Heute heißt es „Letzte Runde!“ in Sachen Freizeitvergnügen: Alles, was Spaß macht, ist ab morgen verboten! Der „Lockdown-light“ ist mit Sicherheit ein guter Kandidat für das Unwort des Jahres. Ab morgen, 2. November, wird das öffentliche Leben in Deutschland zum zweiten Mal runtergefahren. Alles was nötig ist, wie Schulen, KiTas und Geschäfte bleibt auf. Kontaktreduzierung heißt das Zauberwort, denn das Corona-Virus ernährt sich von Kontakten.

Und die Bundesregierung sieht rot. Noch nie seit Beginn der Pandemie war die Zahl der Infizierten so hoch. Wenn die zweite Welle jetzt nicht gebrochen wird, dann sind die Intensivstationen bald restlos überfüllt und das Gesundheitssystem steht vor dem Kollaps. Die Gesundheitsämter sind jetzt schon vollkommen überfordert und in den Krankenhäusern zeigt sich, wie sehr es an Pflegepersonal mangelt.

Wie haben Sie das letzte Wochenende vorm drohenden November-Blues verbracht? Keine Frage, der Goldene Oktober ist vorbei und selten war ein Halloween gruseliger. Ja das ganze Jahr 2020 gleicht einem Horrorszenario. Da braucht es nicht erst Toilettenpapier-Mumien, die durch die Stadt ziehen. Oder warum sind alle Regale mit dem Drogerieartikel wie leergefegt? Keine Frage, die breite Bevölkerung ist in Sorge. Eine Quarantäne könnte drohen und schließlich wird eine Ansteckung mit dem Corona-Virus immer wahrscheinlicher. Da will man gut gerüstet sein mit Hefe und Toilettenpapier. Allein die Nudeln gehen nicht so gut wie bei der ersten Welle.

War es eine gute Entscheidung, vor der Schließung der Gastronomie und verschärften Restriktionen noch das als Partyhotspot verschriene Halloween-Wochenende verstreichen zu lassen? Manch einer dürfte das doch noch einmal richtig ausgenutzt haben. Immer wieder hört man, dass private Feierlichkeiten der Grund für explodierende Neuinfektionen sind. Als wären die Deutschen ein Partyvolk. Tatsächlich erwiesen sich zum Beispiel einzelne Hochzeitsfeierlichkeiten als Superspreading-Events. Hoffentlich halten sich die Bürger nun an die Beschränkungen im Privaten, sich mit maximal zwei Haushalten und zehn Personen zu treffen.

Gastronomie, Kultur und Tourismus sind die großen Verlierer der Pandemie. Die Regierung sagt Hilfe zu, aber die ersten Kneipenschließungen sind bereits erfolgt. Die Angst ist groß. Mehr als die Befürchtung, kein Toilettenpapier mehr zu ergattern. Andererseits dürfte zumindest die 75-prozentige Entschädigung für den November manchen Umsatz der Vormonate toppen. Schließlich kann wohl keine kleine Kneipe in diesen Corona-Monaten umsatztechnisch an die Vorjahresmonate herankommen.

Demonstrationsrecht und Religionsfreiheit bleiben unberührt. Wenn es den Bürgern zu bunt wird, dürfen sie also noch auf die Straße gehen oder in einem Gotteshaus ihrer Wahl ein frommes Gebet gen Himmel sprechen.

Für die neue Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen fällt ihre Amtsübergabe von Vorgänger Marcel Philipp genau in den Beginn des Lockdown-Light. Als erste Frau an der Spitze der Stadt Aachen bezieht sie voller Elan ihr Büro – im Verwaltungsgebäude am Katschhof. Die repräsentativen Räumlichkeiten im Rathaus sind schließlich mehr „für die Schau“. Und Sibylle Keupen will bürgernah sein. Und anpacken. Zu tun gibt es genug, nicht nur Corona ist eine Herausforderung.

Sibylle Keupen hat bereits die Ärmel hochgekrempelt, hat in den vergangenen Tagen viele Gespräche mit der Verwaltung geführt und im Rahmen der Möglichkeiten das Gespräch mit den Bürgern gesucht. Digitalisierung, Angebote für junge Menschen, die Pflege von Brauchtum und Traditionen sind ihr wichtig. So besuchte sie am Vorabend der Amtsübergabe noch die Live-Übertragung der mexikanischen Studierenden im Humboldt-Haus der RWTH Aachen an der Pontstraße. Interessiert mischte sich Keupen unter die kleine Gruppe junger Leute, die mit Abstand und Maske ihren traditionellen Feiertag „Dia de los muertos“ diesmal digital mit einem Livestream feierten.

Bei uns ist heute Allerheiligen. Ob in vier Wochen der Spuk vorbei ist? Singen wir Weihnachten Oh Du Fröhliche? Bis dahin heißt es wieder Homeoffice, renovieren, lesen… Wollten Sie immer schon das Fotobuch vom Urlaub 2015 basteln? Oder endlich mal einen Kuchen backen? Jetzt ist die richtige Zeit dazu. Oder gehen sie hinaus an die frische Luft, tanken Sie auf einem Spaziergang noch ein wenig Novembersonne. Der Blues kommt früh genug.

Bleiben Sie gesund und munter!

Ihre Redaktion TOP AACHEN (03/2020)

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