004 an den Wochenenden hinter den Prinzen gestanden – da hat sich im Ablauf und er Tradition nichts verändert. Das Drumherum und die Technik sind halt einfach besser geworden.“

Wo siehst Du den Öcher Fastelovvend in zehn Jahren?

Prinz Guido I.: „Ich persönlich liebe den rheinländischen Karneval von klein auf. Als Kind war ich am liebsten als Cowboy verkleidet und seitdem hat es mich nie mehr losgelassen. Das Gesamtpaket ist einzigartig und man vergisst den Fastelovvend nie, wenn man ihn einmal so richtig erlebt hat! Karneval ist ein Stück Kultur. Es ist sehr wichtig, dass wir das Brauchtum Karneval pflegen und Kinder und Jugendliche motivieren. Dafür wollen wir Spaß vermitteln. Karneval gehört zum Leben einfach dazu!“

Wie geht es nach Aschermittwoch weiter?

Prinz Guido I.: „Ich werde am Aschermittwoch nicht verabschiedet. Mit meinem Hofstaat stehe ich in den Startlöchern, um endlich mit den Aachenern zu feiern! Auftritte sind 2021 bislang nicht geplant. Wenn die Corona-Pandemie es zulässt, möchte Prinzengarden-Kommandant Dirk Trampen das 111-jährige Jubiläum feiern, womöglich unser einziger öffentlicher Live-Auftritt 2021 mit einem Jubiläumsfest am 22. Mai im Rathaus und einer Open-Air-Party mit Umzug am 21. August auf dem Katschhof.

Und in der Session 2021/22?

Prinz Guido I.: „Momentan hat mein Hofmarschall Wilfried Mandelartz leider noch sehr wenig zu tun, was den närrischen Fahrplan betrifft. Nur drei offizielle Termine standen seit der Proklamation auf dem Zettel. Hinter den Kulissen laufen aber die Vorbereitungen auf Hochtouren, denn es gibt ja viel nachzuholen! Die digitale Session ist eine Notlösung, die hoffentlich bald vorbei ist. Ich möchte ein Prinz sein, der sich unters närrische Volk mischt, mit den Leuten schunkelt und feiert. Und das wollen wir in unserer zweiten Session alles nachholen! Ich darf bis Aschermittwoch 2. März 2022 für zwei Sessionen amtieren, wie Prinz Rolf Lejeune in der wegen des Golfkriegs gestrichenen Session 1991. In unserer Extrarunde 2022 haben wir voraussichtlich noch bis zu drei Hofstaatler mehr. Vor allem hoffen wir, nachdem möglichst viele Menschen geimpft sind, durch volle Säle ziehen, Straßen- und Kneipenkarneval feiern zu können. Für Januar 2022 ist eine große Prinzengala mit Prinzenspiel geplant. Wir wissen, es gibt den Corona-Virus und wir müssen uns danach richten, aber es gibt auch den Virus Carneval! Wir geben Vollgas nach Corona!“

Foto © TOP AACHEN